Wegen Einsturzgefahr Sofortiger Abriss der Cölve-Brücke zwischen Duisburg und Moers droht

Duisburg/Moers · Großer Ärger für Bahnpendler am Niederrhein: Die Strecke zwischen Trompet und Rheinhausen ist für Personen- und Güterzüge wegen der Einsturzgefahr der Cölve-Brücke gesperrt. Nun drohen Schadensersatzforderungen.

 Die Regionalbahn 31 fällt zurzeit zwischen Moers und Duisburg Hauptbahnhof aus.

Die Regionalbahn 31 fällt zurzeit zwischen Moers und Duisburg Hauptbahnhof aus.

Foto: RP/Markus Werning

Bereits am Freitag vergangener Woche hatte die Stadt Duisburg nach Auswertung eines Gutachtens für die Cölve-Brücke akute Einsturzgefahr konstatiert. Die Brücke, die für Autos bereits seit 2017 gesperrt ist, wurde daraufhin komplett dichtgemacht und ist seitdem auch für Radfahrer und Fußgänger gesperrt. Die Stadt Moers hat nun eine weitere Prüfung zur Standfestigkeit der Cölve-Brücke in Auftrag gegeben. Laut Stadtsprecher Thorsten Schröder sollen die Ergebnisse übernächste Woche vorliegen. Zwei Szenarien sind danach denkbar. „Entweder ergibt das Gutachten, dass von der Brücke keine akute Gefahr ausgeht, dann könnten wir alles wieder öffnen“, sagt Schröder. „Oder es wird festgestellt, dass sich eine Gefahr nicht ausschließen lässt. Dann wäre ein sofortiger Abriss eine Möglichkeit.“ Die Moerser Verwaltung scheint von Letzterem auszugehen.

Die Stadttochter Enni Stadt & Service, bei der offiziell die Verkehrssicherungspflicht für die Brücke liegt, soll jedenfalls bereits beauftragt worden sein, den Abbruch zu planen. „Ein Vorteil eines Abrisses zum jetzigen Zeitpunkt wäre definitiv, dass dort sowieso gerade keine Bahnen fahren, es müssten also keine Sperrpausen beantragt werden, was in der Regel sehr aufwändig ist“, sagt Schröder. In einer Notfallsituation durch Einsturzgefahr müssten die Arbeiten auch nicht ausgeschrieben werden. Ein Abbruch bis zum Ende des Jahres sei deshalb denkbar, so der Stadtsprecher.

Die Nordwestbahn, Betreiberin der RB 31 zwischen Xanten und Moers sowie des RE 44 von Moers nach Bottrop, hatte am Dienstagabend reagieren müssen. Seitdem fährt die RB 31 nur noch von Xanten bis Trompet und umgekehrt. Weiter in Richtung Duisburg Hauptbahnhof über Rumeln und Rheinhausen geht es hier nicht mehr. In Gegenrichtung fährt die RB 31 zurzeit nicht mehr zwischen Duisburg und Moers. Inzwischen sollen aber Ersatzbusse zwischen Moers beziehungsweise Trompet und Duisburg Hauptbahnhof fahren, so die Nordwestbahn. Pendler müssen also auf Busse ausweichen, die wesentlich länger unterwegs sind – oder sie steigen aufs Auto um. Unklar ist, wie lange die (Teil)-Ausfälle anhalten werden. Die RE 44 fährt zurzeit nur zwischen Rheinhausen und Bottrop und umgekehrt. „Betroffen sind auch die Güterzüge. Sie werden über andere Strecken umgeleitet“, so die Bahnsprecherin.

Die Nordwestbahn war daraufhin gezwungen, den Verkehr hier einzustellen, weil die Deutsche Bahn die Strecke gesperrt hatte. „Wir haben das im Einvernehmen mit der Stadt Duisburg getan“, erklärte eine Bahnsprecherin auf Anfrage. Die Stadt habe auf die Gefahr durch die marode Brücke hingewiesen, worauf sich die Bahn zur Sperrung gezwungen sah.

 Die Cölve-Brücke zwischen Moers-Schwafheim und Duisburg-Trompet ist komplett gesperrt. Es bestehe Einsturzgefahr, argumentiert die Stadt Duisburg.

Die Cölve-Brücke zwischen Moers-Schwafheim und Duisburg-Trompet ist komplett gesperrt. Es bestehe Einsturzgefahr, argumentiert die Stadt Duisburg.

Foto: Mike Michel

Der Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer hatte am Dienstag an die DB Netz AG geschrieben. Dort heißt es: „Demnach ist die Verkehrssicherheit und Standfestigkeit des Bauwerks derzeit nicht nachweisbar, so dass eine Einsturzgefahr oder die Gefahr durch herabfallende Teile nicht ausgeschlossen werden können.“ Fleischhauer bat in dem Schreiben die DB Netz AG „um Entscheidung in eigener Zuständigkeit, ob angesichts der genannten Risiken ein Bahnverkehr unterhalb des Bauwerks weiterhin aufrechterhalten werden kann“.

Auch der Verwaltungsrat des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) befasste sich in seiner Sitzung am Mittwoch in Duisburg mit dem Thema. „Es ist zu befürchten, dass die DB Netze Schadensersatz wegen unterlassener Instandhaltung der Cölve-Brücke geltend machen wird“, erklärte Frank Heidenreich, Mitglied des VRR-Verwaltungsrates. Schließlich sei die Strecke derzeit für die Bahn nicht nutzbar – aus Gründen, die die Bahn nicht selbst zu verantworten hat. Im Zweifelsfall könnte es sein, dass der Baulastträger dafür aufkommen müsse. Und das ist nach Auffassung der Stadt Duisburg (noch) die Stadt Moers. Inzwischen haben sich die Städte Moers und Duisburg über eine entsprechende Gebietsübertragung geeinigt. Dem muss aber die Bezirksregierung Düsseldorf noch zustimmen, bevor die Stadt Duisburg dann einen Brückenneubau in Angriff nehmen kann. Und das wird wohl auch noch eine Weile dauern.

„Das Grenzänderungsverfahren wird – anders als von der zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf (BR) noch vor einigen Wochen in Aussicht gestellt – nicht mehr in diesem Jahr zum Abschluss kommen, da der Kreistag des Kreises Wesel wegen Abstimmungsbedarf zwischen der Bezirksregierung und dem Kreis nunmehr frühestens in seiner Sitzung am 16. Dezember den Beschluss über die Grenzänderung fassen kann“, teilt Duisburgs Stadtsprecher Jörn Esser auf Nachfrage mit. Über die kurzfristigen Maßnahmen hinausgehend, werde aber an den Vorbereitungen für einen Ersatzbau gearbeitet.

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