Feuerwerksverkauf in Xanten und Sonsbeck Die Vielkäufer kommen frühmorgens

Sonsbeck/Xanten · Der Feuerwerksverkauf ist am Donnerstag gestartet. Bereits um 6 Uhr standen die Menschen vor den Discountern und bei den Pyro-Händlern Schlange. Viele kamen aus den Niederlanden – und reisten mit vollen Autos wieder heim.

Zwei Männer aus Utrecht haben bei KVH in Sonsbeck ihren Koffer voll gemacht. Für die rund 50 Feuerwerksbatterien gaben sie gut 2500 Euro aus. Mit den Nachbarn stehe eine große Party an, sagten sie.

Zwei Männer aus Utrecht haben bei KVH in Sonsbeck ihren Koffer voll gemacht. Für die rund 50 Feuerwerksbatterien gaben sie gut 2500 Euro aus. Mit den Nachbarn stehe eine große Party an, sagten sie.

Foto: Wyglenda

Eigentlich wollten Marcel Kempkes und Mark van Heekeren ihren Feuerwerksverkauf in Sonsbeck erst um 7 Uhr starten. Daraus wurde nichts. Kurz vor sechs standen die Leute am Donnerstag schon Schlange. „Vor dem Geschäft gab’s Massenandrang“, erzählt Kempkes. Die Kennzeichen der Autos an der Leipziger Straße verraten: Die Massen kommen aus den Niederlanden. Und in Massen kaufen sie auch Raketen und Feuerwerksbatterien ein.

Penny und Michel aus Utrecht gehören zu den Vielkäufern. Mehr als eineinhalb Stunden sind sie gefahren, um sich in Sonsbeck für Silvester einzudecken. Das machten sie jedes Jahr so und bestellten ihre Produkte schon vorher auf der Homepage, erzählen sie. Der Kofferraum ist bis zum Anschlag gefüllt. Auch auf dem Rücksitz stapeln sich die Pakete. „Das sind gut 50 Batterien“, sagt Penny, während er noch Platz für zwei weitere sucht. „Zu viel“, ergänzt sein Kumpel lachend. „Aber das ist auch für die Nachbarn. Wir feiern zusammen eine große Party.“ Dieses Jahr soll es ein besonders effektvolles Spektakel werden, nachdem im Nachbarland ebenso wie in Deutschland zwei Jahre lang ein Böllerverbot galt. Dafür haben die jungen Niederländer rund 2500 Euro bei KVH Feuerwerk gelassen. „Wenn meine Frau das erfährt, gibt‘s Probleme zuhause“, sagt Michel.

 Blick in den „Showroom“: In Sonsbeck konnten sich die Kunden die verschiedenen Batterien und per Video deren Feuerwerkseffekte anschauen.

Blick in den „Showroom“: In Sonsbeck konnten sich die Kunden die verschiedenen Batterien und per Video deren Feuerwerkseffekte anschauen.

Foto: Wyglenda

Und doch: Das sei bei weitem nicht die größte Bestellung gewesen, erzählt Feuerwerkshändler Kempkes, ohne einen genauen Preis nennen zu wollen. Die meisten Kunden kauften so zwischen 100 und 200 Euro ein. „Bei manchen Vorbestellungen denkt man aber auch einfach nur: Wow“, ergänzt er. „Die Bestände sind schon merklich geschrumpft.“ Aber nach den ersten Schubwellen am Donnerstagmorgen werde es ruhiger, weiß der Sonsbecker. „Frühmorgens kommen die Leute, die Feuerwerk leben, die in großen Mengen einkaufen und dafür weit fahren“, sagt er. „Einige machen auch ganze Touren und decken sich erst bei den Discountern ein und füllen bei uns die letzten Lücken im Auto.“

So stehen am Donnerstag auch bei Lidl in Xanten die Vielkäufer aus dem Nachbarland schon am frühen Morgen Schlange. Ein junger Mann erzählt, dass er schon um vier Uhr aufgestanden sei, um sich mit Bekannten auf den Weg über die Grenze zu machen. Die Feuerwerkskörper seien in Deutschland schlicht günstiger. Städte an der Grenze wie Kleve seien überlaufen. Deshalb sei die Männergruppe direkt nach Xanten gefahren. Dort seien die Chancen größer, Feuerwerk zu bekommen, ohne allzu lange warten zu müssen, sagen sie. Bei Lidl müssen sie rund eine halbe Stunde warten. Danach geht’s zum Aldi-Markt rüber und noch in ein drittes Geschäft. Am Freitag wollen sie wiederkommen.

Für Martin (l.) und David gehört Feuerwerk zu Silvester dazu.

Für Martin (l.) und David gehört Feuerwerk zu Silvester dazu.

Foto: Wyglenda

Am Freitag und Samstag sind auch noch die Freunde aus Sonsbeck im Einsatz. Die ersten Stressstunden sind dem 14-köpfigen Team aber schon anzusehen. Zwei Tage lang haben sie den Fachhandel für Fenster und Türen zum Feuerwerksverkaufstand umgebaut. Nachts wurden dann die Feuerwerksartikel aus dem Lagerbunker abgeholt. Er selbst habe seit 24 Stunden nicht geschlafen, sagt Kempkes. Der Ausgeschlafenste liege bei vier Stunden Nachtruhe. Und ans Ausruhen ist kaum zu denken. Um die Mittagszeit herrscht immer noch ein reges Ein und Aus an der Leipziger Straße. Da sich nur eine begrenzte Menge Sprengstoff am Verkaufsort aufhalten darf, fahren drei Freunde durchweg zum über eine Stunde entfernten Lagerbunker, um immerzu Nachschub zu holen. Im Verkaufsraum sind nur Dummys – leere Kartons – ausgestellt. Per QR-Code lassen sich Videos von den Feuerwerkseffekten anschauen. Mehrere Berater stehen bei Fragen zur Verfügung. Sind die gewünschten Artikel gefunden, auf einer Liste angekreuzt und bezahlt, findet die Ausgabe nebenan in der Garage statt. Das System haben sich die Freunde für einen zügigen Ablauf in Pandemie-Zeiten überlegt. Nun kommt es erstmals zum Einsatz.

Martin und David kommen gerade mit drei Batterien aus der Garage. Die beiden Schweizer sind über die Feiertage bei Freunden in Geldern zu Gast. Zwar seien in den Corona-Jahren öffentliche Feuerwerke in ihrer Heimat abgesagt worden, ein generelles Böllerverbot habe es aber nicht gegeben. Silvester ohne Feuerwerk können sie sich nicht vorstellen. „Das ist Tradition und gehört dazu, um das Jahr zu verabschieden und ein neues zu begrüßen“, sagt Martin. „Einmal im Jahr darf man sich das erlauben.“

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