Xanten Eine gespenstische Stille

Xanten · 25 Minuten brauchten die Feuerwerker am Montagmittag, bis die am Donnerstag entdeckte Bombe im Baugebiet Lüttinger Feld entschärft war. Derweil war die Umgebung weiträumig abgesperrt.

 Rüdiger Elze (l.) und Peter van Eck haben die Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich entschärft.

Rüdiger Elze (l.) und Peter van Eck haben die Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich entschärft.

Foto: Armin Fischer

Gut 40 Minuten lang läuft am Mittag gar nichts mehr am Rande und vor den Toren Xantens. Mit Lautsprecherwagen hatten Polizei und Feuerwehr ab 11.15 Uhr noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass die am vergangenen Donnerstag im Baugebiet Lüttinger Feld gefundene Bombe entschärft werden müsse, sich deshalb im näheren Umfeld niemand und im weiteren niemand im Freien aufhalten dürfe. Eine halbe Stunde später werden die Straßensperren errichtet. Um 12.25 gibt es Entwarnung. Peter van Eck und Rüdiger Elze haben die Zünder entfernen können.

In der Zwischenzeit herrscht eine fast schon gespenstische Stille rund um die Bundesstraße 57. Bereits an der "Schönen Aussicht" sowie am Bataverkreisverkehr fangen Polizisten und Mitarbeiter des Landesbetriebs Straßen die Verkehrsteilnehmer ab. Am Kreisel und dann wieder am Röschen weisen transportable Schilder die Umleitung aus. Reinhard Tiggelbeck, Erster Polizeihauptkommissar, hatte schon im Vorfeld vermutet, "dass sich die Kollegen an solchen neuralgischen Stellen schon mal den Mund fusselig reden können". Müssen sie tatsächlich, obwohl Bernd Dercks vom Landesbetrieb den Xantenern ein Kompliment macht. Bei einer Bombenentschärfung im vergangenen Jahr in Moers sei es in den Gesprächen viel heftiger hergegangen.

Die Einsatzbesprechung

Um 11 Uhr hatte es am Hafen Xanten noch eine letzte Einsatzbesprechung gegeben. 41 Ordnungskräfte, so der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Tobias Fuß, sorgen anschließend dafür, dass es vom Dornbuschweg bis zum Kleinen Markt kein Durchkommen in Richtung Dombogen gibt. Ruhig, aber bestimmt ist die Ansage, wenn sich doch jemand "durchschleichen" will. Dann heißt es warten.

Kurz vor halb eins atmen van Eck, Feuerwerker bei der Bezirksregierung, und Rüdiger Elze, der als Truppführer bei einer Privatfirma in Düren tätig ist, auf. Die gemeldete Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg hatte sich als 2,5-Zentner-Bombe erwiesen. Allerdings hatte sie zwei Aufschlagszünder, die herausgedreht werden mussten. Minuten später gibt es Entwarnung, versammelt sich ein Großteil der Hilfskräfte unweit des Treffler-Obst-Verkaufsstandes an der B 57, wo ein sichtlich gut gelaunter Peter van Eck sein Werk präsentieren darf. Er und Rüdiger Elze klettern aus einer Grube heraus. Die verschlammte Bombe wird mit einem Bagger zur Straße gebracht. "Dass wir sie noch gefunden haben, ist ein Glück", sagt van Eck. Hier wurde viel zu früh mit dem Bau begonnen." Respekt hat der 58-Jährige vor solcher Munition immer, zumal in Deutschland jedes Jahr einer seiner Kollegen bei der Arbeit zu Tode komme. Allerdings habe er nach 20 Jahren einschlägiger Diensterfahrung doch ein Gefühl für seine Arbeit bekommen, sagt van Eck. Das gelte nicht für Bomben mit immer problematischen Langzeitzündern.

Eine hoheitliche Aufgabe

Das sieht auch sein Kollege Rüdiger Elze so. Der 55-jährige Rheinberger ist schon seit 32 Jahren im Geschäft, kann den Feuerwerkern der Bezirksregierung zuarbeiten. Denn: "Das Entschärfen ist eine hoheitliche Aufgabe", sagt Elze. Die Bombe wird nun erst in Lintorf zwischengelagert, bis sie im westfälischen Büren zerlegt werden kann.

Derweil packt auch Tobias Fuß seine Stiefel ins Auto, zufrieden mit dem Ablauf. Und langsam kehrt wieder Leben in die Umgebung zurück. Gegen 13 Uhr steigen Bewohner des Behindertenwohnheims In den Paschen aus einem Transporter. "Wir waren mit ihnen in der Stadt spazieren", erklärt Betreuerin Petra van de Loo.

Auf den Gedanken sind viele gekommen. Mareike Beng zum Beispiel, die bei Edeka arbeitet, war für die Zeit der Evakuierung in einem Café. "Nach Hause konnte ich schließlich nicht, ich wohne fast nebenan", sagte sie. Der benachbarte Parkplatz am Ärztehaus füllt sich ebenfalls wieder — der Alltag kehrt zurück.

(RP)
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