Xanten Das Blutwurstwurfgeschoss

Xanten · Ohne Wurst geht's nicht, wenn am Sonntag ab 14.11 Uhr der Karnevalszug durch die Straßen zieht. 18 Wagen, 25 Fußgruppen und zehn Musikkapellen sind letztendlich dabei. Gut 1000 Narren jubeln und lassen sich bejubeln.

 Die Lemken-Mannschaft hat tonnenweise Blutwurst produziert, ist sie doch die einzig verbliebene von zunächst vier Metzgereien aus der Altstadt, die noch 1973 beim ersten Zug dabei waren. Von links: Ludger und Senior Hubert Lemken, Kurt Wolf (eigentlich schon in Rente), Julian Lohmann und Produktionsleiter Jürgen Steevens.

Die Lemken-Mannschaft hat tonnenweise Blutwurst produziert, ist sie doch die einzig verbliebene von zunächst vier Metzgereien aus der Altstadt, die noch 1973 beim ersten Zug dabei waren. Von links: Ludger und Senior Hubert Lemken, Kurt Wolf (eigentlich schon in Rente), Julian Lohmann und Produktionsleiter Jürgen Steevens.

Foto: Olaf Ostermann

Am Donnerstagabend im Festzelt am Ostwall dachte Wolfgang Mehring, seines Zeichens Chef des Xantener Blutwurstkomitees an — Blutwurst. Was sonst. Heute Morgen treten er un seine Mitstreiter in der Küche der Metzgerei Lemken an, schnibbeln, was das Zeug hält und verpacken sie immer schön zu zwei Scheiben als Wurfmaterial. Ein Blutwurstwurfgeschoss (Bwwg) sozusagen.

Und niemand kann sagen, wie lange die Wurstfinger der Blutwurstsonntagskomitee-Mitglieder für diese wahrhaft wurstlige Arbeit brauchen. Bereits in der vergangenen Woche hat Ludger Lemken nämlich Fleisch von (selbstgeschlachteten) Schweinen, Speck, Brühe, Blut und ein wenig Mehl angerührt. "So richtig nach uraltem Rezept mit ein paar Gewürzen dazu", sagt der Fleischermeister. 1,6 Tonnen waren es letztendlich, die jetzt in Därme gefüllt wurden, über Nacht im Kühlhaus lagerten und eben zu Bergen werden müssen. Zwischen 10000 und 20 000 Tütchen kämen dabei heraus, schätzt der Geschäftsmann von der Marsstraße. Exakt!

Die Schmierstoffe

Aber im Ernst: Ohne Blutwurst läuft beim Blutwurstsonntagszug wirklich nichts, zumal es der 23. Zug ist, den das Komitee an seinem 40. Geburtstag veranstaltet. Da werden die Paketchen verteilt, die Pröllwürstchen, die unterm Dach des Wagens hängen, als Wegzehrung vertilgt. Ganz ohne Schmierstoff, dass weiß auch Mehring, geht das nicht. Im Zug solle es aber nicht sein. Für Jugendliche, Fahrer der letztendlich 18 Wagen (andere waren mit vier Metern für Xantens fähnchenseileverhange Straßen zu hoch) und den Achsen-Sicherheitsdienst sei Alkohol ohnehin ganz tabu. Und wer betrunken erwischt werde, dem ergehe es wie den Püppchen beim Mensch-ärgere-dich-nicht . . .

Politisch wird es, betrachtet man den Plan für die Zugaufstellung um 12 Uhr am Erprather Weg, nicht hoch hergehen. Die eine oder andere Spitze ist aber schon dabei, wenn sich der Zug ab 14.11 Uhr auf den Weg macht. Vornweg die Zugleiter Theo Ooymann und Werner van Gemmeren, die von den Komiteechefs Mehring und Thomas Wartbichler als erst am Antoniushäuschen per Flüstertüte auf den Weg geschickt werden. 25 Fußgruppen (darunter die mit Grünkohl gestärkten 100 Gäste aus den Partnerstädten Geel und Saintes) sowie zehn Kapellen plus Wagenbesatzungen: Da kommen auf einer Zuglänge von gut 1000 Meter so etwa 1000 Teilnehmer zusammen, rechnet der zugbegeisterte Mehring zusammen, der auch als Bezirksbundesmeister der historischen Deutschen Schützenbruderschaften, mehr aber noch in seinem Beruf beim Bahntransportunternehmen Schenker möglichst lange Züge zu schätzen gelernt hat.

Keine Eile

Eng wird's auf jeden Fall an den Straßenrändern, schön eng besonders an bekannt neuralgischen Kurven zum Beispiel hin zur Kurfürstenstraße. Das kann dann auch schon mal zu Verzögerungen führen. "Aber eilig haben wir es ohnehin nicht", sagt Mehring. Auf dem Markt beginnt die Karnevalsfete mit Johannes-Wilhelm Kühnen von Radio Niederrhein um 12 Uhr, nach der Zugauflösung wird noch bis gegen 18 Uhr gefeiert. Dann geht's (wie auch heute Abend) ins Festzelt. Mit Blutwurst? "Mit Blutwurst!"

(RP)
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