Xanten Das Stiftsmuseum feiert seinen Förderverein

Xanten · Zum 20-jährigen Bestehen wurde gestern mittelalterliche Koch- und Handwerkskunst wieder lebendig. Vortrag über die Kegelgilde.

 Gold- und Silberschmied Herbert Cürvers aus Kevelaer ist ein gefragter Restaurator. Gestern stellte er im Stiftsmuseum sein Handwerk vor.

Gold- und Silberschmied Herbert Cürvers aus Kevelaer ist ein gefragter Restaurator. Gestern stellte er im Stiftsmuseum sein Handwerk vor.

Foto: A. Fischer

Gefeiert, gut gegessen und auch über den Durst getrunken wurde auch zu den Hochzeiten des Xantener Stifts gern. Daran erinnert Prof. Dr. Dieter Scheler gestern in seinem Festvortrag, der sich der Kegelgilde des Stiftes widmete. Das Stiftsmuseum griff die mittelalterliche Tradition gestern gern auf, um seinen Förderverein zu feiern. Gut 150 Gäste folgten der Einladung, das 20-jährige Bestehen mit einer Reise ins Mittelalter zu begehen.

Der Bochumer Historiker widmete sich der Frage, ob die Kegelgilde so etwas wie der Vorgänger des Fördervereins war. Erstmals erwähnt wurde die Kegelgilde in einer Urkunde aus der Zeit um 1300, was die Idee der Dombauförderung nahe brachte. Vermutlich war die Gemeinschaft aber weitaus älter. Immerhin musste ein neues Mitglied ein Eintrittsgeld zahlen, das der Finanzierung des Dombaus diente. Der Blick in die gut erhaltenen Kassenbücher des Mittelalters ist aber ernüchternd. Denn die Kosten des großen Festmahls, das die beiden Kegeltage nach Ostern begleitete, waren weitaus höher als die Einnahmen durch die neuen Kegelbrüder. Schelers Vortrag zeigte, dass gutes Essen im Mittelalter einen hohen Stellenwert hatte. Eisbein, Lamm, Gewürze und Eier, tonnenweise Bier und Wein wurden gekauft, um das Festmahl vor dem eigentlichen Kegeln zu gestalten. Das dabei durchaus über die Stränge geschlagen wurde, sorgte dafür, dass 1561 das Festmahl abgeschafft wurde. Die bereits eingeschriebenen Mitglieder bekamen aber bis zum Lebensende zugesichert, diesen kulinarischen Höhepunkt weiter pflegen zu dürfen.

Petra Frank-Diebels erinnerte als Vorsitzende des Fördervereins zur Begrüßung an 20 Jahre Engagement, an 20 Jahre Durchhaltevermögen, an eine Zeit enger Kooperation mit Stadt, Kirchengemeinde und Bistum sowie an 20 Jahre voller Freude an dem tollen Museum, das im Laufe der Zeit langsam aus einer mutigen Vision entstand. Dr. Udo Grote dankte in seiner Funktion als Museumsleiter dem Förderverein für den großen Einsatz und erinnerte an die vielen besonderen Stücke, die man ohne diese Unterstützung kaum hätte anschaffen können.

Zu mittelalterlicher Musik des Duos T. Öttchen und P. Umpernickel flanierten die Gäste dann durch den Kreuzgang. Viel Lob gab es für den Wein aus Rheinhessen, der von einem Weingut stammt, das früher zum Stift Xanten gehörte. Auch die Köche hatten einiges nach mittelalterlichen Rezepturen gezaubert. Das Handwerk der vergangenen Jahrhunderte konnte man bei den Vorführungen von Ines Krupp beim Paperschöpfen und Claudia Kienzle bei der Erläuterung der Herstellung von Büchern verfolgen. Gold- und Silberschmied Herbert Cürvers führte sein filigranes Handwerk vor. Auch die Steinmetze der Dombauhütte zeigten ihr Können. Beim kühlen Bier dachte manche Gesprächsrunde über die Abschlussworte von Dompropst Klaus Wittke nach. Der hatte die launige Stimmung der Festrede aufgenommen und nachgedacht, ob es der Tradition nicht angemessen wäre, wenn die Dombauhütte im Garten des Kaplans oder des Weihbischofs eine Theke mauert.

(RP)
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