Xanten Ein Schnullerbaum für den Kurpark

Xanten · Die Xantener Grünen haben einen nicht ganz alltäglichen Antrag gestellt. Sie wollen einen Baum an einem Spielplatz ausgucken, der es Kindern leichter macht, sich vom Sauger zu trennen.

 Wenn es nach den Grünen geht, sollen die Schnuller demnächst an einem Baum aufgehangen werden.

Wenn es nach den Grünen geht, sollen die Schnuller demnächst an einem Baum aufgehangen werden.

Foto: dpa, jst pil fdt

Bitte nicht sofort schmunzeln, sondern erst mal zu Ende lesen. Diese Bitte hat Eberhard Ritter von den Grünen, als er jetzt einen nicht ganz alltäglichen Antrag seiner Fraktion vorgestellt hat: Es geht um das Aufstellen eines Schnullerbaums. Richtig: Ein Schnullerbaum soll her, möglichst in der Nähe eines zentralen Spielplatzes. Vielleicht sogar im Kurpark. Er wäre ein pädagogisch wertvolles, kommunales Instrument, um Kinder vom Schnuller zu entwöhnen, argumentiert Ritter.

So ganz nebenbei hätte der Schnullerbaum auch einen touristisch zu vermarkenden Aspekt. Xanten - bislang die Stadt des Nibelungen Siegfried, die Stadt der Römer und einer der wenigen Luftkurorte im Land. Und demnächst die Stadt eines Schnullerbaums? Der spezielle Baum würde, da ist sich der Grüne sicher, das Image Xantens auf originelle und konstruktive Weise steigern. "Es dürfte der erste Schnullerbaum im Regierungsbezirk sein", vermutet er. "Das pädagogisch wertvolle Ziel ist es, Kindern bei der Entwöhnung des Schnullers zu helfen."

Worum geht es genau? Ein besonderer Baum, zum Beispiel die Japanische Zierkirsche im westlichen Kurpark, so der Grüne, wird für diese spezielle Aufgabe auserkoren. Kinder könnten sich dort von ihrem heiß geliebten Sauger elegant verabschieden, indem sie ihn an einem Band in die Äste hängen. Der Baum selbst sollte fern einer Straße und in der Nähe eines Spielplatzes stehen. Zudem muss der Baum per Hubsteiger erreichbar und vor allem ungiftig sein.

Zwei ähnliche Exemplare stehen schon seit dem Sommer in der Stadt Trier. Dort leuchten die Bäume in vielen Farben. Denn die Stadt ließ dort rote, gelbe und blaue Bänder anbringen, an die Kinder an zwei Tagen im Monat ihre Schnuller hängen können. Die Resonanz, berichtet die Zeitung Trierischer Volksfreund, sei enorm. Zur Eröffnung kamen insgesamt 20 Schnuller zusammen, eine Dreijährige brachte sogar eine ganze Handvoll.

Kein leichter Gang für die kleinen Jungen oder Mädchen. Zur Abgewöhnung könne auch eine kleine Belohnung beitragen: Den bewussten Abschied vom geliebten Nuckel, Nuggi oder Nubbel, wie er je nach Region auch genannt wird, erleichtert in Trier eine Urkunde.

Besonders teuer kommt ein Schnullerbaum die Stadt auf keinen Fall. In Trier mussten Kinderhelme und die Schnüre an den Bäumen angeschafft werden. Dafür, schreibt der Volksfreund, stellt die Abgabe des Saugers für die Mitarbeiter des Grünflächenamts für zwei Stunden im Monat eine schöne Abwechslung dar. In Xanten könnten diese kinderfreundliche Betreuung Mitarbeiter des Dienstleistungsbetriebs übernehmen, so die Grünen.

Die Tradition des Schnullerbaums kommt aus Dänemark. Seit 1929 steht auf der Insel Thurø das älteste bekannte Exemplar. Dank des Baumes verbindet das Kind die sonst eher problematisch empfundene Trennung vom Schnuller mit einem positiven Erlebnis, da es den Schnullerbaum jederzeit besuchen und auf diese Weise auch an die Natur herangeführt werden kann. Zudem sieht es, dass auch andere Kinder ihren Schnuller abgegeben haben. Begleitet wird der Abschied oft mit einem regelmäßig stattfindenden Kinderfest. Arbeitslos wäre allerdings die Schnullerfee. Sie hat sich, aus Nordamerika kommend, auch in Deutschland als Gestalt oder gespielte Person durchgesetzt, die den Schnuller gegen ein Geschenk eintauscht.

(kump)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort