Workshop in DRK-Kita Seestern in Wardt Piratenmäuse entwickeln innere Stärke

Xanten · In einem Workshop in der DRK-Kita Seestern in Wardt haben die Vorschulkinder gelernt, wie sie Konflikte lösen können: indem sie wie ein Löwe sind.

 „Lass meinen Arm los!“: Marlene hat durch Miriam Niegot gelernt, deutlich zu sagen, was sie möchte. Die anderen Piratenmäuse und Birgit Düpont unterstützen sie dabei.

„Lass meinen Arm los!“: Marlene hat durch Miriam Niegot gelernt, deutlich zu sagen, was sie möchte. Die anderen Piratenmäuse und Birgit Düpont unterstützen sie dabei.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Miriam Niegot hält Marlene am Arm fest, aber das Mädchen möchte das nicht. „Lass meinen Arm los!“, sagt Marlene. Zuerst leise, beinahe schüchtern, dann bestimmter. So oft, bis Miriam Niegot den Arm loslässt.

Es ist eine Übung. Sie gehört zum Workshop „Starkes Training“. Marlene und die anderen Piratenmäuse der DRK-Kita Seestern in Wardt lernen, wie sie Konflikte friedlich lösen und formulieren können, was sie möchten und was nicht.

Miriam Niegot leitet den Workshop. Die Ergotherapeutin ist Trainerin für Selbstbehauptung und Resilienz. Sie arbeitet für das DRK-Haus der Familie in Moers. Für den Workshop ist sie zur Kita Seestern nach Wardt gekommen.

Die Piratenmäuse kommen nach den Sommerferien in die Schule. Der Workshop gehört zur Vorbereitung auf diesen nächsten Lebensabschnitt, wie Birgit Düpont erklärt. Die Leiterin der DRK-Kita Hoppetosse in Vynen hilft zurzeit im Seestern aus.

Durch das Training entwickeln die Kinder innere Stärke, damit sie sich im Alltag auch schwierigen Situationen stellen können, wie Düpont erklärt. Sie nennt ein Beispiel. Ein Kind will nach dem Unterricht mit dem Schulbus nach Hause fahren, aber dieser ist schon abgefahren. Durch die Übungen im Workshop soll das Kind dann die innere Stärke haben, nicht verzweifelt zu sein. Stattdessen soll das Kind Vertrauen zu sich selbst haben. Damit es überlegt, was es jetzt machen kann. Damit es den Mut hat, Hilfe zu holen. Dafür haben die Kinder im Workshop gelernt, dass jeder Mensch verschiedene Gefühle empfinden kann, wie Miriam Niegot erklärt. Das hat sie den Kindern mit Tieren erklärt: mit einer Mücke, einem Schaf und einem Löwen. Die Tiere stehen für Gefühle und Verhaltensweisen.

Miriam Niegot hat mit den Mädchen und Jungen besprochen, dass jeder manchmal wie eine Mücke ist und andere ärgert. Dass aber auch jeder manchmal wie ein Schaf ist und sich ärgern lässt. Und dass es besser ist, wie ein Löwe zu sein. Also ruhig und entspannt. Auch wenn ein anderes Kind einem etwas weggenommen hat. Die Piratenmäuse erfahren, dass Gefühle zum Leben dazu gehören, erklärt Niegot. „Dass es aber wichtig ist, wie man mit Gefühlen umgeht.“ Wenn ein Kind sauer sei, solle es andere Kinder nicht hauen, sondern lieber eine Runde rutschen gehen, um sich dabei abzureagieren. Es gehe darum, den Ärger rauszulassen, ihn aber nicht an anderen auszulassen, sagt Miriam Niegot.

Durch die Übungen lernen die Kindern, dass sie andere nicht mit Gewalt davon überzeugen sollen, wenn sie etwas möchten oder nicht möchten, erklärt die Trainerin. Zum Beispiel, wenn sie jemand am Arm festhält. Dass sie dann nicht zum Schaf werden. Sondern zum Löwen. Dass sie ruhig bleiben, aber auch deutlich sagen, was sie sich wünschen: dass der andere sie loslässt. Das sei etwas, dass den Kindern natürlich auch schon in der Kita vermittelt werde, erklärt Düpont. Durch den Workshop könne das Thema aber intensiver behandelt werden. Deswegen kann sie sich vorstellen, dass es das Training auch im nächsten Jahr geben wird.

Zumal auch die anderen Kinder davon profitieren: Die Piratenmäuse hätten direkt im Alltag angewandt, was sie gelernt hätten, berichtet Düpont. Auch Eltern haben das beobachtet. „Weil die Piratenmäuse für die jüngeren Kinder Vorbilder sind“, berichtet eine Mutter. „Eine ganze Einrichtung wird davon positiv beeinflusst.“

(wer)
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