Sonsbeck Eine Ideen-Woche, um die Welt zu retten

Sonsbeck · Umwelterziehung in Zeiten von USA-Präsident Trump: Projektwoche an der Johann-Hinrich-Wichern-Grundschule in Sonsbeck zum Thema Nachhaltigkeit. Jute statt Plastik - Aktion für ein Kinderhaus in Kathmandu in Nepal.

 Jute statt Plastik zum Schutz der Meeresbewohner: Franziska, Klara und Nele aus der 3a haben Jutetaschen bedruckt, die verkauft werden sollen.

Jute statt Plastik zum Schutz der Meeresbewohner: Franziska, Klara und Nele aus der 3a haben Jutetaschen bedruckt, die verkauft werden sollen.

Foto: Ostermann

Unbeirrt davon, dass US-Präsident Donald Trump das Klimaschutzabkommen von Paris gefeuert hat, haben sich die Mädchen und Jungen der Johann-Hinrich-Wichern-Grundschule eine Projektwoche lang Gedanken darüber gemacht, wie die Erde noch sehr lange lebenswert bleiben kann. Dabei haben sie Erstaunliches herausgefunden: Dass Wölfe scheue Tiere sind, die über einen Kilometer weit hören können, und keine Menschen - auch nicht Rotkäppchens Großmutter - fressen. Oder dass in einem Kinderhaus in Kathmandu, der Hauptstadt von Nepal, 52 Mädchen und Jungen zwischen 3 und 19 Jahren leben, dass ein Teil des Kinderhauses durch ein Erdbeben am 7. Mai 2015 zerstört worden ist und die Kinder lange Zeit auf der Erde schlafen mussten.

Und auch das haben die Grundschüler mit Hilfe ihrer Klassenlehrer herausgefunden: Dass schon Carl von Carlowiz vor 300 Jahren gefordert hat, für jeden Baum, den man fällt, weil man Holz zum Bauen oder Heizen braucht und um einen Steinbruch abzustützen, einen neuen Baum zu pflanzen. Sein Ansatz: Es sollte nur so viel Wald geschlagen werden, wie wieder nachwächst. Darüber hat der Oberberghauptmann aus Freiberg in Sachsen als Begründer des Prinzips der Nachhaltigkeit 1713 ein Buch geschrieben: "Sylvicultura oeconomica".

Genau darum ging es fünf Tage lang in der Grundschule: Um Nachhaltigkeit. Jede der zwölf Klassen hatte sich ein Thema ausgesucht: Leben im Wald, die Biene, die Fledermaus, Eisbären in Not, Müllvermeidung, Leben auf dem Bauernhof - und Plastiktüten in den Meeren, über die die Kinder der inklusiven Klasse 3 a mit Schulleiter Martin Nenno und Klassenlehrerin Andrea Finke die Verbindung zum Waisenhaus in Kathmandu herstellten.

"Hier leben Waisen und Halbwaisen", erzählte am letzten Projekttag Nele (9): "Da wohnen auch kranke Kinder, die kontaktunfähig, aggressiv, verhaltensgestört sind", ergänzte ihre Freundin Mio-Sofie. Weil es bei Nachhaltigkeit auch darum geht, Plastik zu vermeiden, hat die 3a 100 Jutetaschen mit unterschiedlichsten Motiven bedruckt. In die Jutetaschen packen sie jetzt Flyer, die sie erstellt haben und in denen sie über Nepal erzählen sowie über das Kinderhaus. Und dass die Meere voller Tüten sind, die allen Lebewesen schaden. "Mit unseren Stofftaschen sagen wir: Plastiktüte? Nein danke!" Jedes Kind hat vier Jutetaschen mit nach Hause genommen, um sie für drei Euro das Stück zu verkaufen. Von dem Geld soll Schulmaterial für das Kinderhaus in Kathmandu gekauft werden.

Alles über den Wolf weiß die "Wolfsklasse", wie die 1 b von Julia Krause ("Ich bin nicht die Leitwölfin, weil es das Wort eigentlich gar nicht gibt in der freien Wildbahn.") heißt. Die 22 Mädchen und Jungen hatten eine Expertin zu Gast: Nicole Kronauer vom Verein zum Schutz der Wölfe war aus Essen nach Sonsbeck gekommen. Sie hatte ein echtes Wolfsfell und einen Koffer dabei - mit Wolfskot (im Glas), einem Schädel und einem Trittspursiegel, mit dem die Kinder Gipsabdrücke von Wolfspfoten machen konnten.

Vier Tage lang haben sich die 275 Grundschüler mit ihrem Thema auseinandergesetzt. Da wurde gemalt und gebastelt, wurden Texte aus dem Internet ausgedruckt, das Naturforum Bislicher Insel, ein Bauernhof, und die Müllverbrennungsanlage Asdonkshof besucht. Am fünften Projekttag standen gestern alle Klassentüren offen. Die Jungen und Mädchen präsentierten sich gegenseitig ihre Ergebnisse. "Die Schule ist jetzt drei Stunden in Bewegung", freute sich Schulleiter Nenno über das Gewusel auf den Fluren und in den Klassenräumen.

(jas)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort