Das kleine Gartencafé Hambs gastfreundlichste Gärtner hören auf

Sonsbeck-Hamb · Lucia Baumgärtner und Gerd Kufeld schließen nach zehn Jahren ihr kleines Gartencafé am Hermesweg. Am 3. Oktober ist der letzte Tag.

 Lucia Baumgärtner und Gerd Kufeld haben zehn Jahre lang ihren Garten mit Café-Besuchern geteilt und sie dort bewirtet.  RP-Foto: Fischer

Lucia Baumgärtner und Gerd Kufeld haben zehn Jahre lang ihren Garten mit Café-Besuchern geteilt und sie dort bewirtet. RP-Foto: Fischer

Foto: Armin Fischer (arfi)

Das Backen wird ihr fehlen, obwohl Lucia Baumgärtner (64) wahrlich kein Kuchen-Fan ist und sich lieber eine Scheibe ihres selbst gebackenen Brotes abschneidet. Und die Gespräche „mit den ausgesprochen netten Menschen“ wird sie vermissen, genau wie ihr Mann Gerd Kufeld (71). Aber nach zehn Jahren wollen die beiden einen Schlussstrich ziehen: Am Sonntag, 3. Oktober, werden sie zum letzten Mal die Gartenpforte ihres kleinen Cafés am Ende des Hermeswegs im beschaulichen Hamb öffnen.

„Es wird uns nicht leicht fallen“, gibt der 71-Jährige zu und spricht seiner Frau aus dem Herzen. Denn das idyllische Café im heimischen Garten, das die beiden 2012 eröffnet haben, „das war unser Hobby“ – und ihr Traum. „Ich habe neben meinem Beruf oft gekellnert. Und ich wollte immer schon ein kleines Café haben“, sagt Lucia Baumgärtner. Da passte es gut, dass ihr Mann bei einem Besuch im Schloss Burg in Solingen so begeistert war von einem Café in dem Garten. „So was könnten wir bei uns auch machen“, fand Gerd Kufeld, allerdings mehr im Scherz. „Da hatte ich ihn am Haken“, erzählt seine Frau und lacht. Von Anfang an hat ihr Mann das Café nicht nur mitgetragen, sondern mit seiner Frau gemeinsam bewirtschaftet.

Jedes Wochenende sowie an Feiertagen lädt das Paar von 13 bis 18 Uhr ihre Gäste ein, Platz zu nehmen in ihrem schön bepflanzten und zugewachsenen Garten, verwöhnen sie dort mit Kaffee, selbst gebackenen Torten und kleinen Snacks. Die Hamber Krümeltorte, die sei der Renner. Ein Zwieback-Boden mit gebackener Käsecreme, Kirschen und Sahne. Aber auch der Schokoladenkuchen mit Vanilleeis und Sahne oder die Mandarinen-Prosecco-Torte gingen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.

Und wenn Gerd Kufeld mal zu einem Triathlon-Wettkampf weg war, dann sprangen sein Sohn Christian (37) und seine Schwiegertochter ein. Einmal, als seine Frau auf Muttertagstour war, „da haben Christian und ich das Café alleine geschmissen. Und am nächsten Wochenende kam eine Dame zu uns und fragte, wo denn der nette junge Mann von letzter Woche ist“, so Gerd Kufeld.

Auch frühstücken kann man ab 10 Uhr im kleinen Gartencafé, dafür muss man sich dann aber anmelden. Und zum Frühstück kommt dann nicht nur selbst gemachte Marmelade, sondern auch Brot und Brötchen aus Lucia Baumgärtners Backstube auf den Tisch. Die „Backstube“, das ist die gemütlich eingerichtete Küche der Eheleute, in der Lucia Baumgärtner freitagsabends und samstagsmorgens unter anderem die zehn Torten fürs Wochenende backt. Über einem Sofa hängt ein gerahmtes Bild von Bandula, dem Pferd, das ihr Opa Hermann Baumgärtner geritten hatte. „Ich bin auf einem Bauernhof in Menzelen-West groß geworden“, erzählt die 64-Jährige, die seit Kurzem in Rente ist. Ihr Mann genießt schon seit elf Jahren den Ruhestand.

 Das Café war immer gut besucht. „Samstags war es ruhiger, sonntags meistens voll“, so Gerd Kufeld. Manchmal wurden Musiker engagiert, die kleine Konzerte gegeben haben. Beispielsweise das Belcanto-Duo aus Xanten. Zwei Mal gab’s auf der Wiese im Garten auch einen kleinen Weihnachtsmarkt. „Beide Male hatten wir Pech, es hat den ganzen Tag nur genieselt“, erinnert sich Lucia Baumgärtner.

„Das ist aber schade“, hören die beiden gerade auch von Stammgästen immer wieder, wenn sie erzählen, dass am 3. Oktober „Schicht“ ist. Aber man müsse mal einen Schnitt machen, man werde ja auch nicht jünger, sagen sie. „Und wir konnten zehn Jahre im Sommer keinen Urlaub machen, sind der Sonne im Oktober immer hinterher geflogen“, so Gerd Kufeld. Wenn das Café geschlossen ist, wollen sie auf Reisen gehen. Sie möchte mehr radfahren und walken, er hat dann mehr Zeit, um für Triathlon-Wettkämpfe zu trainieren. Denn in der Regel geht er über die Ironman-Distanz an den Start: 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer radfahren und zum Schluss noch einen Marathon laufen. Das letzte Mal ist Gerd Kufeld vor drei Jahren in Roth über diese Distanz mit einer Endzeit von zwölf Stunden und 39 Minuten Erster in seiner Altersklasse geworden.

 Vier Rennräder stehen in der Garage, zudem ein Mountainbike, zwei Citybikes und seit Kurzem zwei E-Bikes. Obendrein ein Honda Prelude, ein 27 Jahre alter Zweisitzer. Nächste Woche kauft sich das Paar ein Wohnmobil. „Als erstes fahren wir ins Allgäu, besuchen dort Bekannte, die wir letztes Jahr im Urlaub auf Kreta kennengelernt haben“. Aber lange wollen sie nicht an einem Stück unterwegs sein. „Wir sind viel zu gerne zu Hause.“

(jas)
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