Xanten Einbruchsradar dümpelt, aber die Hoffnung bleibt

Xanten · Kaum Resonanz auf Transparenz im Netz, aber die Polizei setzt weiter darauf, dass die Hinweise zur Aufklärung von Zeugen kommen.

 Der Einbruchsradar zeigt, wo die Täter zuschlugen.

Der Einbruchsradar zeigt, wo die Täter zuschlugen.

Foto: Polizei

Wer hat in meiner Wäsche gewühlt, wer hat meinen Schreibtisch durchsucht? Allein die Vorstellung, Opfer eines Einbruchs zu werden, löst bei vielen Menschen Panik aus. Während materieller Verlust meist verschmerzt werden kann, führt die Verletzung der Privatsphäre oft zu traumatischen Folgen. Auch deshalb steht das Delikt für die Polizei im Kreis Wesel ganz oben auf der Prioritätenliste. Im Jahr 2015 waren 1515 Wohnungs- und Hauseinbrüche angezeigt worden. 2008 lag diese Zahl bei 733. Für 2016 sind noch keine Zahlen bekannt gegeben. Das passiert erst im März, sagt Polizeisprecherin Sabine Kunst. Wohl aber weiß sie, dass es besser geworden ist. Nicht deutlich, aber etwas. Ein Mittel, um die Bevölkerung zu sensibilisieren und zu mehr Hinweisen auf Täter zu kommen, ist der Einbruchsradar. Im April vergangenen Jahres wurde diese Anzeige landesweit auf den Internetseiten der Polizeibehörden eingeführt. Doch sie dümpelt so dahin.

Unter www.polizei.nrw.de/wesel ist im Internet der Radar zu finden. Stecknadeln auf einer Karte zeigen an, wo in der jeweils vergangenen Woche Einbrüche verübt beziehungsweise versucht worden sind. Einer exakten Adresse zuordnen kann man die Stellen nicht. Das war zur Einführung auch gleich kritisiert worden, weil man damit nichts Konkretes anfangen könne, sagt Sabine Kunst. Das war es dann aber auch schon. Mehr Resonanz auf den Versuch, mehr Transparenz zu zeigen, gab es nicht.

Hintergrund ist der Datenschutz. Man könnte auch Opferschutz dazu sagen. Man soll eben nicht ablesen können, ob beim Nachbarn XY eingebrochen worden ist. Die ungefähre Ortslage soll reichen, um Leute zum Nachdenken zu animieren, ob sie nicht vielleicht doch in der Gegend etwas beobachtet haben. Ein Auto zum Beispiel, das da nicht hingehört. Laut Sabine Kunst kann so eine vermeintlich dünne Zeugenaussage durchaus das fehlende Puzzlestück in einer laufenden Ermittlungsarbeit sein. Weil man schon einen Wagen, zum Beispiel mit fremden Kennzeichen, im Visier hat. "Wir nehmen jeden Hinweis ernst. Und wenn sich herausstellt, dass es ein harmloser Versicherungsvertreter oder ein Verwandter auf Besuch ist, dann ist das auch nicht schlimm", sagt Kunst und versichert: "Wir schimpfen auch nicht."

Dennoch ist der Einbruchsradar bislang ein stumpfes Schwert. Auch intern liefert er kaum Erkenntnisse. Die Polizei kann nicht sagen, wie oft er angeklickt wird. Auch gibt es kein Archiv: Ein Zurückblättern auf Karten älteren Datums ist nicht möglich. Ab März soll die Polizei in NRW einen neuen Internetauftritt bekommen. Ob das System dann auch zu Verbesserungen beim Einbruchsradar führt, ist derzeit nicht bekannt. Sabine Kunst und ihre Kollegen geben die Hoffnung aber nicht auf. Sie sind für jede Beobachtung dankbar. Übrigens werden längst nicht alle Fälle im Polizeibericht bekanntgegeben. In den werden nur jene aufgenommen, bei denen es Aussicht auf Zeugenhinweise gibt. Nicht selten führen die auch zum Erfolg. Die Aufklärungsquote stieg 2015 auf 21,8 Prozent (2014: 15,3), was als Spitzenwert bezeichnet wurde. Am liebsten ist der Polizei ein Live-Bericht: Ein Nachbar sieht die Tat und führt per Telefon die Beamten zur Festnahme auf frischer Tat. Zur Erinnerung: 110 anrufen reicht.

(RP)
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