Fünf Jahre Geldmuseum Wardt Von Sammlern, Fälschern und Sparern
Xanten · Das Geldmuseum Wardt wird fünf Jahre alt. Leiter Norbert Müller stellt deshalb für RP Online fünf besondere Exponate der Dauerausstellung vor – und erzählt damit Geschichten über Reichtum, Falschgeld und Wiederaufbau.
Es ist das erste Museum seiner Art in NRW – und an diesem Freitag, dem Weltspartag, wird es fünf Jahre alt: das „Museum rund ums Geld“ in Wardt. Norbert Müller hat es 2016 eröffnet, als Vorsitzender des Geldgeschichtlichen Vereins Niederrhein. Die Dauerausstellung zeigt nicht nur die spannende Kultur-Geschichte des Geldes – hinter den vielen Exponaten verbergen sich auch Geschichten über Könige, Entdecker, Fälscher und Sparer. Wie zeigen eine Auswahl, vorgestellt von Norbert Müller. Weitere Exponate und Geschichten finden sich im Geldmuseum.
Ich bin doch nicht Krösus König Kroisos von Lydien (um 590 bis 541 vor Christus) war so reich, dass sein Name bis heute für unermesslichen Reichtum steht. Die Münzen von ihm bestanden aus Elektron (eine natürlich vorkommenden Mischung aus Gold und Silber) sowie aus Silber. Das Elektron fand er im Fluss Paktolos, an dessen Ufern die lydische Hauptstadt Sardes lag. Daraus ließ er sogenannte Stater und Siklos herstellen. Seine ovalen Metallplättchen waren beidseitig gestempelt: auf der Vorderseite zwei Tierköpfe, ein Löwe und ein Stier, auf der Rückseite zwei Inkubien (Quadrate). Mit der Stempelung der Plättchen wurde die Gültigkeit der Münzen garantiert und gewährt. Von dem Begriff „gewährt“ ist die heutige Währung abgeleitet – und damit die gesetzliche Zahlungskraft unseres Geldes.
Im Museum ist ein Silbersiklos mit einem Gewicht von 5,3 Gramm und ein vierundzwanzigstel Silberstater mit einem Gewicht von 0,41 Gramm zu bestaunen. Die größten Stater hatten ein Gewicht von 10,7 Gramm. König Kroisus war seiner Zeit weit voraus. Er hatte erkannt, dass Geld Vertrauenssache ist. Seine Münzen garantierten dies – die Wirtschaft im damaligen Sardes und darüber hinaus florierte.
Das wünsch ich mir, drum spare ich Der evangelische Pfarrer und Schulinspektor Ernst Senckel aus Hohenwalde (heute ein Stadtteil von Frankfurt/Oder) richtete um 1867 eine Schulsparkasse ein. Er wurde zum Wegbereiter des Schulsparens in Deutschland. In einer Satzung für Schulsparkassen aus dem Jahre 1896 steht: „Mitglieder der Kasse können nur Schulkinder durch Einzahlungen werden. Diese müssen monatlich mindestens zehn Pfennig betragen.“
Die Firma Hänel & Schwarz aus Berlin baute in den 1930er Jahren selbstquittierende mobile und stationäre Sparautomaten. Für sie gab es Sparquittungskarten mit Unterteilungen von fünf, zehn oder 20 Feldern. Nach Einwurf des Spargroschens (Der Volksmund hat daraus gemacht „Der Groschen ist gefallen“), Einschieben der Karte und Drehen an einer Kurbel erhielt der Sparer oder die Sparerin einen entsprechenden Stempel auf seiner Karte. War sie abgestempelt, wurde sie bei der Sparkasse abgegeben und der gesparte Geldbetrag dem Schulsparbuch gutgeschrieben.
