Niederrhein Der erste Luftkurort am Niederrhein

Niederrhein · Xanten hat die offizielle Anerkennung erhalten. Ab 1. August müssen Übernachtungsgäste einen Kurbeitrag zahlen.

 So schön es auch aussieht: Solche Ortseingangsschilder wird es in Xanten nicht geben. Sie sind nicht erlaubt. Allerdings sollen an den Ortseingängen andere Schilder die Besucher im ersten Luftkurort am Niederrhein begrüßen.

So schön es auch aussieht: Solche Ortseingangsschilder wird es in Xanten nicht geben. Sie sind nicht erlaubt. Allerdings sollen an den Ortseingängen andere Schilder die Besucher im ersten Luftkurort am Niederrhein begrüßen.

Foto: privat/pogo

Hauptsache das Abi in der Tasche, denkt dieser Tage mancher junge Mensch. Die Noten sind zweitrangig. So ähnlich mag es dem zur Kurortreife gelangten Xanten ergehen. Die Werte der Luftprüfung waren nicht berauschend, aber sie reichten aus. Alle anderen Hürden sind ebenfalls genommen. Ab sofort darf sich die Stadt also "staatlich anerkannter Luftkurort" nennen. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat alle Genehmigungen erteilt. Regierungspräsidentin Annemarie Lütkes wird die Urkunde am 7. Juli persönlich nach Xanten bringen. Die Stadt ist der erste Luftkurort im Regierungsbezirk.

"Wir steigen als Gastgeberort auf eine neue Stufe", freute sich gestern Bürgermeister Thomas Görtz. Bislang war Xanten staatlich anerkannter Erholungsort. Die Ernennung zum Luftkurort sei von großer Bedeutung für die Außenwirkung und das Image der Stadt. "Das wird uns einen enormen Schub verleihen, wenn wir es richtig anpacken." Ziel ist es, den Tourismus weiter anzukurbeln. Xanten werde sicherlich nicht der "klassische Kurort" mit vierwöchigen Aufenthalten sein. Doch Kurz-Kuren von bis zu einer Woche seien realistisch. "Da wollen wir hin."

Ab 1. August müssen Übernachtungsgäste einen Kurbeitrag entrichten, der für Erwachsene in der Hauptsaison 1,20 Euro pro Tag (für Kinder die Hälfte) beträgt. In der Nebensaison halbiert sich die Kurtaxe, zudem gibt es viele Sonderregelungen und Ausnahmen. Wie viel Geld reinkommt, weiß man also nicht. Unbekannt ist außerdem, wie viele Übernachtungsgäste Xanten genau hat. Die Zahl von 135 000 Gästen pro Jahr beziehe sich ausschließlich auf die größeren Beherbergungsbetriebe ab zehn Betten. Über genauere Zahlen werden die Meldescheine Aufschluss geben, die künftig alle Übernachtungsgäste in ihren Herbergen ausfüllen müssen. "Das Geld steht nicht im Vordergrund", sagte der Bürgermeister. Die Einnahmen fließen zurück in die Kur-Angebote. Die Xantener profitierten insofern, als Dinge, für die sie bislang allein aufkommen mussten (wie die Pflege des Wegenetzes), künftig von den Kurgästen mitbezahlt werden. Die Bürger der Stadt profitierten auch ideell: "Es ist ein gutes Gefühl, in einem Luftkurort zu wohnen."

Gäste, die vor dem 31. März 2014 eine Unterkunft gebucht haben, sind von der Kurtaxe noch befreit, dürfen aber freiwillig zahlen. Die Kurkarte hilft zu sparen: Die Nutzung der Busse ist kostenlos, es gibt Rabatte auf den Eintritt in Museen, für Stadtführungen, Adventure-Golf und andere Attraktionen.

Voraussetzung für die Anerkennung waren nicht nur Luft- und Klimawerte, sondern auch ein Konzept, in dem Xantens Seen, Rad- und Wanderwege, Grünanlagen, Museen und Stadtgeschichte von Bedeutung sind. Ein "zentraler Baustein" sei das Krankenhaus, mit dem Angebote zur Gesundheitsförderung entwickelt werden. Auch Ärzte, Physiotherapeuten, Kneippverein oder die Volkshochschule werden eingebunden. "Die VHS plant für 2015 ein mehrtägiges Seminar über Burnout und Entschleunigung", nannte Sabine van der List, Leiterin der Tourist Information Xanten (TIX), als Beispiel. Bei der TIX laufen die Fäden in Sachen Luftkurort zusammen. Ab 1. Juli wird eine neue Mitarbeiterin mit diesem Bereich befasst sein.

Bereits im März 2009 hatte der Rat der Verwaltung grünes Licht gegeben, sich um das Prädikat "Luftkurort" zu bemühen. Bis alle Prüfungen und Gutachten vorlagen, vergingen Jahre. Erst 2013 konnte der Antrag in Düsseldorf gestellt werden. Thomas Görtz dankte gestern seinem Vorgänger Christian Strunk. "Es war seine visionäre Idee."

(RP)
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