Xantener Dom Nun strahlt St. Viktor wieder

Xanten · Im Xantener Dom ist ein Kirchenfenster aus dem 16. Jahrhundert restauriert worden. Die Arbeit ist aufwendig: Das wertvolle Glas ist nur wenige Millimeter dick, und im Laufe der Zeit hatte sich Ruß darauf abgesetzt. Mit Wattestäbchen wurde er entfernt.

 Das restaurierte Kirchenfenster (v.l.): Sandra Engelhardt-Kielmann, Johannes Schubert, Franziska Bechert (alle Dombauhütte) und Hans-Wilhelm Barking (Dombauverein).

Das restaurierte Kirchenfenster (v.l.): Sandra Engelhardt-Kielmann, Johannes Schubert, Franziska Bechert (alle Dombauhütte) und Hans-Wilhelm Barking (Dombauverein).

Foto: Armin Fischer ( arfi )

Klein sind sie nicht gerade, im Gegenteil. Die Kirchenfenster sind zwölf Meter hoch und vier Meter breit. Dennoch fallen sie dem Besucher nicht sofort auf, wenn er den Xantener Dom betritt. Dafür hängen sie zu hoch, im sogenannten Obergaden des Bauwerks. Der Mensch muss schon seinen Kopf in den Nacken legen, um sie zu sehen. Aber es lohnt sich. Er wird mit wunderbaren Fenstermalereien belohnt.

Allein im Mittelschiff hat der Xantener Dom 17 Kirchenfenster. Fünf von ihnen, die aus dem 16. Jahrhundert stammen, werden von der Dombauhütte gerade restauriert. Bis Ende nächsten Jahres müssen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann läuft die finanzielle Förderung aus. Zwei Kirchenfenster fehlen noch. Das dritte ist gerade fertig geworden.

 Das Fenster zeigt unter anderem den Heiligen Viktor.

Das Fenster zeigt unter anderem den Heiligen Viktor.

Foto: Armin Fischer ( arfi )

Es stammt aus den Jahren 1530 bis 1540. Auf dem fast 500 Jahre alten Glas sind vier Heilige zu sehen: Helena, Viktor, Petrus und Gereon. Weite Teile des Originals sind noch erhalten, manches wurde im 19. Jahrhundert ausgebessert, wie Glasrestauratorin Franziska Bechert erklärt. Sie und ihre Kolleginnen haben die Glasfläche in den vergangenen Monaten Stück für Stück ausgebaut, herunter getragen, gereinigt, restauriert, konserviert und wieder eingebaut. Außen ist nun zusätzlich Sicherheitsglas davor gekommen, als Schutz vor der Witterung. Bisher waren die Kirchenfenster Wind und Wetter ausgesetzt. Manchmal flogen auch Vögel dagegen.

Es war und ist eine aufwendige Arbeit: Die Glasflächen der Kirchenfenster sind verdreckt, über die Jahre hat sich eine Schicht aus Staub und Ruß darauf abgelegt. Bechert und ihre Kolleginnen bauen gerade das vierte Kirchenfenster im Obergaden aus. Ihre Handflächen sind schwarz wie bei einem Schornsteinfeger. Aber sie kann nicht einfach mit einem Lappen über die historischen Malereien gehen, sondern muss das Glas, das nur wenige Millimeter dick ist, vorsichtig mit einem Wattestäbchen und einem Skalpell reinigen. Die gesamte Fläche.

Die Mühe lohnt sich. Die Farben des restaurierten Kirchenfensters leuchten wieder hell und kräftig. Der 500 Jahre alten Glasmalerei ist ihr Alter nicht mehr anzusehen. Als sie im 16. Jahrhundert angefertigt wurde, konnten nur wenige Menschen lesen und schreiben. Deshalb hatte das Kirchenfenster auch den Zweck, eine Botschaft zu verbreiten, und tatsächlich: Wenn das Sonnenlicht durch das restaurierte Kirchenfenster fällt, umgibt ein mystischer Glanz die vier Heiligen. Das ist auch heute noch, mehr als 200 Jahre nach der Aufklärung, beeindruckend. „Das ist höchste Kunst“, sagt Hans-Wilhelm Barking, Vorsitzender des Dombauvereins, und sein Lob dürfte sich nicht nur auf diejenigen beziehen, die die Kirchenfenster im 16. Jahrhundert bemalten, sondern auch auf diejenigen, die sie restaurieren.

Die Dombauhütte setzt am Anfang des neuen Jahres die Arbeiten am Fußboden des Doms fort. Etwa 50 Tonnen der alten Blaustein-Platten werden herausgenommen und aufbereitet oder durch neue ersetzt. Die Arbeiten sollen im Januar beginnen und bis Ostern beendet sein. Die Gottesdienste werden solange in den Hochchor verlegt.

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