Flüchtlingsberatung Stadt kündigt Vertrag mit Diakonie

Xanten · Die Stadtverwaltung Xanten will die Betreuung von Migranten für zwei Jahre öffentlich ausschreiben. Die Diakonie als bisheriger Partner reagiert enttäuscht.

 Heike Pullich-Stöffken (r.) und Bettina Hils (l.) beraten die Flüchtlinge in Xanten, Petra van Bergen leitet den Fachbereich, Joachim Wolff ist Geschäftsführer der Diakonie im Kirchenkreis Kleve.

Heike Pullich-Stöffken (r.) und Bettina Hils (l.) beraten die Flüchtlinge in Xanten, Petra van Bergen leitet den Fachbereich, Joachim Wolff ist Geschäftsführer der Diakonie im Kirchenkreis Kleve.

Foto: RP/Markus Werning

Die Stadt Xanten plant eine Änderung bei der Betreuung von Flüchtlingen. Sie hat deshalb den Vertrag mit der Diakonie fristgerecht zum Jahresende gekündigt, um diese Aufgabe in einer öffentlichen Ausschreibung für zwei Jahre neu zu vergeben. Das schlägt sie der Politik vor, die noch zustimmen muss. Der Sozialausschuss befasst sich am Dienstag, 24. September, damit. Die Entscheidung trifft am Mittwoch, 9. Oktober, der Rat. Es geht um ein Auftragsvolumen von 290.000 Euro.

Die Diakonie äußerte sich am Mittwoch enttäuscht dazu. Durch die Kündigung ende erst einmal die Arbeit der beiden Mitarbeiterinnen zum 31. Dezember, sagte Joachim Wolff, Geschäftsführer der Diakonie im Kirchenkreis Kleve. „Damit verlieren knapp 400 Geflüchtete einen langjährigen, vertrauten und kompetenten Ansprechpartner, der innerhalb der Stadt Xanten hervorragend vernetzt ist.“ Die Kündigung habe ihn überrascht, er sehe keinen Grund dafür. In der Vorlage für die Politik erklärt die Stadtverwaltung, dass sich der Vertrag mit der Diakonie stillschweigend verlängert hätte, wenn er von ihr nicht gekündigt worden wäre. Der Rat solle aber die Möglichkeit bekommen, über Alternativen zur bisherigen Regelung zu beraten. So äußerte sich auch Bürgermeister Thomas Görtz in einem Gespräch mit unserer Redaktion.

Wolff kritisierte das Vorgehen der Stadt. Den Auftrag für die Beratung von Flüchtlingen in einer öffentlichen Ausschreibung zu vergeben, sei falsch. „Das ist kein geeignetes Mittel dafür.“ Nicht alle Aufgaben könnten über eine Ausschreibung vergeben werden. Schließlich gehe es nicht um eine Baumaßnahme, bei der vielleicht der Preis das wichtigste Kriterium sein könne. Es handle sich um eine Sozialleistung, die von jemandem langfristig übernommen werden müsse. „Stellen Sie sich einmal vor, die Trägerschaft für eine Kindertagesstätte würde alle zwei Jahre in einem öffentlichen Vergabeverfahren neu ausgeschrieben.“ Die Flüchtlinge müssten Vertrauen zu den Beratern haben. „Das braucht Zeit“, sagte Wolff. „Ein Anbieterwechsel ist nicht hilfreich.“ Die Diakonie wolle die Flüchtlingsberatung fortsetzen. Allerdings müsse sie dafür den Zuschlag bekommen, und er wisse nicht, unter welchen Bedingungen der Auftrag für zwei Jahre ausgeschrieben werde. Er wünsche den Migranten und auch der Stadt, dass die Flüchtlingsberatung ohne zeitliche Unterbrechung fortgesetzt werde. Angesichts von kaum noch drei Monaten bis Jahresende sei er skeptisch.

Die Diakonie bietet seit 2000 eine Flüchtlingsberatung in Xanten an. Die Mitarbeiterinnen helfen den Migranten, „sich im Dickicht des für sie fremden Alltags zurechtzufinden“, berichteten Heike Pullich-Stöffken und Bettina Hils. Darüber hinaus unterstützten sie die Menschen bei der Suche nach einer Wohnung und einem Arbeitsplatz. 2018 haben sie 281 Menschen betreut: 198 lebten in städtischen Unterkünften, 183 in eigenen Wohnungen. Seit 2015 besteht ein Kooperationsvertrag mit der Stadt Xanten, die Kosten der Beratung werden hauptsächlich von ihr getragen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort