Xanten Frisches Wasser für Fische im Altrhein

Xanten/Wesel · Der 100 Hektar große Altrheinarm zwischen Xanten und Wesel droht umzukippen. Weil Zehntausende Fische in Gefahr sind, versuchen Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Xanten, das stehende Gewässer am Donnerstag umzupumpen. Kreisweit gibt es eine Vielzahl solcher Aktionen. Landwirte fordern Hilfe.

 Die Feuerwehr Xanten pumpte am Donnerstag Wasser aus dem Altrhein und spritzte es wieder hinein, um es mit Sauerstoff anzureichern. Ein Fischsterben soll so verhindert werden.

Die Feuerwehr Xanten pumpte am Donnerstag Wasser aus dem Altrhein und spritzte es wieder hinein, um es mit Sauerstoff anzureichern. Ein Fischsterben soll so verhindert werden.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Die extreme Hitze und die lang anhaltende Trockenheit sorgt an der nächsten Stelle für massive Probleme: Nachdem besorgte Bürger auf das Baumsterben in der Stadt aufmerksam gemacht haben, warnte Berthold Theußen die Verwaltung jetzt vor einem Massenfischsterben. Genauer gesagt, drohte der Altrheinarm zwischen Xanten und Wesel, ein etwa 100 Hektar großes stehendes Gewässer, umzukippen. Laut Bürgermeister Thomas Görtz sind Zehntausende Fische in Gefahr. Er setzte sich mit der Unteren Naturschutzbehörde Kreis Wesel in Verbindung. Nach deren „Okay“ beauftragte er die Freiwillige Feuerwehr Xanten mit Notfallmaßnahmen.

„Wir sind mit zwölf Einsatzkräften seit 8.30 Uhr vor Ort. Zuerst haben wir vorbereitende Maßnahmen getroffen. Danach haben wir zwei Tragkraftspritzen aufgestellt“, berichtet Tobias Fuß, Leiter des Xantener Ordnungsamtes. Dabei handelt es sich um mobile Pumpen der Feuerwehr, die jeweils 1200 Liter Wasser pro Minute aus dem Altrheinarm pumpen und anschließend in einem hohen Bogen wieder hinein spritzen. „Dadurch wird das Gewässer mit Sauerstoff versorgt.“

Zum Hintergrund: Die Feuerwehr ist für solche Arbeiten eigentlich nicht zuständig. Da aber im schlimmsten Fall Zehntausende tote Fische von der Stadt entsorgt werden müssten, helfen die Kameraden natürlich gern. Für Theußen, einer der Eigentümer des Gewässers und Vorsitzender der Fischereigesellschaft Bislicher Altrhein, ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Das Wasser hat eine Temperatur von 30 Grad und nachweislich einen niedrigen Sauerstoffgehalt. Ich frage mich, wo sind in diesen Tagen die Verantwortlichen des Regionalverbandes oder die Umweltschützer?“ Er selbst habe nun auf eigene Kosten zwei großen Pumpen besorgt.

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Foto: dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Der Einsatz am Altrheinarm ist jedoch nicht die erste Aktion dieser Art im Kreis Wesel. Bereits am Mittwoch trafen sich viele Helfer an der Issel in Hamminkeln, um dort Fische zu retten. Nach Angaben des Kreises Wesel habe es eine ähnliche Aktion auch in Hünxe gegeben. Am Donnerstag folgten weitere Maßnahmen. Wie viele es genau sind, konnte die Pressesprecherin des Kreises nicht sagen.

Dass der Altrheinarm in Xanten droht umzukippen, hängt mit dem Wetter zusammen. Dieses wird unter anderem von der Klimamessstation an der Bislicher Insel aufgezeichnet. Nach Angaben des Regionalverbandes Ruhr (RVR) misst die Station mit dem sechs Meter hohen Mast und den Messgeräten in verschiedenen Höhen im Zehn-Sekunden-Takt die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Sonneneinstrahlung, den Luftdruck und den Wind. Zusätzlich wird auch der Niederschlag erfasst. Die aktuellen Daten belegen: Seit dem 30. April hat es dort nicht mehr richtig geregnet. Damals kamen 14 Millimeter Regen runter. Bis heute sind es – inklusive der 14 Millimeter vom 30. April – insgesamt 25 Millimeter. Zudem konstant hohe Temperaturen.

Das bringt auch die Bauern an den Rand der Verzweiflung. „Egal ob Ackerbauer, Schweine- oder Rindviehhalter – die Trockenheit belastet extrem unser Portemonnaie. Auf den Weiden konnte in vielen Fällen gerade noch der zweite Schnitt eingefahren werden. Auf eine dritte Grasernte müssen wir verzichten. Der Mais, eine wesentliche Futtergrundlage für den Winter, dörrt in der Sonne dahin“, sagt Wilhelm Neu, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel. Er fordert seine Kollegen auf, sich auf den Klimawandel einzustellen und gut vorbereitet zu sein: „Wir benötigen eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage, Saatgut mit einer höheren Klimaresistenz und eine Versicherung für Klimaschäden.“ Der Niederrhein leide unter der extremen Trockenheit und müsse vom Bund bei Hilfsmaßnahmen bedacht werden. Kurzfristig könnten auch früher ausgezahlte Prämien helfen, so der Bauern-Funktionär.

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