Xantener Anwalt Jan Ludwig „Kinder können meist ganz gut einschätzen, was ‚richtig‘ ist“

Interview | Xanten · Am Samstag startet wieder die Schülerakademie Denxste in Xanten. Dann geht es um juristische Fragen: Anwalt Jan Ludwig erklärt den Kindern dann den Taschengeldparagrafen und das Recht am eigenen Bild.

 Jan Ludwig ist Fachanwalt für Arbeitsrecht.

Jan Ludwig ist Fachanwalt für Arbeitsrecht.

Foto: Gebhard Bücker Photographie

Die Schülerakademie Denxste der Stadt Xanten geht auch 2022 weiter. Bis Ende des Jahres können interessierte Schülerinnen und Schüler an zehn Veranstaltungen zu verschiedenen Themen teilnehmen. Die Referenten sind Fachleute auf ihrem Gebiet. Den Anfang macht Jan Ludwig am Samstag, 22. Januar, mit dem Thema „Ob Du Recht hast oder nicht… – sagt Dir das Gesetz“. Der 42-jährige Rechtsanwalt ist Partner der Kanzlei Kreutz & Partner in Xanten.

Herr Ludwig, Sie werden Schülern am 22. Januar erklären, wie das deutsche Recht funktioniert. Was können die Kinder in drei Stunden darüber lernen?

Jan Ludwig Ich möchte den Kindern einen ganz groben Überblick über das Rechtssystem geben. Vor allem aber soll es um Situationen gehen, die im Alltag der Schülerinnen und Schüler eine Rolle spielen, in der Schule oder bei der Benutzung des Handys. Ich bin auch auf die Fragen der Mädchen und Jungen gespannt.

Was sollten denn Zehn-, Elf- oder Zwölfjährige über das deutsche Recht schon wissen?

Ludwig Kinder können meist ganz gut einschätzen, was „richtig“ ist und was „falsch“. Sie wissen, was verboten ist und was erlaubt. Es kann aber nicht schaden, wenn Kinder etwas über den Taschengeldparagraphen oder das Recht am eigenen Bild wissen. Ich werde den Kindern erklären, ab wann sie strafmündig sind und dass sie sich unter Umständen auch schon schadensersatzpflichtig machen können.

Gerade das Recht kennt viele Fachbegriffe. Lässt sich das Thema überhaupt einfach erklären?

Ludwig Die Kinder brauchen keine Sorge vor Fachbegriffen zu haben. Sicherlich eignet sich nicht jede juristische Theoriedebatte für Denxste. Es gibt aber genug zu besprechen, was auch mit einfachen Worten möglich ist.

Wie viel wussten Sie als Schüler über Recht?

Ludwig Ehrlich gesagt, nicht viel. Natürlich weiß man intuitiv oder durch die Erziehung, was man darf und was nicht. Mein Interesse an diesen Themen kam erst später in der Jugend auf.

Der Vormittag steht unter dem Titel „Ob Du Recht hast oder nicht – sagt Dir das Gesetz“. Manchmal hat man das Gefühl, dass es einen Unterschied zwischen Recht haben und vor Gericht Recht bekommen gibt. Täuscht der Eindruck?

Ludwig Ich glaube, dieser Eindruck hat etwas mit der Betroffenheit der Beteiligten oder Beobachter zu tun. Ein Verbrechen löst beispielsweise den nachvollziehbaren Wunsch aus, dass jemand dafür verurteilt wird. Wenn es jedoch nicht gelingt, einen Verdächtigen zweifelsfrei zu überführen, gilt richtigerweise der Grundsatz „im Zweifel für den Angeklagten“. Bei zivilrechtlichen Streitigkeiten gibt es oft zwei verschiedene Sichtweisen auf dieselbe Sache. Wenn derjenige, der sich im Recht fühlt, keine überzeugenden Beweise liefern kann, geht er vor Gericht leer aus und ist natürlich enttäuscht.

Jura ist mitunter sehr trocken und anstrengend. Wird es auch ein trockener Vormittag?

Ludwig Das hoffe ich nicht! Es gibt auch kuriose und lustige Urteile und sogar im Bürgerlichen Gesetzbuch gibt es ein „verrücktes Grenzzeichen“.

Zu Denxste sind Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge vier bis sieben aller Xantener und Sonsbecker Schulen eingeladen. Weitere Infos unter Tel. 02801 772293 oder www.xanten.de/de/dienstleistungen/schuelerakademie-denxste.

(wer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort