Rp-Thema Lit Mix Eine Plattform für Tänzer, Musiker und Poeten

Xanten · Die Premiere in Xanten macht Lust auf mehr - auch wenn der Besuch ein wenig hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist.

 Schülerinnen der Dom-Musikschule eröffneten mit einer orginellen Tanzperformance den Abend in der Stadtbücherei. Rund 60 Besucher waren davon sehr angetan.

Schülerinnen der Dom-Musikschule eröffneten mit einer orginellen Tanzperformance den Abend in der Stadtbücherei. Rund 60 Besucher waren davon sehr angetan.

Foto: Armin Fischer.

Xanten Ein Glas Kölsch und dazu Literatur. In Köln ist aus so einer Idee längst eine feste Einrichtung geworden. lit-Cologne nennt sich das inzwischen richtig große Kulturevent. Ob Poetry-Slammer Michael Schumacher, Stadtbücherei-Leiterin Anita Rosenberg und Librarium-Mitarbeiterin Susanne Kappel in der Vorbereitung aufs vergangene Wochenende ähnlich ging, ist nicht überliefert. Die Macher des dreitägigen Lit Mix jedenfalls haben es geschafft, in zarter Anlehnung an Köln auch in Xanten eine Plattform zu schaffen, auf der sich Lyriker, Poeten, angehende Künstler und Musikschaffende aus der Region zusammenfanden.

Die Symbiose aus Lyrik, Poesie Musik, Tanz und Literaturverfilmung jedenfalls bot eigentlich für jeden etwas. Allerdings gab es zahlreiche konkurrierende Angebote. Und das Wetter lockte so manchen wohl auch eher in einen Biergarten.

Wie in der Domstadt Köln sollten auch bei Lit Mix Raum und Weite eine Rolle spielen. Natur und besondere Gebäude mutierten zu Podien. Das Ausflugsschiff Seestern wurde zum "Hörsaal", die evangelische Kirche bot Raum für die Märchenerzählerin. Und der Zeitplan stimmte auch: Ein Programmpunkt löste den anderen ab, so dass der Besuch jeweils ohne Hektik und Entscheidungskonflikt möglich war. Selbst potentiellen Schriftstellern oder solchen, die sich erst noch daran versuchen wollten, wurde mit der Schreibwerkstatt ein Forum geboten. Beim Auftakt in der Stadtbücherei stand den drei Organisatoren die Anspannung förmlich ins Gesicht geschrieben. Jeder Gast wurde persönlich begrüßt, es gab die Möglichkeit, ein Getränk mit auf den Weg zu nehmen, und mit 60 Besuchern war die Galerie recht gut besucht.

Begrüßungsworte sprachen Michael Schumacher und Bürgermeister Thomas Görtz. Schülerinnen der Dom-Musikschule eröffneten mit einer orginellen Tanzperformance den Abend. Für die Premiere hatte man sich mit einem Mix aus Musik, Poesie, Kunst und Literatur etwas Besonderes ausgedacht. Bilder der Akteure zierten den Raum, es gab Wort und Musik im gegenseitigen Wechselspiel, nach der Pause im nicht unumstrittenen Dadaismus. Bisweilen waren die Inhalte dann doch schwierig. Besonderes Lob galt den Schülern der Dommusikschule. Sie haben hinreißend gespielt. Susanne Kappel zeigte sich denn zu Recht zufrieden - auch wenn sie schon mit ein paar Gästen mehr gerechnet hatte.

Ein wahrer Meister der Wortakrobatik bildete schließlich den Schlusspunkt des Experiments, mehrere Kunstformen als geballte Unterhaltungsreihe darzubieten: Der aus Düsseldorf stammende Schriftsteller, Lyriker, Bühnendichter, Slam-Poet und Rezitator Wehwalt Koslovsky war der Stargast im Musiksaal der Gesamtschule. Den Gewinner etlicher Slam-Championate für das Xantener Projekt zu gewinnen, war ein ausgesprochener Glücksfall. Er, der auch schon das Publikum in Wacken begeistert hat, kommt mit spartanischer Requisite aus: Stuhl und eine Flasche Wasser. Die ganze Aufmerksamkeit gilt ihm, seinen Rezitationen alter Meister und Eigenkompositionen. Wohl dosiert setzt er Intonation, mimische und gestische Mittel ein. Wortkascaden fliegen einem entgegen, eine Vielfalt von der man sich mitnehmen und tragen lassen muss.

Zeitweise schließt der Zuhörer einfach die Augen: Bewunderung der leider nicht sehr zahlreichen Gäste, und Respekt vor einem enormen Wortschatz, eingebunden in einem freien Vortrag. Es waren zwei Stunden anstrengendes, aber stets kurzweiliges Zuhören. Prädikat: sehr empfehlenswert.

Eine Wiederholung im nächsten Jahr ist denkbar. Kultur macht auch in dieser Geballtheit richtig Spaß.

(ukeu)
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