Xanten Das wahnsinnige Siegfried-Spektakel

Xanten · Siegfried aus X. heißt das neueste Stück der Bühnenrevoluzzer. Das Premierenpublikum in Marienbaum war begeistert.

 Die Nibelungen-Sage steht auf dem Spielplan. Sie gilt als das mittelalterliche Epos, das große Schauspielkunst in unzähligen Rollen verlangt. Aber wie sollen fünf Schauspieler all diese Rollen spielen? Kein Problem: Die Truppe kann improvisieren, schlüpft in die Rolle, vergisst den Text, erfindet sich neu. Das sorgt für Lacher - auf und vor der Bühne.

Die Nibelungen-Sage steht auf dem Spielplan. Sie gilt als das mittelalterliche Epos, das große Schauspielkunst in unzähligen Rollen verlangt. Aber wie sollen fünf Schauspieler all diese Rollen spielen? Kein Problem: Die Truppe kann improvisieren, schlüpft in die Rolle, vergisst den Text, erfindet sich neu. Das sorgt für Lacher - auf und vor der Bühne.

Foto: Fischer

Festhalten und anschnallen - beim Bühnenstück Siegfried aus X. wird es turbulent. Für die Zuschauer wie auch für die Akteure, die Bühnenrevoluzzer. Die Brasserie Hennemann in Marienbaum bot die Bühnenbretter, die bekanntlich die Welt bedeuten.

So auch für das in die Jahre gekommene Theater, irgendwo im nirgendwo. Das Geld fehlt, der Zahn der Zeit hat an allem genagt, auch am Ensemble. Souffleuse Elfie (Kerstin Franke), Bodo (Matthias Franken), Alfons (Hans Klaassen), Alfred (Philipp Terhorst), Ferdinand (Thomas Tervoort) und Rudi (Marc Nakath) setzen ihre Hoffnung daher auf das neue Stück. Die Nibelungen-Sage steht auf dem Spielplan und gilt als das mittelalterliche Epos, das große Schauspielkunst in unzähligen Rollen verlangt. Aber wie sollen fünf Schauspieler all diese Rollen spielen, das könnte eine grundlegende Vorüberlegung sein. Für Ferdinand, der alle Strippen in Sachen Regie in der Hand hält, kein Problem, schließlich sind Drei- und Vierfachbesetzungen nicht das eigentliche Problem.

Die Truppe kann improvisieren, schlüpft in die Rolle, vergisst den Text, erfindet sich neu. Schließlich beschäftigen auch irgendwann bei den Proben ganz logistische Fragen die Schauspieler, vor allem dann, wenn der Darsteller laut Drehbuch in seiner Rolle stirbt. Und wie sollen 144 Ochsenkarren auf der kleine Bühne Platz finden, wenn es um den Schatz der Nibelungen geht?

Das Stück im Stück sollte nur ein Vorgeschmack werden. Klar, dass der ein oder andere Schauspieler "vorm Wahnsinnigwerden" steht oder aber Textpassage aus Shakespeares Hamlet zitiert werden. Das Chaos regiert, Pathos mutiert zu Patros, dem griechischen Schafskäse. So geht die Reise bei den Proben nicht nach Island zu Brunhild, sondern London "Brexit gucken". Die Proben geraten zum Desaster, die Texte sitzen nicht oder sind in Teilen gestrichen und zu allem verliert Rudi immer wieder seine Kontaktlinsen.

Eine Katastrophe jagt die nächste. Doch der Premierentag nähert sich und alles scheint zu klappen. Selbst das Boot, die Rifferlädi, geht auf große Fahrt nach Island und die Tarnkappe ist einsatzbereit.

"Theater ist wie im Leben. Im Leben geht auch manches daneben", lautet eine der Weisheiten des Ensembles, das allerdings mit dem Stück Marke Eigenproduktion sich selber übertroffen hat. Siegfried aus X., das Desaster einer verrückten Persiflage mit aberwitzigen Elementen, sorgte für Spaß ohne Ende beim Publikum.

Szenenapplaus, stehende Ovationen, Bravo-Rufe, das Ensemble hat mit seiner Inszenierung richtig abgeräumt. Am Erfolg beteiligt sind auch Peter Schmal (Technik), Annelie Thissen und Helga Omonsky (Backstage) und Thomas Tervoort (Inszenierung).

Info: Das Ensemble geht für die letzte Aufführung auf Tour. Am Sonntag, 12. November, 17 Uhr, heißt es im Scala Kulturspielhaus in Wesel zum letzten Mal "Siegfried aus X.".

(RP)
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