Sonsbeck Eine Schule hinter Glas

Sonsbeck · Die Sonsbecker Hauptschule läuft im Sommer aus. Für den Verein für Denkmalpflege Grund genug, eine Ausstellung in der Gommanschen Mühle vorzubereiten. Am Sonntag, 6. Mai, wird sie eröffnet.

 Thomas Grütters (l.) sammelt seit 15 Jahren Postkarten und Fotos von Sonsbeck. Rechts: Leo Giesbers, der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde.

Thomas Grütters (l.) sammelt seit 15 Jahren Postkarten und Fotos von Sonsbeck. Rechts: Leo Giesbers, der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde.

Foto: Ostermann

Wie viele Mädchen und Jungen bis heute in der Hauptschule die Schulbank gedrückt haben, kann nur geschätzt werden. Fest steht, dass es bald gar keine Schüler mehr gibt. Denn die Hauptschule läuft im Sommer aus. Der Verein für Denkmalpflege erinnert in einer Ausstellung am Sonntag, 6. Mai, in der Gommanschen Mühle anhand von Postkarten, die Thomas Grütters aus seinem Fundus herausgesucht hat, an die Geschichte der Schule. Die Ausstellung wird um 11.30 Uhr eröffnet. Sie wird auch an Christi Himmelfahrt (10. Mai) während des Mühlenfrühstücks des Heimat- und Verkehrsvereins (HVV) zu sehen sein, außerdem am 30. Juni (14 bis 19 Uhr) und 1. Juli (10 bis 17 Uhr), wenn in Sonsbeck Vogelschießen und Niederrheinischer Radwandertag sind.

Seit 15 Jahren sammelt Thomas Grütters Postkarten aus Sonsbeck. 250 hat der Landschaftsgartenbauer bis heute zusammengetragen, 750 kamen hinzu, als er vor fünf Jahren die große Postkartensammlung des inzwischen verstorbenen Theo Laakmann übernommen hat. Sie sind datiert ab 1895 bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. "Zu jedem Anlass wurde früher ein Fotograf bestellt. Aus seinen Bildern wurden Postkarten gemacht", erzählt der 47-Jährige. Für die Ausstellung über die Geschichte der Hauptschule hat er Postkarten über das Gebäude selber und über Menschen, die die Schule besucht oder dort unterrichtet haben, herausgesucht.

20 Klassenfotos mit insgesamt rund 700 Schülern sind dabei, entstanden zwischen 1913 und Mitte der 40er Jahre. Viele von ihnen können noch namentlich genannt werden, weil Klassenfotos und Lehrerporträts häufig als Postkarten mit Namensnennung auf der Rückseite gedruckt wurden. Einige Klassenfotos hat er vergrößert und konnte dadurch Details entdecken, die man mit bloßem Auge sonst nicht gesehen hätte. Zum Beispiel hält ein Kind auf einem Foto, das 1917 gemacht wurde, eine Tafel in der Hand, auf der "Bewahrschule" steht. Da erwachte Grütters' Forschergeist: Im Ersten Weltkrieg war der Kindergarten zum Lazarett umfunktioniert worden, die Kinder wurden in der Volksschule betreut.

"Über die Schule ist nicht viel geschrieben worden", weiß Thomas Grütters, der alte "Quellen" angezapft hat. Zum Beispiel Veronika Janssen, Tochter von Lambert Janssen, ein "überzeugter Anti-Nazi", so Heinz-Peter Kamps, Vorsitzender des Vereins für Denkmalpflege. Lambert Janssen war von 1945 bis 1967 Rektor an der Schule. Seine Aufgabe war es unter anderem, eine Schulchronik zu schreiben und eine Ortschronik, die 700 Seiten umfasst und im Archiv der Gemeinde liegt. Die Schule, so ist dort zu lesen, wurde im Oktober 1913 als katholische Volksschule gebaut, direkt neben der Stadtmauer an der Herrenstraße, die kurze Zeit später zusammengebrochen ist.

Im Zweiten Weltkrieg schlug eine Bombe auf dem Schulhof ein, das Gebäude blieb aber verschont. 1957 wurde aus der katholischen Volksschule die konfessionslose Michaelsschule, zehn Jahre später die Hauptschule, die seit 1987 "S'Grooten-Schule" heißt - in Erinnerung an den Sonsbecker Kartographen Christian S'Grooten.

In 17 Bilderrahmen hat Grütters aus den ausgesuchten Postkarten Collagen gemacht. "Ich will die Besucher nicht überfrachten. Man soll so eine Ausstellung in 15 Minuten gesehen haben", findet er. Seine Leidenschaft hat er übrigens inzwischen ausgedehnt: Der Landschaftsgartenbauer sammelt jetzt auch alte Fotos aus Hamb und Labbeck.

Info: Postkarten der Hauptschule, Sonntag, 6. Mai, ab 11.30 Uhr an der Gommanschen Mühle in Sonsbeck.

(jas)
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