Vom Anlagemarkt Der erstarkte Dollar

Xanten · Nach einer rasanten Talfahrt in den vergangenen Monaten stabilisierte sich zuletzt der Euro-Dollar-Kurs und pendelt nun zwischen 1,05 und 1,10. Auch gegenüber vielen anderen Währungen setzte sich der Aufwertungstrend des US-Dollar nicht mehr fort. Der Anstieg der US-Währung seit Mitte 2014 kann als spektakulär bezeichnet werden, denn noch nie legte der Dollar in einer solch kurzen Periode derart zu.

Die Hausse begann aber schon viel früher, spätestens im Jahr 2011. Im Trend fällt der Euro-Dollar-Kurs sogar seit fast sieben Jahren. Die fundamentale Untermauerung der Dollar-Aufwertung liegt in der Geldpolitik. Die US-Notenbank (Fed) verabschiedete sich von ihrem Anleihekaufprogramm und öffnete sogar die Tür für Zinserhöhungen, auch wenn sie den genauen Zeitpunkt offen ließ. Dagegen werden andere Notenbanken expansiver, nicht zuletzt die Europäische Zentralbank mit ihrem Kaufprogramm von Staatsanleihen.

Die jüngsten Konjunkturdaten stützen den US-Dollar jedoch kaum. Während sich die Stimmung der amerikanischen Unternehmer seit einigen Monaten eintrübt, verschlechterten sich nun auch die Zahlen des US-Arbeitsmarktes. Das Wachstum der Industrieproduktion und im Einzelhandel ebbt ab, das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal hat sich nur geringfügig erhöht.

Dabei handele es sich um eine temporäre Delle, so die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die in diesem Jahr insgesamt mit einer solide wachsenden US-Wirtschaft rechnen. Die Experten erwarten, dass die Fed erstmals seit neun Jahren ihren Leitzins anheben wird - nicht sofort, eher ab dem Sommer. Ein solcher Schritt könnte der US-Währung wiederum einen kurzzeitigen Schub geben.

Letztlich aber, so die Helaba-Volkswirte, spreche einiges dafür, dass der US-Dollar zu stark aufgewertet hat. Aus diesem Grund rechnen die Ökonomen im Jahresverlauf mit einer merklichen Gegenbewegung in Richtung 1,20 Euro-Dollar-Kurs.

AUTOR FRANK HOSTER IST ANLAGEEXPERTE BEI DER SPARKASSE AM NIEDERRHEIN.

(RP)
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