Xanten Freiwilliger Schutz für Obstwiesen

Xanten · Umweltpolitiker Norbert Meesters (SPD) meldet Übereinkunft mit Bauern- und Naturschutzverbänden.

Der Hamminkelner Premium-Saftladen wird nicht nur von Gourmets geschätzt. Auch Naturschützer und Bauern mögen die Obstkelterei van Nahmen, deren bekanntester Saft von heimischen Streuobstwiesen kommt. Kein Wunder also, dass sich Norbert Meesters als umweltpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion die kleine, feine Firma vor Ort aussuchte, um den neuen landesgesetzlichen Schutz von Obstwiesen vorzustellen, der bundesweit innovativ ist.

Naturschutz- und Bauernverbände haben sich nämlich auf freiwilliger Basis geeinigt, die besonders artenreiche Kulturform der Obstwiese so zu schützen, dass das neue Landesnaturschutzgesetz erst mit Sanktionen greift, wenn ein dramatischer Rückgang der Flächen zu befürchten ist. Peter und Rainer van Nahmen, letzterer zusammen mit dem Nabu (Naturschutzbund) vor 22 Jahren Erfinder des reinen Saftes von Streuobstwiesen, sind angetan: "Wir waren erst skeptisch. Aber wegen der freiwilligen Lösung sehen wir eine gute Entwicklung."

Sie bestätigten damit die Angaben von Josef Tumbrinck, Landesvorsitzender des Nabu, Wilhelm Neu aus Brünen in seiner Funktion als Vizepräsident des Rheinischen Landschaftsverbandes und Franz-Wilhelm Ingenhorst, bekannter Obstbaum-Experte der Nabu-Kreisgruppe Wesel. Weil die Koalitionsfraktionen im NRW-Landtag nicht gegen Widerstand entscheiden wollten, hatten sie die Verantwortung für den Gesetzesinhalt an die Verbände weitergereicht. Landwirtschaftsverbände, Nabu, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Landesverband für Umwelt- und Naturschutz fanden in einer Rahmenvereinbarung einen Kompromiss. Der enthält einen neuen Mechanismus: Erst bei Flächenrückgang ab fünf Prozent treten die harten Schutzregeln des Landes für Obstwiesen ein. Tumbrinck zeigte sich "strikt überzeugt, dass das System funktioniert". Er sprach sogar von Flächenwachstum der Obstwiesen, weil sich Besitzer nun ohne gesetzgeberische Drohung um den Bestand kümmern können. Betroffen sind Obstwiesen ab 2500 Quadratmetern mit mindestens neun Hochstämmen. Das klingt einfach, ist aber mit Problemen belegt. Niemand weiß, wie viele betroffene Obstwiesen es gibt und wo sie liegen.

Satellitengestützt wurden deshalb Daten erhoben, sie sollen innerhalb von eineinhalb Jahren nach Erlass des Gesetzes per Bodenschau vor Ort überprüft werden. Selbst der Kreis Wesel, der wegen seiner Schutzbemühungen gelobt wurde, hat keinen Überblick. Man gehe von 50.000 Streuobstbäumen aus, so Ingenhorst, brauche aber dringend aktualisiertes Datenmaterial. Weiteres Problem: Obstbäume müssen gepflegt werden, doch dafür gibt es zu wenig Leute. Deshalb stehen vermehrt Fortbildungen auf der Agenda.

(RP)
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