Doris Brückerhoff läuft nur noch barfuß Schuhlos glücklich

Xanten-Vynen · Doris Brückerhoff geht auf ungewöhnliche Art durchs Leben. Sie verzichtet soweit irgend möglich auf Schuhe und Socken. Stattdessen ist sie sowohl bei Hitze als auch bei Kälte barfuß unterwegs. Ihrer Gesundheit habe das gut getan.

 Doris Brückerhoff läuft fast immer barfuß. Die Fußsohlen haben sich mittlerweile dem schuhlosen Gang angepasst.

Doris Brückerhoff läuft fast immer barfuß. Die Fußsohlen haben sich mittlerweile dem schuhlosen Gang angepasst.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

In der Stadt treibt die Sonne das Thermometer hoch, auch die Pflastersteine der Gehwege sind enorm aufgeheizt. Da ist es doch gut, dass Schuhe die Füße schützen. Wirklich? Doris Brückerhoff kann darüber nur lächeln. Die Vynenerin hat sich vor einigen Jahren zur passionierten Barfußgängerin entwickelt. Seitdem macht ihr Hitze unter den Fußsohlen ebenso wenig aus wie Kälte bis etwa drei Grad. Stattdessen hat sich ein völlig neues Fühlen eingestellt, eine sensorische Bereicherung. „Im Schnee macht es total Spaß“, schwärmt sie zum Beispiel. „Es ist ganz toll.“ Aufpassen muss sie jedoch trotzdem, denn die Zehen können wegen Unterkühlung schnell blau anlaufen.

Die Idee dazu, weitgehend auf Schuhe zu verzichten, entstand vor dreieinhalb Jahren aus einer Laune heraus. Es war einer dieser Februartage mit dem typischen Niederrheinwetter bei etwa fünf Grad plus. „Ich hatte die Nase voll von Schuhen.“ Also wandte sie sich kurzerhand dem Barfußlaufen zu. „Gesehen hatte ich es schon öfter und mir immer gedacht, wie cool das wäre.“

Der weitgehende Verzicht auf festes Schuhwerk ist nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Ihr Gang hat sich zum Beispiel verändert. Schuhträger treten zuerst mit der Hacke auf und rollen dann nach vorne ab. Das beanspruche aber stark die Knochen und Gelenke, vom Knie über die Hüfte bis in den Rücken hinein, sagt die gelernte Krankenschwester. So musste Doris Brückerhoff auch mit Hilfe von Youtube-Filmen zunächst einmal das Gehen neu erlernen. Statt dem klassischen Fersenlauf, der durch das Schuhwerk stattfindet, setzt sie mit dem vorderen Fuß zuerst auf. So hat sich mit der Zeit das Fußbett verändert, die gesamte Körperhaltung habe sich verbessert, erläutert sie. Nun habe sie viel mehr Freude am Gehen und Laufen, meint die Leiterin der Caritas-Tagespflegestation in Sonsbeck.

  Seit dreieinhalb Jahren verzichtet Doris Brückerhoff so weit es geht auf Schuhe. Sowohl bei Hitze als auch bei Kälte ist sie nur noch barfuß unterwegs.

Seit dreieinhalb Jahren verzichtet Doris Brückerhoff so weit es geht auf Schuhe. Sowohl bei Hitze als auch bei Kälte ist sie nur noch barfuß unterwegs.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Die anfänglichen Schmerzen nach der Umstellung sind längst vergessen. Heute erledigt die 49-Jährige vieles barfuß, Einkäufe ebenso wie lange Spaziergänge mit ihrem Ehemann, der genauso wie der jüngste Sohn immer mehr Freude an der neuen Fußfreiheit findet. „Derart im Wald zu gehen, ist einfach genial. Am Anfang hatte ich noch gedacht: Was mache ich eigentlich? Es tut doch weh. Doch ich habe mich schnell daran gewöhnt.“ Selbst Bucheckern oder Split machen nichts mehr aus, auch jener nicht, der mit kleinsten Glassplittern versetzt ist. Darauf könnte sie allerdings liebend gerne verzichten, denn daheim musste sie einmal einige Kleinstteilchen aus der Hornhaut entfernen. „Aber geblutet hat nichts.“ Anfangs hatte sie einmal eine Brandblase gehabt, doch heute signalisieren die Fußsohlen nur, dass der Gehweg heiß ist. Mehr nicht. Sicherheitshalber hat sie aber unterwegs immer ein Paar Sandalen dabei.

Die neugierigen Blicke der Menschen in ihrer Umgebung sind ihr gewiss. „Grundsätzlich erfahre ich positive Reaktionen. Kinder wundern sich nur und fragen die Eltern: Darf sie das?“ Vor der Gefahr einer Blasenentzündung, an die viele bei nackten Füßen in der Kälte direkt denken, ist Doris Brückerhoff gefeit. „Die Füße signalisieren zwar, dass es kühl ist, aber die Kälte steigt nicht hoch. Der Körper stellt sich darauf ein. Darum hatte ich, seit ich so gehe, keine dieser typischen Erkältungen mehr, wie sie sonst vor allem im Frühjahr und im Herbst üblich sind.“

Bei der Arbeit im Gertrud-Haus der Caritas in Sonsbeck verzichtet die Vynenerin auf das ungefilterte Barfußgefühl. Normale, feste Schuhe mag sie trotzdem nicht tragen. Statt dessen zieht sie Barfuß-Schuhe mit einer leichten Kautschuksohle über. „Dann fehlt nur die Sensibilität.“ Auf der heimischen Baustelle für das neue Eigenheim schlüpft sie der Sicherheit zuliebe allerdings in feste Arbeitsschuhe. Aber kaum wieder draußen, „ziehe ich sie sofort aus“.

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