Xanten Der Retter des Xantener Doms

Xanten · Ralph Trost würdigt in einem Vortrag beim Glaskolloquium Walter Bader.

Mehr als 50 Gäste kamen am Freitagabend ins Haus Michael, um dort dem Vortrag des Xantener Historikers Ralph Trost mit dem Titel "...wie ein Schwurfinger in den Himmel - die Zerstörung von St. Viktor im Frühjahr 1945" beizuwohnen. Das Referat war Teil des Glaskolloquiums - einer zweitägigen Tagung, zu der das Stiftsmuseum, der Dombauverein und die Ruhr-Universität Bochum mehr als ein Dutzend Wissenschaftler aus ganz Deutschland nach Xanten eingeladen hatten.

Der Leiter des Stiftsmuseums, Udo Grote, eröffnete die Veranstaltung. Auch wenn Grote die Person und die wissenschaftliche Arbeit von Trost für hinlänglich bekannt hielt, gewährte er einen kurzen Einblick in die Vita. Anschließend bot Trost einen Einblick in die Zerstörung und den Wiederaufbau des St.-Viktor-Doms, angefangen von den ersten Bombeneinschlägen im Februar 1945 bis hin zu seiner Wiedereinweihung im Jahre 1966.

Dass er sich dem Leben und Wirken des Archäologen und Denkmalschützers Walter Bader in besonderem Maße zuwandte, verstand sich für die geschichtsinteressierten Zuhörer wie von selbst. Exkurse machte Trost in die kriegerischen Wirren rund um Xanten und den Niederrhein. Auch die Sicherstellung der im Dom vorhandenen Kunstschätze dokumentierte er im Detail. So wurde der Viktor-Schrein beispielsweise ins Innere Deutschlands gebracht, ein Großteil der kunstvollen Exponate wurde in der alten Brauerei und in der Solvay in Rheinberg untergebracht, andere wurden im Kreuzgang vergraben.

Wenn eins den Besuchern dieses Vortrags klar geworden ist, dann ist es diese Erkenntnis: Ohne das beherzte Zugreifen Walter Baders wäre nicht schon wenige Wochen nach Kriegsende mit dem Wiederaufbau des Domes begonnen worden. Mit nur einem einzigen Helfer begann Bader die Trümmer des durch Fliegerbomben schwer beschädigten Doms zu beseitigen. Die Mitarbeiter der später ins Leben gerufenen Dombauhütte nannten Bader infolgedessen "den Retter des Xantener Domes". Während der Angriffe auf den Dom mussten Friedrich Köster als Propst und Johann Schüller als Dombaumeister von St. Viktor miterleben, dass die "Haager Konvention", die dem Schutz des Gotteshauses vor der Zerstörung diente, dadurch außer Kraft gesetzt wurde, dass ein Soldat einen Turm als Aussichtsposten bestieg.

Mit vielen Aufnahmen verdeutlichte er seine wissenschaftlichen Erkenntnisse. So erschloss sich die Bedeutung des Veranstaltungstitels dem Auditorium spätestens in dem Moment, als es ein Foto von St. Viktor nach Ende des Krieges einblendete: Wie ein Schwurfinger ragte der Südturm heraus.

(RP)
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