Zum Sonntag Einstimmung in das himmlische Lachen

Xanten · Im Stiftsmuseum in Xanten stehen zur Zeit 14 goldene "Heilige" (die RP berichtete).

Sie stehen dort und warten darauf, irgendwann wieder nach Rheinberg in den Hochaltar zurückkehren zu dürfen.

Fast 580 Jahre sind sie alt, das muss man sich einmal vorstellen. Und was haben sie alles erlebt: Umzüge von Lüttich nach Kamp, von Kamp nach Rheinberg, von Rheinberg nach Bonn, von Bonn nach Xanten. Einer ist zwischendurch einmal geklaut worden und wurde in der Eifel in einem Sack über die Klostermauer von Maria Laach geworfen. Und dazwischen: der 30-jährige Krieg, die Reformation, zwei Weltkriege - und immer wieder Menschen, die sie angeschaut und betrachtet haben, die bei diesen goldenen Figuren an Ewigkeit und Himmel dachten, an die Apostel, an Christus, an Gott Vater. So nahe wie jetzt im Museum konnte man sie selten sehen, sozusagen von Auge zu Auge. Ob den Heiligen das passt - man weiß es nicht. Ob sie sich "nach Dienstschluss" etwas zu erzählen haben, wenn alle Besucher und die Museumsaufsicht weg sind? Vielleicht werden wir das erst erfahren, wenn wir selbst im Himmel sind. Dann könnten wir zumindest die Chance haben, mit in das himmlische Lachen einzustimmen. Doch bis dahin heißt es: warten - so, wie es die Heiligen schon seit fast 600 Jahren tun.

Und wenn Sie ins Stiftsmuseum kommen und sie besuchen, dann zwinkern sie ihnen ruhig zu. Manchmal zwinkern sie zurück. Warten lohnt sich, ganz sicher.

MARTIN AHLS, LEITENDER PFARRER VON ST. PETER IN RHEINBERG

(RP)
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