Sonsbeck Dreharbeiten im Sonsbecker Untergrund: Wie kaputt ist der Kanal?

Sonsbeck · Die Gemeinde hat eine Firma aus Geldern damit beauftragt, das Kanalnetz - vornehmlich in Hamb - mit der Kamera in Augenschein zu nehmen.

 Die Kamera, die um die Ecke gucken kann, kostet um die 20 00 Euro.

Die Kamera, die um die Ecke gucken kann, kostet um die 20 00 Euro.

Foto: arfi

Sie macht das nicht zum ersten Mal, und sie tut es auf eine humorige Art: Petra Ophardt erklärt und demonstriert auf der Wiesenstraße in Hamb, wie eine Kanal-Untersuchung mit Hilfe einer Kamera funktioniert. Auf einem Monitor kann man genau sehen, wo die Kamera gerade lang fährt und welche Schäden sich da auftun. Das Prozedere wird gefilmt, digitalisiert, auf DvD gebannt und in gedruckter Form auf den Tisch dessen gelegt, der das Ganze in Auftrag gegeben hat und bezahlen muss.

In diesem Fall ist es die Gemeinde Sonsbeck. Sie hat die Kanalprüftechnik Arnd Stepholt aus Geldern mit der Untersuchung der Regen- und Schmutzwasserkanäle im Gemeindegebiet beauftragt. Dass man ausgerechnet in Hamb anfängt, hat einen Grund: Der Starkregen Ende Mai, Anfang Juni hat deutlich gemacht, dass was nicht in Ordnung ist mit dem Kanalnetz in Hamb: Da ist Niederschlagwasser ins Schmutzwasser gelangt.

Also macht die Kamera jetzt Strecke in Hamb, 50 Zentimeter in einer halben Stunde. Sechs Kilometer Kanal müssen unter die Lupe genommen werden: Gibt es Risse im Rohr? Sind Anschlüsse nicht ordnungsgemäß miteinander verknüpft? Sind Wurzeln eingewachsen, ist der Kanal gar an einzelnen Stellen gebrochen?

Die TV-Untersuchung bringt alle Schäden ans Licht, allerdings nur die an den Hauptleitungen bis zur Grundstücksgrenze. Hausbesitzer, die die Gelegenheit nutzen wollen, auch den Anschluss zu ihrem Heim untersuchen zu lassen, können das machen lassen - müssen die Kosten dafür aber selber tragen. Das sind grob geschätzt zwischen 150 und 500 Euro, je nach Größe des Grundstücks und entsprechend der Länge und Verzweigung des Kanals.

Bei Jürgen Köhlitz vom Fachbereich Bauen und Planen laufen die Fäden zusammen. Insgesamt zehn Kilometer Regen- und Schmutzwasserkanäle werden auf diese Art untersucht, Hamb komplett sowie Teile von Sonsbeck und Labbeck. Erst reinigt die Firma Borgers aus Vynen die Rohre, spült den Kanal mit 80 bar Hochdruck aus und saugt beim Zurückziehen des Schlauches den Dreck mit 'raus, der zum Klärwerk gefahren wird. Durch den Zugangsschacht auf der Straße schiebt Petra Ophard ihre Kamera, die übrigens 19.000 Euro kostet, in den Kanal. Das hochgerüstete Spezialauto schlägt mit 280.000 Euro zu Buche - "Ohne mich", so Petra Ophard, " ich fahre quasi jeden Tag ein Einfamilienhaus spazieren".

Bis in den Januar hinein dauern die Dreharbeiten in Hambs Kanälen, dann sind Sonsbeck und Labbeck dran. Im Frühjahr, so Köhlitz, soll mit der Sanierung begonnen werden. Alle 15 Jahre werde das Kanalnetz überprüft, das in den drei Ortschaften zusammen 60 Kilometer lang ist. Im Normalfall werdenjährlich vier Kilometer abgearbeitet.

Petra Ophard braucht um ihren Arbeitsplatz nicht zu fürchten: Die Auftragsbücher bei ihrem Bruder Arnd sind voll. Er ist eigentlich gelernter Dachdecker, hat den Betrieb vom Vater übernommen, der 1981 mit der TV-Untersuchung von Kanälen begonnen hat. Seine Schwester Petra ist vom Fach: Sie hat 1998 eine Ausbildung als Vermesserin und Entsorgerin mit Fachrichtung Abwasser gemacht.

Infos zur Kanaluntersuchung mit Kameratechnik gibt es unter www.kanalprueftechnik.de.

(jas)
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