Kreis FH: trickreicher Verteilkampf

Kreis · FH-Debatte wird immer mehr zum politischen Kräftmessen. Heute ist Gesetzesvorlage da. In ihr steht nichts von den bisher genannten Studentenzahlen. Umstritten: der harte Kurs von wir4. Wesel will ruhig eigene Vorteile suchen.

Wesel Der Konflikt mit Kleve um den Fachhochschul-Standort am Niederrhein hat mit dem Brandbrief Kamp-Lintforts an Ministerpräsident Jürgen Rüttgers einen neuen Höhepunkt erreicht. Zuvor hatte Staatssekretär Palmen (CDU Kleve) mit der Nennung von Zahlen den Konflikt angeheizt. Unauffällig verhält sich nur Wesel, das FH-Filiale der wir4-Städte (Moers, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Neukirchen-Vluyn) sein wird – und Sympathie für die Streiter von der linken Rheinseite hat. Wesels Beigeordneter Wolfgang Jung: "Wir sind in die Strategie mit eingebunden und wissen von der Verärgerung."

Vorteil: Immobilien sind da

Er bezieht sich dabei auf die von Klever Seite genannten Studentenzahlen. "Ob man sagen kann, Kleve bekommt 2000 Studenten, die anderen 500, ohne dass das Gesetz beraten worden ist, muss man sehen", sagte er. Für die Standorte im Kreis Wesel spreche, dass in Kamp-Lintfort und Wesel Immobilien für eine FH vorhanden seien. Die Kreisstadt will die Telekom-Immobilie nutzen oder das ehemalige Arbeitsamt Moltkestraße. Jung: "Wir tun alles, den Studienort zu entwickeln, wie vom Kabinett aufgetragen. Entscheidend ist das Gespräch mit dem künftigen Gründungsrektor. Wir wollen so weit wie möglich sein, wenn dieser bekannt ist." Die Zeitschiene ist wichtig, aber unklar. Der Gründungsrektor sollte Januar oder Februar ernannt werden, eine Entscheidung ist nicht absehbar. Wesel will das Thema FH zum Wintersemester 2009/10 in Angriff nehmen, was als ehrgeizig gelten muss.

Die meisten Studis am Hauptsitz

Jung gebetsmühlenartig: "Wir im Kreis Wesel sind gut aufgestellt. Die von Wesel entwickelten Fachbereiche Ressourcen-/Hochwassermanagement, Meisterstudium sowie das Thema Chemie sind gut angelegt." Was politisch läuft, ist derzeit schwer einschätzbar. Jung kann jedenfalls den Vorwurf Kamp-Lintforts, der "schwarze" Kreis Kleve werde bevorzugt, nachvollziehen. Auf einem anderen Blatt steht allerdings, ob die harsche Reaktion von wir4 weiterbringt. Auch die Vorbereitung des Kreises Wesel in Sachen FH-Wettbewerb hätte besser sein können, wenn sich das Gefühl des Sieges nicht so früh eingestellt hätte, sagen manche Beobachter.

Dr. Manfred Wüstemeyer (FDP), FH-Motor für Wesel, sagt, für die aktuell genannten Studentenzahlen gebe es keine "verlässlichen Quellen". Wesel, das weiter beharrlich und unaufgeregt agieren werde, habe gute Chancen: "Erst werden die geplanten Fachbereiche vom Land bewertet, dann kann es um Studentenzahlen gehen." Klar sei allerdings, dass der künftige FH-Verwaltungssitz auch die meisten Studienplätze bekomme. Heute kommt der Gesetzentwurf zur Fachhochschule offiziell – Zahlen gibt es darin nicht. Wohl wird die Unterscheidung zwischen FH-Standort und -Studienorten definiert. Letztere sind z. B. ohne Labore) – was auf Wesel zutrifft. Dr. Wüstemeyer setzt ohnehin auf die Vorbereitungen vor Ort. Bisher hat sich das Wissenschaftsministerium nicht angesehen, wo sich das Hochschulleben abspielen soll. Eine Bereisung soll Anfang Februar stattfinden. Wesel will dann gut vorbereitet seine Trümpfe vorweisen.

(RP)
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