Renaturierung der Hohen Ley in Xanten Mehr Platz für die Natur

Xanten · Der Deichverband Xanten-Kleve hat einen Abschnitt der Hohen Ley in Marienbaum renaturiert. Es ist die erste Gewässeraufweitung des Bachs auf Xantener Gebiet. Weitere werden gewünscht. Doch dafür ist die Mithilfe der umliegenden Grundstücksbesitzer notwendig.

Renaturierung: So erhielt die Hohe Ley in Xanten ihr breiteres Bett
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So erhielt die Hohe Ley ihr breiteres Bett

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Foto: Armin Fischer (arfi)

Das Grundstück von Rainer Wiese ist ebenso großzügig wie idyllisch gelegen: 1,2 Hektar Garten können er und seine Frau Michaela in Marienbaum ihr Eigen nennen, mit weitläufigen Grasflächen, liebevoll angelegter Bepflanzung und dahinter der Hohen Ley. Nur eines störte den Eigentümer: Eine Reihe alter Pappeln am Ufer des Flüsschens, die bereits alt und brüchig gewesen waren. Viel lieber wollte er dort ein Biotop anlegen, das der heimischen Tier- und Pflanzenwelt neuen Lebensraum bietet. „Ich bin Berufsjäger und sehr naturliebend“, erklärt Wiese. 2019 kam er zufällig mit Volker Noack vom Deichverband Xanten-Kleve darüber ins Gespräch und lief offene Türen ein. Gemeinsam stießen die beiden Männer die erste große Renaturierung der Hohen Ley auf Xantener Gebiet an. Nach langer Planungsphase und dreiwöchiger Bauzeit ist das Ergebnis jetzt fertig. Und bietet viel Platz für die Natur.

Das ansonsten schnurgerade und nur fünf bis sechs Meter breite Gewässer darf sich jetzt auf einer Länge von 174 Metern hinter Wieses Grundstück ordentlich ausbreiten. Es hat 20 bis 25 Meter an Umfang zugelegt. Bereiche des gewachsenen Bodens in der Mitte sind stehen geblieben, so dass sich drei Inseln bilden, die Vögeln ruhige Nistflächen bieten. Nebenrinnen, Buchten und eine lange Sekundäraue, die nur bei Hochwasser überflutet wird, sind entstanden, unterschiedliche Gewässertiefen wurden angelegt, um Fischen Rückzugmöglichkeiten zu schaffen. Auch eingebrachtes Totholz sorgt für neuen Lebensraum. Insgesamt wurden 6000 Quadratmeter Fläche umgestaltet. Bei den Planungen hatte Wiese Mitspracherecht. Geplant ist noch, den Uferbereich wieder aufzuforsten. Dabei sollen rund 2000 Pflanzen gesetzt werden, darunter zehn Weidearten, Stieleichen und Vogelkirschen.

„Momentan sieht es hier noch etwas vernarbt aus, weil die Arbeiten erst im Oktober fertiggestellt wurden“, erzählt Noack. „Aber in ein, zwei Jahren wird der Bereich nicht mehr wiederzuerkennen sein.“ Darauf freut sich auch Wiese: „Ich muss noch Fotos machen, um den jetzigen Zustand zu dokumentieren, ehe alles zugewachsen ist“, sagt er. Als Jagdschulinhaber, der viel in der Natur unterwegs ist, weiß er, wie schnell das geht. Schon während der Umgestaltung, die zwischen Ende September und Oktober von der Firma Vornholt aus Borken durchgeführt wurde, hat Wiese zahlreiche Bilder der Arbeiten auf seiner Facebookseite veröffentlicht. Auch um andere Grundstücksbesitzer dazu anzuregen, ein Stück ihrer Flächen für die Aufweitung der Hohen Ley zur Verfügung zu stellen.

Denn auf die ist der Deichverband Xanten-Kleve angewiesen. „Es ist uns ein großes Anliegen, die Hohe Ley für die ökologische Verbesserung des Gewässers zu renaturieren“, sagt Noack. „Das Problem ist nur, dass sich die meisten Grundstücke am Bach in Privatbesitz befinden und wir schlicht die Mittel nicht haben, um die Flächen abzukaufen.“ Deshalb war das Projekt in Marienbaum die bislang einzige Renaturierung der Hohen Ley auf Xantener Gebiet. „Etwa einen Kilometer stromaufwärts wurde noch der Uferstreifen über einen Kilometer Länge umgestaltet, aber der Bachlauf blieb unberührt“, erzählt Noack. Nicht zuletzt dank Wieses Einsatz hätten sich inzwischen aber weitere Interessenten für die Umgestaltung auf ihren Grundstücken gemeldet. „Die Renaturierungen schaffen nicht nur mehr Lebensraum, bieten dem Wasser mehr Platz und dienen somit dem Hochwasserschutz, sie reduzieren auch den Aufwand bei der Gewässerunterhaltung, weil die Flächen weitgehend sich selbst überlassen werden“, so Noack.

(beaw)
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