Sonsbecker Paar feiert Eiserne Hochzeit Per Bus Richtung Eheglück

Sonsbeck · Maria und Johannes Hubert Quernhorst aus Sonsbeck sind seit 65 Jahren verheiratet. Gratulationen gibt’s auch vom Bundespräsidenten. Alles begann auf der Fahrt zur Schule.

 Maria und Johannes Hubert Quernhorst haben sich vor 65 Jahren das Ja-Wort gegeben (Symbolfoto).

Maria und Johannes Hubert Quernhorst haben sich vor 65 Jahren das Ja-Wort gegeben (Symbolfoto).

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Wenn Maria und Johannes Hubert Quernhorst am heutigen Samstag ab 11 Uhr daheim an der Xantener Straße 23 im Familienkreis ihre Eiserne Hochzeit feiern, dann gehen die Gedanken der 90-jährigen Jubilarin zurück in die Zeit, als alles begann. Im Schulbus war das. Maria Quernhorst (90), die in Kapellen mit sechs Geschwistern auf einem Bauernhof groß geworden ist, besuchte als junges Mädchen das Gymnasium in Geldern. Genau wie der Sonsbecker Johannes Hubert Quernhorst. Wenn Maria einstieg, saß er schon drin im Bus. „Irgendwann, ich glaube, ich war noch keine 16 Jahre alt, wollte ich wie immer auf der Rückfahrt aussteigen. Kurz vorher steht plötzlich Hans-Hubert auf, fragt mich, ob ich abends auch zum Schützenfest gehe, in der Gaststätte Dicks in Kapellen“, erzählt sie.

Sie hatte gerade einen Tanzkursus hinter sich. Tanzen konnte sie also. „Mein Bruder Albert nahm mich mit zum Schützenball. Wir gingen zu Fuß hin, ein Auto hatten wir damals nicht. Und wer war auch da, als wir bei Dicks ankamen: Mein späterer Ehemann! Da wusste ich, warum er mich im Bus gefragt hatte.“ Gegen 23 Uhr machte man sich auf den Heimweg. Der Bruder, der auf seine Schwester aufpassen sollte, erlaubte Hans-Hubert Quernhorst, sie bis zur Floth-Brücke zu begleiten. „Dann übernehme ich wieder“, war die Vereinbarung.

Immer öfter sei ihr späterer Mann dann auf den Hof gekommen, nachdem er von Edi Ackermann, einem Freund eines ihrer Brüder, einmal mitgenommen worden war. Maria und Hans-Hubert, der damals 18 Jahre war, wurden Freunde, „mehr nicht“, versichert die 90-Jährige. Irgendwann habe der Rektor des Gymnasiums das spitz gekriegt und beide nacheinander in sein Büro zitiert. „Das gefällt uns nicht, das dulden wir hier an der Schule nicht“, habe er beide ermahnt. Und gleichzeitig eines klar gemacht: „Was ihr nach der Schule macht, geht mich nichts an.“

Aus der Freundschaft wurde mehr: Am 27. Juli 1957 schlossen die beiden vor dem Standesbeamten den Bund fürs Leben. Am 3. September, heute vor 65 Jahren, führte Hans-Hubert Quernhorst seine Maria in der Kirche in Kapellen vor den Traualtar. Pastor Kanders, ein Schulfreund ihres Mannes, hat die beiden getraut. Die Hochzeit wurde auf ihrem elterlichen Bauernhof gefeiert, „im kleinen Kreis, wir hatten ja nicht viel“, erinnert sie sich.

Ihr Mann, der genau wie sie mit sechs Geschwistern aufgewachsen ist, studierte nach dem Abitur in Hannover und München Tiermedizin, machte 1958 seinen „Doctor Medicine Veterinariae“, übernahm die Tierarztpraxis seines Vaters in Sonsbeck, machte 1971 seinen Facharzt für Schweine.

Dass auch sie ihr Abitur macht, hielten die Eltern für überflüssig. „Entweder du studierst oder du heiratest. Beides geht nicht“, hätte ihre Mutter entschieden. Also ging Maria Quernhorst nach der mittleren Reife ab und ließ sich in Berlin zur Medizinisch Technischen Assistentin MTA ausbilden. Anschließend half sie ihrem Mann in der Praxis, die eigentlich mehr oder weniger das Wohnzimmer in dem Haus war, das das Ehepaar Quernhorst an der Xantener Straße baute. 1967 zogen sie ein. Dort ist auch ihr Adoptivsohn Norbert aufgewachsen, der 1991 mit 21 Jahren leider bei einem Autounfall tödlich verunglückte. „Da ging für uns die Welt unter“, sagt Maria Quernhorst.

Seit zwei Jahren ist ihr Mann (93) bettlägerig. Eine Nichte kauft für die beiden ein; jeden Nachmittag kommen ein Neffe, dessen Frau und ihr Sohn vorbei, um Maria Quernhorst zu unterstützen. „Wenn wir sie nicht hätten, wären wir arm dran“, sagt die 90-Jährige.

Zum Jubiläum gratuliert sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Es ist schön, zu wissen, dass Menschen so lange durch viele Jahrzehnte glücklich zusammenleben, alles teilen und Verantwortung füreinander und für andere übernehmen“, schreibt er in einem Brief. Die RP gratuliert ebenfalls.

(jas)
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