Xanten Ein Lindwurm für die Familie

Xanten · Heute startet das Siegfriedmuseum nach heftigen Turbulenzen mit einem langen Abend, Filmen und ermäßigten Preisen in eine Phase unter neuer Leitung. Marco van Bel will es "inhaltlich barrierefreier" machen.

Langer Museumsabend mit vergünstigtem Eintritt und zwei Filme obendrauf: Marco van Bell macht ernst mit den ersten Neuerungen im Siegfriedmuseum. Der Museologe und Kunstgeschichtler aus den Niederlanden mit deutschem Abitur hofft heute Nachmittag und dann bis 21.30 Uhr auf verstärkten Zulauf. Ein Anfang nach den Querelen um den Fortbestand und der Übernahme der Einrichtung durch die Touristagentur Xanten (TIX).

Der Unterhaltungstrend

Aber nur ein kleiner, sagt van Bel, der als Assistent der TIX-Geschäftsleitung seit Anfang Mai als "einziger festangestellter Museumsmensch" das frühere "Nibelungen(h)ort-Schiff in ruhiges Fahrwasser steuern soll. Filme, die gab es zwar schon im Vortragssaal. Allerdings donnerstags. "Aber das ist gegen den Unterhaltungstrend", sagt der 42-Jährige. "Da bereiten sich Kinder wie Erwachsene bereits aufs Wochenende vor." Ab Freitag, so hat er festgestellt, passieren zumindest mehr Gäste die Pforten an der Kurfürstenstraße. "Wir brauchen Angebote für die erste Wochenhälfte."

Es muss mehr Spannung rein

Ohnehin: Die Ausstellung sei zwar wissenschaftlich hervorragend, biete aber für alle, die nicht mit dem Stoff vertraut sind, keinen Ankerpunkt — schon gar nicht Kindern. In den Schulen gehört die Sage nicht einmal mehr zum Pflichtstoff. Also muss der "Eintritt schon aufgepeppt werden, muss die Geschichte bekanntwerden, muss Spannung rein". Dann sei auch die Rezeption zu verstehen. Für Kinder will van Bel die Nischen nutzen — im wahrsten Sinne des Wortes. Jeder Durchgang, jeder freie Platz müsse so hergerichtet werden, dass Kinder etwas in die Hand bekommen, etwas tun können. Behilflich sein soll der Lindwurm, der Drache, den van Bel mit ins Zentrum rückt. Der bisherige "Marlboro Mann" sei zu steril, also bekommt Fafnir jetzt — zumindest im Logo — eine Art Gutschrift. Das neue Tier erinnert in seiner Herzlichkeit (nicht der Größe) eher an Saphira in den Eragon-Geschichten des US-amerikanischen Schriftstellers Christopher Paolini. Van Bel will auch, so wörtlich, mit solchen Maßnahmen das Museum "inhaltlich barrierefreier für Familien" machen — auch mit Kostümführungen, die im Trend liegen. "Und wir müssen Xanten in die Geschichte holen", sagt er. "Wir sind in Siegfrieds Geburtsstadt — also müssen wir jedem der vielen Xanten-Besucher beibringen, dass er wissen will, was aus dem Recken geworden ist. Van Bell weiß, dass er damit bei den einen offene Türen einrennt, bei anderen aneckt. Das Niveau bewahren, es aber mit einem besseren Mix auch verkaufen, das ist sein Ziel. Aber: "Das geht in den Niederlanden, und das geht auch hier!"

(RP)
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