Xanten Der Kampf der Geschlechter

Xanten · Langatmige Reden sucht man beim Karneval in Marienbaum vergebens. Stattdessen gibt es Sketche und lockere Vorführungen. Das dennoch ausgefeilte Programm kommt an: Der Milchringer Karneval ist immer ausverkauft.

Marienbaum. Es war im Jahr 1967. Da überlegten die Marienbaumer, wie sie zusammen Karneval feiern könnten. Was daraus wurde, bezeichnet Sitzungsmoderator Hans Kurzawe als die "Erfolgsgeschichte des Milchringer Karnevals". Was anfangs nur als nette Abwechslung für die Kinder gedacht war, wuchs schon bald zu einem bunten Abend mit so manchen deftigen Witz für Erwachsene an. Auch am ersten Märzwochenende dürfen die Jecken in der Gaststätte Hennemann wieder einen lustigen Abend in vertrauter Nachbarschaft erwarten.

Das Programm, so die Verantwortlichen, sei streng geheim, schließlich soll dieses für die Besucher eine Überraschung sein. "Wir bemühen uns sehr, jedes Jahr ein neues Programm zu bieten", betont Milchringer-Präsident Hans-Jürgen Stadtke und fügt hinzu, dass genau darin der feine Unterschied zu manch einem professionellen Karnevalsabend liegt. "Wir sind einfach besser", sagt er fröhlich. Und dann verrät er doch etwas zum Programm: "Das Männerballett und das Frauenballett treten auf", so der Vorsitzende, "aber das ist klar, das darf jeder wissen."

Wer nämlich einmal den Milchringer Karneval erlebt hat, der weiß, dass es jedes Jahr einen unausgesprochenen aber nicht allzu ernst gemeinten Kampf der Geschlechter in dieser humoristischen Disziplin gibt. "Es wird ein eher lockerer Karnevalsabend", erklärt auch Moderator Hans Kurzawe. Statt langatmiger Büttenreden gibt es knackige Sketche, statt geladener Gäste feiert einfach das gesamte Dorf zusammen.

Die Jugend gewonnen

Vielleicht ist auch das ein Grund, warum immer mehr Jugendliche den Milchringer Karneval bevorzugen. "Unser Publikum hat sich mit auf die Jugend verschoben", so Kurzawe, "sogar bei den Aktiven gibt es junge Neuzugänge." Dennoch, betont Standtke, sei das Programm bunt gemischt und für jedermann interessant. Die Zahlen bestätigen das Konzept: Mit jedem Jahr werden die Milchringer alle Eintrittskarten los. "Der Saal ist immer voll", gibt Klaus Heien, ebenfalls Mitglied der Milchringer, an.

Da heißt es, rund 150 Gäste zu belustigen; eine Aufgabe, die viel Arbeit mit sich bringt. Schon kurz nach St. Martin setzen sich die 18 Aktiven zusammen und planen den Ablauf. "Jeder überlegt selbst, was für ihn am Geeignetsten ist", erklärt Heien, "dann wird untereinander abgesprochen." "Je kürzer der Termin vor der Tür steht, desto intensiver wird geprobt", fügt Standtke hinzu. Zum Ende hin treffen sich die Mitglieder sogar jeden Tag und üben ihre Rollen ein. Dazu werden gemeinsam Kostüme und Bildhintergründe gebastelt und gefertigt. Und während die Jecken nach dem Programm bereits ausgelassen feiern und tanzen, heißt es für die Mitglieder, die Bühne abzubauen und aufzuräumen.

"Mit jedem Jahr denkt man sich: Nie wieder", gesteht Klaus Heien, "doch nach dem Abend, wenn das Programm erfolgreich war und die Gäste zufrieden, wird man doch wieder schwach."

Im Sommer, wenn all die Arbeit lange hinter den Mitglieder liegt, belohnen sie sich schließlich mit einem gemütlichen Abend nur für die Helfer auch einmal selbst.

(RP)
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