Xanten Der Eber auf der Karthaus

Xanten · Die gründliche Sanierung der Karthaus steht ganz oben auf dem Wunschzettel an das Konjunkturpaket II. Dass es sie überhaupt noch gibt, ist dem Altkreis Moers zu verdanken; denn der benötigte eine Kreisberufsschule.

Die Wetterfahne auf dem Turm der Karthaus zeigt einen kleinen Eber. Um ihre Botschaft wissen heute nur noch alte Xantener – und somit selbstverständlich auch Klaus Th. Eberling. Sein Vater hat nicht nur die beim Richtfest 1950 auf die Turmspitze gesetzte Fahne entworfen, sondern den Wiederaufbau der während des Kriegs beinahe völlig zerstörten Karthaus geleitet. Eberling im Gespräch mit der RP: "Immer wenn ich auf die Karthaus schaue, sehe ich meinen Vater."

Praktische Xantener

Die Gegenwart ist nach Xantener Art praktisch: Im Erdgeschoss eine Gaststätte mit dem sinnigen Namen "Einstein "; drüber die städtische Bücherei über zwei Etagen. Eine Spätnutzung aus den 80er Jahren, die sich die sparsamen Stadtväter ausdachten, nachdem der Kreis seine Berufsschule hier nicht mehr benötigte. Die Einnahmen aus der Verpachtung sollten helfen, die Kosten für die Bücherei zu minimieren. Nach dem schlauen Plan wurde noch einmal investiert und von da an die Sanierung vergessen. Was dem unter Denkmalschutz stehendem Gebäude anzusehen ist.

Rückblick

"Die Luftangriffe auf Xanten haben auch von der Karthaus nicht viel übrig gelassen – nur den Turm und Teile der Außenfassade." Klaus Th. Eberling (Jahrgang 44) zeigt alte Fotos und die von den Arbeiten am Wiederaufbau. Der damalige Kreis Moers wollte seine Berufsschule von der Lancellstraße – die heute Hühnerstraße heißt – in die Karthaus verlegen. Eberlings Vater war nicht nur als Schulleiter, sondern auch als Baumeister für den behutsamen und denkmalgerechten Wiederaufbau der Mann der Stunde. Und er hatte ein zugkräftiges Motiv: Selbst in den Wohnräumen seines Hauses an der Lancellstraße musste damals Unterricht erteilt werden.

Eberling kennt die Karthaus aus der Zeit, bevor dort Bier und Bücher zu haben waren; er hat sie spielend erkundet – mit Freunden und ohne Vaters Wissen. Denn mit dem Wiederaufbau entstand dort nicht nur Platz für Klassenräume und Werkstätten, sondern auch für die Dienstwohnung seines Vaters bis zu dessen Pensionierung 1959. Erst dann kauften die Eltern ein Haus an der Georg-Bleibtreu-Straße.

Seinen Vater hat Klaus Th. Eberling als Multitalent in Erinnerung. "Der konnte gestochen scharf Gotisch aus der Hand schreiben." Er hat zeichnerisch auch die Eindrücke der vom Krieg zerstörten Stadt festgehalten. Die Druckstöcke mit Ansichten vom zerstörten Dom, aus dem der Schutt mit Loren herausgefahren wird, bewahrt sein Sohn heute noch sorgfältig auf.

Als Bankkaufmann und Unternehmensberater ist Klaus Th. Eberling nicht in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Zumindest nicht direkt. Doch seit er aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden ist, engagiert sich Klaus Th. Eberling ehrenamtlich in Kooperationen zwischen Xantener Wirtschaft und den Schulen. Eberling hat den "Tag der Berufe" in Xanten mitbegründet; er geht mit Unternehmensvertretern in Schulen und berät Schulabgänger. So schließt sich für ihn – wenn auch mit anderer Software – der Kreis zu dem, was sein Vater hauptberuflich tat: Jugend auf die Arbeitswelt vorbereiten.

(RP)
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