Xanten Drei Tage lang den Landtag aktiv erlebt

Xanten · Aylin Erk (17) und Aaron Boettcher (17) vom Berufskolleg Placidahaus Xanten nahmen beim Jugend-Landtag die Plätze der Abgeordneten ein.

 Aaron Boettcher und Aylin Erk vom Berufskolleg Placidahaus.

Aaron Boettcher und Aylin Erk vom Berufskolleg Placidahaus.

Foto: Armin Fischer

Mitglied eines Parlaments sein, mitdiskutieren und am Ende mitbestimmen: Für 237 Jugendliche aus ganz Nordrhein-Westfalen ging dieser Wunsch beim sogenannten NRW-Jugend-Landtag in Erfüllung. Auch Aylin Erk (17) und Aaron Boettcher (17) vom Berufskolleg Placidahaus Xanten (BKX) nahmen für drei Tage die Plätze der Abgeordneten ein. Sie lernten die Abläufe in einer repräsentativen Demokratie kennen, organisierten die Entscheidungsfindungen im Spiel von Mehrheit und Minderheit selbst und diskutierten über Themen.

Ganz dem realen Vorbild nachempfunden, repräsentierte jeder der Jugendlichen einen der 237 Abgeordneten im Landtag, und nahm entsprechend dessen Parteizugehörigkeit ein. Aylin wurde der Fraktion Die Grünen zugeordnet. Aaron hat sich für den Jugend-Landtag gezielt bei der SPD beworben. "Ich interessiere mich sehr für Politik und Geschichte, weshalb ich den Arbeitsalltag der Abgeordneten mal am eigenen Leib erfahren wollte", sagte der 17-Jährige.

Zusätzliches Interesse weckte noch das Thema "Mehr fürs Leben in der Schule lernen". "Das ist ein Thema, das mich persönlich wirklich beschäftigt. Es gibt so viele Dinge, die ich auf der Realschule gelernt und nie wieder gebraucht habe, während andere, für mich wichtige Inhalte wie Mietrecht, Steuern und Versicherungen vernachlässigt wurden", erklärte er. Auch Aylin bewarb sich für die Teilnahme am Jugend-Landtag, um als Jugendliche in der Politik Gehör zu finden. "Jeder konnte seine Meinung äußern, die aufmerksam angehört und anschließend mit allen besprochen wurde. Man fühlte sich respektiert und ernst genommen", sagte sie. Einfach waren die Diskussionen allerdings nicht.

Die Jugendlichen lernten die parlamentarischen Abläufe originalgetreu von den Fraktionssitzungen über die Ausschusssitzungen, öffentliche Anhörungen von Experten bis hin zur Plenarsitzung kennen. "Gerade die Fraktionssitzungen waren teils echt anstrengend. Wenn man wie bei der SPD versucht, 99 Meinungen auf einen Nenner zu bringen, ist das schon harte Arbeit", erzählte Aaron. "Wir haben etwa allein 45 Minuten darüber diskutiert, wie viel Redezeit jeder Einzelne hat, oder ob man in der Rednerliste eine Frauenquote durchsetzen müsse", ergänzte er. Manche Diskussion seien auch in der Freizeit per Whats-App noch weiter geführt worden. Und nicht nur einmal musste das Frühstück verkürzt werden, um noch rechtzeitig seine Beschlüsse zu fassen, bestätigte Aylin. Nun könnten sie jedenfalls verstehen, warum manche politischen Beschlüsse so lange auf sich warten ließen, waren sich die Jugendlichen einig. "Man hat gelernt, wie anstrengend Demokratie ist", verdeutlichte Aaron. Spaß gemacht habe der dreitägige Ausflug in die Welt der Politik aber dennoch. "Mein Interesse ist jetzt noch größer geworden. Ich könnte mir vorstellen, später tatsächlich Abgeordneter zu werden", sagte Aaron. Beide möchten auch künftige Jugend-Landtage als Helfer mitgestalten.

Die Beschlüsse der Jugendlichen werden vom realen Landtag zur Kenntnis genommen. Für eine gerechtere Studienvergabe forderten die 16 bis 20-Jährigen standardisierte und fächerspezifische Einstufungstests an den Hochschulen, die neben dem Numerus Clausus berücksichtigt werden sollen. Für lebensnähere Lehrinhalte an Schulen solle es eine Projektwoche an weiterführenden Schulen für alle Klassen geben, die praxisnahe Auswahlthemen behandeln. In einem Eilantrag wurde zudem die "Gleichstellung der Ehe für alle" beschlossen.

(beaw)
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