„Faire Woche“ in Xanten Männer an die Ladentheke

Xanten · Im Weltladen stehen meistens Frauen in der vordersten Reihe. Zumindest für eine Woche soll sich das ändern.

 Die Männer übernehmen eine Woche lang die Verkaufsarbeit (v.l.): Wolfgang Schneider, Anette Artz und Udo Watzdorf.

Die Männer übernehmen eine Woche lang die Verkaufsarbeit (v.l.): Wolfgang Schneider, Anette Artz und Udo Watzdorf.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Im Weltladen an der Kurfürstenstraße haben vorrangig die Mitarbeiterinnen das Sagen. Männer sieht man kaum im Verkaufsraum, um zu beraten und zu bedienen. Ist soziales Engagement also eher eine Domäne von Frauen? Falsch, sagen Anette Artz und Wolfgang Schneider. Auch viele Männer machen mit, sind aber, wie die beiden zugeben, in der Minderheit. Und sie wirken mehr hinter den Kulissen, für die Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar. Von den 38 Mitarbeitern, die sich in der Domstadt in dem Laden mit fair gehandelten Produkten einsetzen, gehören nur vier dem sogenannten starken Geschlecht an. Im Rahmen der „Fairen Wochen“ werden nun vom 7. bis zum 12. Oktober 16 Männer „ins Rampenlicht geholt“, sagt Anette Artz, Produktmanagerin des Geschäfts. „Die Frauen haben dann frei.“ Die Männer übernehmen den Verkauf.

„Geschlechtergerechtigkeit“ heißt das bundesweite Motto der Weltläden. „Wir haben uns gefragt, wer alles Berührungen mit dem Fairen Handel hat und ihn unterstützt“, sagt die Produktmanagerin. Bei den Überlegungen stieß man dabei auf die Männer, die eben nicht in der ersten Reihe und hinter der Ladentheke stehen, die aber die Arbeit anderweitig unterstützen. „Wir haben sie angesprochen, ob sie sich outen möchten und ob sie sich vorstellen können, einen Verkaufsabschnitt zu übernehmen.“

Das Ergebnis war überwältigend, die Zweier- und Dreier-Teams für die sechs Arbeitstage waren schnell zusammengestellt. Unter den Zusagen finden sich Vertreter der Schulen, der Kirche oder auch aus der Wirtschaft. Benny Lurvink von Edeka zum Beispiel macht mit, denn sein Vater Theo hat, so Anette Artz, in Nordrhein-Westfalen als Erster im Supermarkt fair gehandelte Produkte angeboten. Er gilt daher in diesem Bereich als Pionier.

Der Vorstand der Kolpingsfamilie ist ebenso vertreten wie die Stadt, die erneut mit der Bezeichnung „Fair Trade Town“ ausgezeichnet wurde. „Wir hätten noch viele weitere ansprechen können“, sagt Schneider. „Wir sind überall auf offene Ohren gestoßen.“ Damit die Botschaft von außen gut erkennbar ist, werden während dieser Woche die Schaufenster vorrangig mit Produkten bestückt, die allgemein eher dem Mann zugeschrieben werden. Wein etwa oder bestimmte Accessoires für Ihn.

Soziales Engagement ist sicherlich vorrangig, wie auch die Mitarbeiterzahlen im Weltladen zeigen, in den Händen von Frauen. Das habe teilweise mit ihrer Biografie zu tun, sagt Anette Artz. „Das Zeitfenster ist bei ihnen in vielen Fällen größer als beim Mann.“ Denn Frauen arbeiten oft in Teilzeit, dann kann sich irgendwann eine Lücke auftun, die sinnvoll gefüllt werden will.

Udo Watzdorf hingegen gehört zu den wenigen Männern im Mitarbeiterstamm des Ladens. Nach seiner Pensionierung begann er mitzumachen. „Ich suchte nach einer sinnvollen Aufgabe, wie ich anderen helfen kann“, sagt er. 16 Jahre lang hat er in dem Geschäft mitgemacht und auch in der bevorstehenden Woche zur Geschlechtergerechtigkeit eine Schicht übernommen. Sein Resümee: „Es macht viel Spaß, Menschen kennenzulernen und zu verkaufen.“

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