Xanten Ein bitteres Gefühl bleibt

Xanten · Zurück vom Einsatz in Haiti wird die I.S.A.R. von alten Problemen geplagt: Der Hilfsorganisation fehlt es an Geld. Zu lange dauere es, bis ein bezahlbarer Flug organisiert werden kann. So komme die Hilfe zu spät an.

So helfen Duisburger in Haiti
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Sie haben eine Woche lang lang unter härtesten Bedingungen geackert, haben nach Verschütteteten gesucht und Menschen mit schwersten Verletzungen versorgt. Nun könnten sich die Männer und Frauen von der I.S.A.R. Germany nach ihrem Einsatz im Erdbebengebiet von Haiti zufrieden zurück lehnen. Doch davon keine Spur. "Man geht mit einem schlechten Gefühl nach Hause", sagt Mark Rösen, Pressesprecher der Hilfsorganisation. Überall werde um Spenden für die Haitihilfe geworben, Abermillionen Euro gehen auf den Spendenkonten ein. Die I.S.A.R. sehe davon aber nichts. "Wir haben wieder mal keine Kohle."

Wertvolle Zeit

Das nächste schwere Erdbeben in einem fernen Winkel der Welt kommt bestimmt. Wenn dann nach internationaler Hilfe gerufen wird, dann steht die I.S.A.R. vor demselben Problem wie bei vergangenen Einsätzen in Peru, Pakistan, Thailand und jetzt Haiti: Wie in das Einsatzgebiet kommen? Ein Flugzeug zu chartern — für den eingetragenen Verein ist das illusorisch. "Das würde 300 000 bis 400 000 Euro kosten", sagt die I.S.A.R.-Vorsitzende Daniela Lesmeister. So ist die I.S.A.R. meist auf Linienflüge angewiesen.

Auch die sind in der Regel teuer, nicht zuletzt weil mehrere Tonnen Ausrüstung mitfliegen müssen. Preisverhandlungen ziehen sich mitunter in die Länge. Im Falle des Haiti-Einsatzes sei die Fluggesellschaft Condor der I.S.A.R. zwar entgegen gekommen. Dennoch: Bis der Flug beschafft war, verstrich wertvolle Zeit. Und dann war vom Zielflughafen in der Dominikanischen Republik noch eine 17 Stunden lange Lkw-Fahrt bis nach Haiti nötig. Mit einer gecharterten Maschine hätte die I.S.A.R direkt bis in die haitianische Hauptstadt Port-au-Price fliegen können.

Die I.S.A.R. ist neben dem THW die einzige UN-zertifizierte Einheit in der Bundesrepublik. "Wir haben nur vier bis fünf Tage Zeit, um verschüttete Menschen zu finden , danach sinkt die Überlebenschance dramatisch", sagt Lesmeister. "Die Humanitäre Hilfe kann dann im zweiten Abmarsch starten." Die Mitglieder der I.S.A.R. stehen innerhalb weniger Stunden für einen Einsatz bereit. "Aber bis wir vor Ort sind, dauert es immer zwei Tage", ärgert sich Rösen. Ein Zeitverzug, der für viele der Verletzten schlimmste Folgen haben kann.

Verstümmelte Körper

Grauenvolle Bilder haben die Helfer gesehen: vereiterte Wunden, verstümmelte Körper, offene Brüche. "Die Infektionen waren oft so weit fortgeschritten, dass nur noch amputiert werden konnte." Rösen erzählt von einem Mädchen, dem ein Arm abgenommen werden musste. Dies wäre wohl vermeidbar gewesen, hätte die I.S.A.R. früher eingreifen können. Dann hätte man vielleicht auch Überlebende bergen können. "Wir sind auf den Trümmern einer Schule herumgekrochen, unter denen 200 bis 300 Kinder lagen." Doch für die Verschütteten kam die Hilfe zu spät.

Fazit, so Rösen: "Wir brauchen dringend Geld, um im Ernstfall schnell einen Flug organisieren zu können." Wie das zu bewerkstelligen sei, darüber werde die I.S.A.R in der nächsten Zeit nachdenken müssen.

(RP)
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