Xanten Die Schule der Gladiatoren

Xanten · Der Saisonauftakt im Archäologischen Park Xanten lockte die Besucher. Neben Handwerkskünsten an der Herberge war die Arena das Ziel. Die Gladiatorenschule Amor Mortis lud ins Trainingslager ein.

Gutes Wetter und ein attraktives Besucherprogramm – der Archäologische Park Xanten punktete an den Osterfeiertagen. Die Ränge in der Arena füllten sich zum Nachmittag, denn zu sehen gab es genug.

"Keine Schaukämpfe, sondern einfach nur Trainingseinheiten zu Beginn der Saison", meinte Christian Heres (18), selbst im Schurz-Outfit eines Gladiators. Sein Vater Stefan ist nämlich Lanista, Trainer für den gelehrigen Nachwuchs in den jeweiligen Gladiatorengattungen. Er gab Übungsanweisungen, um Kampftechniken in der Neuzeit zu optimieren.

Das Training

Mit Beinschonern, Kleinschild und Helm ausgestattet ging es auf die einzelnen Holzpfähle zu, die als fiktive Gegner dienten. Stichtechniken mit der Holzwaffe nach antikem Reglement wurden trainiert. Das vergitterte Visier bietet nur wenig Sichtfeld, deshalb muss gerade für die Schaukämpfe vor Publikum alles perfekt klappen.

Die Gladiatoren der Schule Amor Mortis aus dem Köln-Bonner Raum bereiteten sich in der Arena des APX auf die Saison vor, bundesweite Veranstaltungen folgen. "So einfach ist es natürlich nicht" meinte Mark Schrader, von Beruf Archäologe.

Vieles, was aus Historienfilmen als Hintergrundkulisse und schmückendes Beiwerk mit den Todgeweihten der Römerzeit bekannt ist, muss trainiert werden, denn eine antike Anleitung gibt es nicht. "Gladiatoren hatten eine Aufgabe. Kampftechniken waren Selbstverständlichkeiten, die im Training weitergegeben und nicht aufgeschrieben wurden", erzählt der 31-Jährige.

Das Training bietet Lanista Stefan Heres zudem die Möglichkeit, das jeweilige Gladiatorenpendant für den Waffengang zu finden. Leidenschaft für Geschichte und den Kampfsport nach antikem Vorbild inklusive hoher körperlicher Fitness liefern die Basis. "Im Training merkt man, wer zu wem passt", sagt Stefan Heres.

Die Motivation, sich in die römische Zeit zu begeben, ist ganz unterschiedlich. Während Gäste interessiert zuschauen, holländische Knirpse sich auf die Suche nach Asterix und Obelix begeben, ist für die Gladiatorenschüler die Gemengelage eine andere.

"Geschichte noch mal zu erleben und Wissen auch an das Publikum weiterzugeben ", stehen für Christian im Vordergrund. Früh hat er angefangen, den Vater zu begleiten. Später wurde über römische Geschichte alles verschlungen, um authentisch bis hin zur Ausrüstung zu sein. Die Requisiten wie Helme sind maßgefertigt, Sicherheit geht vor. "Faszinierend ist für mich, dass Griechen und Römer als Hochkultur maßgeblich die Geschichte bestimmt haben und einen technischen Stand erreichten, den wir in Deutschland erst um 1900 erlebten", erzählt Christian und erinnert an die technischen Errungenschaften wie Wasser- und Wärmeversorgung. Den Archäologen Mark Schrader interessiert eher, was dahinter steckt. "Gladiatoren waren Berufssportler, für die es im Kampf nur den Sieg oder die Niederlage gab."

(RP)
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