Xanten Der Netzwerker Gottes verlässt St. Viktor

Xanten · Nach vier Jahren verlässt Kaplan Dr. Oliver Rohte die Gemeinde St. Viktor in Xanten. Er wird als Kanonikus in St. Remigius Borken (westliches Münsterland) und Kaplan in Christus König im benachbarten Gemen das Seelsorgeteam komplettieren.

 Kaplan Dr. Oliver Rothe mag es, im Garten über Gott, Glauben und Kirche zu reden. Nach vier Jahren in Xanten wechselt er nun ins Münsterland.

Kaplan Dr. Oliver Rothe mag es, im Garten über Gott, Glauben und Kirche zu reden. Nach vier Jahren in Xanten wechselt er nun ins Münsterland.

Foto: Reichwein

Er hat seinen Doktor in Rechtswissenschaften gemacht und war schon aufstrebender Rechtsanwalt einer Wirtschaftskanzlei in Düsseldorf. Doch dann hat er sich einen Kindheitstraum erfüllt. Er hat Theologie studiert: Dr. Oliver Rothe wurde vor vier Jahren in Münster zum Priester geweiht und trat wenig später seine erste Kaplansstelle in Xanten an. Jetzt verlässt er die Viktorgemeinde in Richtung Borken. Und er verlässt eine Pfarre, die ihm zur Heimat wurde: "Es ist eine absolute Traumstelle. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass es so schön wird", sagt der 43-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Begeisterung hat Gründe: Ihm liegt die Arbeit in der Gemeinde - mit jeder Altersgruppe. Die Jugend empfängt er schon mal zu einer Feier im Garten der Kaplanei, in den Schulen kennt man ihn. Und da ist der "wunderschöne gotische Dom, der mich bei jeder Messe trägt" und - "ein Propst, der meine oft etwas abstrusen Ideen mitgetragen hat". Zwar habe Propst Klaus Wittke bisweilen nachgehakt und mit seiner Erfahrung ergänzt, ihn aber letztendlich großzügig machen lassen. "Wir müssen Kirche für alle interessant machen, auch für die, die zweifeln", ist Rothe überzeugt.

Also lud der Kaplan dazu ein, sich über den Glauben zu unterhalten: auf Wangerooge, in Münster, Rom, beim Weltjugendtag in Krakau, im Heiligen Land, auf einer Radtour nach Köln. Den Glauben in Gemeinschaft erleben, ein "zartes Glaubenspflänzchen" setzen - das ist sein zentrales Anliegen.

Einen Mercedes Sprinter hat Rothe vor drei Jahren für die Gemeinde angeschafft. Heute hat das über Werbeflächen finanzierte Propsteimobil 35.000 Kilometer auf dem Buckel, war für den Eine-Welt-Kreis, für Familienkreise und Ferienfreizeiten unterwegs. Auch die Einstellung eines Bundesfreiwilligendienstlers (Bufdi) veranlassten der Kaplan und der Propst. Inzwischen kommt der dritte Bufdi, den die beiden ans Gemeindeleben heranführen und der sinnvolle Tätigkeiten in Einrichtungen übernimmt.

Open-Air-Messen wie am Deich in Obermörmter, wo 130 Gläubige zusammenkamen statt 30 oder 40 in der samstäglichen Vorabendmesse. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir neue, auch mal andere als die ausgetretenen Wege gehen müssen", sagt Rothe. Dazu gehöre auch das Experimentieren: "Wenn es mal nicht gelingt, Impulse zu geben, dann machen wir es wieder anders." Rothe wirkt ruhig beim Gespräch im Garten der Kaplanei, hört konzentriert zu, bisweilen werden die Augen hinter seiner Brille eher größer . Er ist aufmerksam. "Ich habe Zeit oder ich nehme sie mir halt - für jeden, der mich sprechen will", sagt der Priester, der auch deshalb an lange Tage gewöhnt ist.

Morgens steht er um 5.45 Uhr auf und nimmt sich immer mindestens eine halbe Stunde fürs Morgengebet. "Das muss sein, sonst ist meine Tätigkeit mit jedem anderen Job austauschbar." Die Taktung müsse allerdings stimmen bis nach Besuchen der Gemeindegremien und seelsorgerischen Gesprächen der Tag mit Gebeten ausklingt. Meist ist es dann 22.45 Uhr. Und einen Mittagsschlaf gibt es auch höchst selten. Aber das sei kein Stress, so Rothe, sondern mache im Gegenteil Freude, die erfüllend sei.

Bisweilen sieht man ihn im schnellen Schritt zum Pfarrbüro oder zum Haus von Propst Wittke eilen. Um die Südsee joggt er mehrmals in der Woche: Für das Tagesprogramm müsse man sich halt körperlich fit halten. Ruhe findet er vor allem bei zwei Hobbys: beim Kuchenbacken und beim Kochen - alle 14 Tage mit einem guten Freund aus Xanten, der die Begeisterung teilt, und auf jeden Fall, wenn seine Familie oder andere Freunde kommen. Die Familie ist wichtig. Und Freundschaften pflegt Rothe.

In der WDR-Sendung Kölner Treff und beim Nachtcafé im Südwestfunk hat der Kaplan über seinen "Lebenswechsel" erzählt. Iva und Maximilian Schell waren damals dabei. "Iva Schell und ich haben uns sofort verstanden." Sie sang - wie später auch Paddy Kelly - im Dom. Oliver Rothe hat inzwischen in Österreich Iva Schells Kind getauft. Das hat dem Geistlichen einen Platz in der "Bunten" eingebracht.

Im vergangenen Jahr legte einmal im Monat eine bekannte Persönlichkeit im Dom ihr Glaubensbekenntnis ab. Wie man sie findet? "Ich pflege Kontakte, habe nach wie vor Freunde in Düsseldorf und längst auch in Xanten", sagt Rothe, wohl wissend, dass so ein "Netzwerker Gottes" auch auf diese Weise viel Gutes tun kann. Oliver Rothe: "Ich kann hier und da mal aus meinem Glauben heraus und als Priester helfen." Nicht selten kommt dabei auch echte Dankbarkeit zurück.

(RP)
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