Xanten Die Siegfriedstadt war im Krieg als Drehort beliebt

Schon vor den Dreharbeiten zu "Träumerei" war die Siegfriedstadt der UFA-Filmgesellschaft bekannt. Hier drehte 1941 ebenfalls Regisseur Harald Braun den Streifen "Zwischen Himmel und Erde". In seiner Dissertation mit dem Titel "Eine gänzlich zerstörte Stadt – Nationalsozialismus, Krieg und Kriegsende in Xanten" hat der Historiker Ralph Trost darüber ausführlich geschrieben.

Die UFA griff gerne auf alte Städte und Landschaften zurück, um inmitten der realen Kulissen die Produktionskosten für Filme mit historischem Hintergrund zu reduzieren. "Statt die melodramatische Geschichte der beiden Dachdeckerbrüder Matthias und Appolonius in den Babelsberger Studios zu drehen und dazu teure Kulissen aufzubauen, zog Braun mit seinem gesamten Produktionsstab in das von den unmittelbaren Auswirkungen des Krieges bisher verschont gebliebene Xanten und drehte den größten Teil des Filmes um den Xantener Dom", schreibt der Xantener Trost. Die UFA bezahlte unter anderem für die Benutzung der Drehorte. So gingen 2000 Reichsmark als "Miete" für den Dom an den Dombauverein.

Im Mai 1941 hatten Ufa-Mitarbeiter die späteren Drehorte besichtigt; die Dreharbeiten selbst waren in Xanten innerhalb von knapp zehn Wochen beendet. "Sie boten der Xantener Bevölkerung eine Abwechslung vom Kriegsalltag", beschreibt Ralph Trost die damaligen Verhältnisse.

Auch das Produktionsteam um Harald Braun habe die Gelegenheit, fernab von der Reichshauptstadt Berlin auf dem bisher von Bombenangriffen weitgehend verschont gebliebenen Land in Ruhe arbeiten zu können, gerne genutzt. Ein weiterer Vorteil sei die Versorgung mit Lebensmitteln gewesen, "die es in dem Umfang und der Qualität offensichtlich in Berlin nicht mehr gab". Trost zitiert unter anderem ein Schreiben der Berliner Produktionsmitarbeiterin Gerda Bauer im Oktober 1941 an die Bürgermeister von Xanten und Wardt mit der Bitte, ob sie noch ein Hühnchen bekommen könne. Offensichtlich habe vor allem die gute Versorgung mit Lebensmitteln die Berliner Filmleute in Xanten beeindruckt, heißt es in der Dissertation weiter. Die Bevölkerung der Kleinstadt hat sich während der ersten Kriegsjahre noch in einer vergleichsweise guten Position befunden. Trost: "Wenn auch hier die Lebensmittel kontingentiert gewesen sind, so bestand zumindest eine Auswahl an land- und fischwirtschaftlichen Produkten, die man in den Großstädten und Industriezentren längst nicht mehr hatte."

(kump)
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