Wer die Kauri nicht ehrt... Bis heute ist das Gehäuse der Kaurischnecke (Monetaria moneta) die geografisch am weitesten verbreitete Währung der Weltgeschichte und mit über 3500 Jahren auch die älteste. Die Menschen sahen sie wegen ihrer glänzenden Oberfläche als etwas Wertvolles an. Sie war auf fast allen Erdteilen anzutreffen. Bereits ab 1650 vor Christus wurden Kauris in China als Belohnung übereignet. Der letzte „Bezahlvorgang“ fand 1960 statt: Die Niederländer machten eine Expedition in ihre ehemalige Kolonie Neuguinea. Dann kam der Zahltag für die Sherpas. Die Niederländer zückten ihre Gulden, doch dieses Geld kannten die Einheimischen nicht. Die Expedition musste unterbrochen werden, um Kauris für die Träger herbeizuschaffen.
Einzelne Kauris wurden mit viel Geschick zu einem Strang, bestehend aus 50 einzelnen Kauris, zusammengefügt. Das Oberteil jeder einzelnen Kauri musste dazu abgetrennt werden. Da jeder Strang aus 50 Kauris bestand, handelt es sich hierbei um das erste „normierte Geld“. Um das Jahr 1000 vor Christus war die Population der Kauri knapp. Die Menschen schufen Imitationen aus den verschiedensten Materialien wie Knochen, Kupfer oder Bronze. So gesehen war es das erste Falschgeld der Geldgeschichte.
Fliegendes Geld Der venezianische Weltreisende Marco Polo lebte über 20 Jahre in China. Als er über die Seidenstraße zurück nach Europa kam, berichtete er von „fliegendem Geld“ und davon, dass der große Kublai Khan durch die Ausgabe von Papiergeld reicher sei als jeder andere Herrscher auf der Welt. Wie kam der Name „fliegendes Geld“ zustande? Nachdem Münzgeld zu schwer und damit unhandlich geworden war, konnten Kaufleute in der Hauptstadt Bargeld deponieren und erhielten papierene Bestätigungen, die sie andernorts wieder einlösen konnten.
Die Europäer glaubten Marco Polo nicht und hielten an ihrem Münzgeld fest. Beim Boxeraufstand 1890 stürmten europäische Soldaten den Kaiserpalast und zerstörten eine Statue. Im Sockel fanden sie 100 Banknoten aus der Ming-Dynastie. Im Museum ist eine dieser ältesten Geldscheine der Welt zu bestaunen. Es handelt sich um eine 1000-Käsch-Note aus dem Jahr 1368. Der Text auf dem Schein lautet: „Für dem Umlauf gültiges Papiergeld. Im ganzen Reich gültig.“ Außerdem: „Wer Banknoten fälscht oder gefälschte in Umlauf bringt, wird enthauptet. Wer einen Fälscher anzeigt und verhaftet, erhält 250 Taels Silber zur Belohnung sowie das gesamte Vermögen des Verbrechers.“
Operation Bird Dog Am 20. Juni 1948 trat die Währungsreform in den drei westlichen Besatzungszonen in Kraft. Am 21. Juni hielt jeder Deutsche sein sogenanntes „Kopfgeld“ in Höhe von 40 D-Mark in den Händen. Gedruckt wurde das neue Geld in den USA und in 22.895 Holzkisten verpackt, getarnt mit den Aufdrucken „Bird Dog“ und „Doorknob“. Für diese Geheimoperation war General Lucius D. Clay verantwortlich, Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone. Die Geheimhaltung war notwendig geworden, da die Sowjets sich gegen eine westdeutsche Währungsreform ausgesprochen hatten.
Die in Bremerhaven ausgeladenen Geldkisten mit einem Gesamtgewicht von 1035 Tonnen wurden mit Sonderzügen und 800 Lastwagen nach Frankfurt zur Bank Deutscher Länder transportiert, der späteren Deutschen Bundesbank. Dass das neue Geld „Deutsche Mark“ hieß, war eher einem Arbeitstitel des amerikanischen Bankfachmannes Tenenbaum zu verdanken. Vorab waren im Gespräch: Mark, Taler, Batzen, Neumark, Goldmark, Schilling, Warenmark, Kaufmark, Banko-Mark, Gulden, Westmark, Arbeitsmark und Handelsmark. Letztlich setzte sich die „Deutsche Mark“ durch und war für 53 Jahre der „Deutschen liebstes Kind“.