Chronik zu 75 Jahre St. Martin in Sonsbeck 75 Seiten rund um den heiligen Mann

Sonsbeck · Der St.-Martin-Verein Sonsbeck bringt zum 75. Umzug in der Gemeinde eine Chronik mit Zeitzeugenberichten, historischen Belegen und vielen Fotos heraus, die das Brauchtum ehrt.

 Birgit Enters (v.l.), Leo Gisbers, Johannes Jansen und Schneiderin Ans Hegmann präsentieren die Chronik und die neuen Kostüme der Darsteller.

Birgit Enters (v.l.), Leo Gisbers, Johannes Jansen und Schneiderin Ans Hegmann präsentieren die Chronik und die neuen Kostüme der Darsteller.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Seit nunmehr 75 Jahren reitet Sankt Martin bereits durch Sonsbeck und sorgt Jahr für Jahr für strahlende Kinderaugen. Aus Anlass dieses Jubiläums bringt der örtliche St.-Martin-Verein jetzt eine lesenswerte Chronik heraus. Finanziell unterstützt wird das Vorhaben mit Mitteln aus dem Leader-Projekt zur Entwicklung des ländlichen Raums.

Um die 75-seitige Chronik mit abwechslungsreichen Inhalten zu bestücken, konnte der Verein unter anderem auf alte Zeitungsberichte der heute nicht mehr produzierten „Sonsbecker Nachrichten“ sowie einem längst eingestellten Mitteilungsblatt der Gemeinde zurückgreifen. Auch Aufzeichnungen des Ehrenvorsitzenden Hans-Theo Vermöhlen wurden verwendet. Daneben fanden Bilder aller Martinsdarsteller, alte Belege, Gedichte und Liedtexte sowie Erinnerungen und Gedanken zahlreicher beteiligter Vereine und Institutionen Einzug in das Heft.

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Foto: Hammer, Linda (lh)

Vor allem die Galerie der „heiligen“ Männer dürften beim Leser Schmunzeln hervorrufen. Und um die Martinsmänner auszustatten, waren schon immer Haussammlungen notwendig. So ist nachzulesen, dass Frisör Josef Dennissen dem Verein 1951 für die Fertigung eines St.-Martin-Vollbartes inklusive Schnäuzer und Augenbrauen 22,50 DM in Rechnung gestellt hat oder dass 1948 für 490 Weckmänner 39,60 DM fällig wurden.

Neben der Hauptfigur der herbstlichen Umzüge wird natürlich auch an den Bettler erinnert. Der wird seit 1981 von Gerd Matthiessen verkörpert. Der Vereinsvorsitzende Johannes Jansen erinnert sich an einen Umzug, den Matthiessen so schnell nicht vergessen wird: „Da ist er im Stau steckengeblieben. Erst im letzten Moment vor der Mantelteilung kam er völlig außer Atem angerannt.“ Lesenswert sind zudem die Berichte der Zeitzeugen Bernadine Nobis (Jahrgang 1923), die von den Umzügen in den 50er Jahren erzählt, als ihr Ehemann Josef Nobis Martinsdarsteller war, oder von Heinz Janssen (Jahrgang 1936), der von der starken Bindung der Sonsbecker Feuerwehr zum Umzug berichtet und von lustigen Ereignissen bei der Tütenverteilung.

Die Chronik wird in einer Auflage von 1500 Exemplaren an Grundschüler, Senioren ab dem 75. Lebensjahr, die Martinssammler und Vereine verteilt werden. „Wir wollen sie nicht verkaufen, aber gegen eine Spende kann jeder eine Chronik bekommen“, verspricht Jansen.

Der Umzug, nach Vereinsaussagen mit rund 1500 Teilnehmer der zweitgrößte seiner Art am unteren Niederrhein, wird in diesem Jahr erstmals von fünf Musikvereinen begleitet. Wie immer werden die schönsten Fensterbilder am Rande des Zugweges prämiert. Weil jeder eine Chance auf die Gutscheine der Sonsbecker Werbegemeinschaft im Gesamtwert von 100 Euro haben soll, wird der Streckenverlauf ein anderer sein als beim letzten Umzug im Jahr 2019 (siehe Infokasten).

Neben bunten Laternen und feierlichem Gesang dürfen die Zuschauer am Wegrand auch das neue Martinskostüm bestaunen, das ebenfalls aus Mitteln des Leader-Projektes angeschafft werden konnte. „Das alte Kostüm konnten wir nirgendwo reinigen lassen, weil es kein Etikett hatte“, erklärt Ans Hegmann, die dem amtierenden St. Martin, Matthias Broeckmann, ein leuchtend rotes Gewand auf den Leib geschneidert hat.

Verteilt werden in diesem Jahr 590 Tüten an Senioren ab dem 75. Lebensjahr, 720 Kindertüten und 42 Ehrentüten für Sonsbecker, die das 90. Lebensjahr überschritten haben. „Darin befindet sich unter anderem ein Pfund Kaffee und ein Piccolo“, sagt Jansen. Wer nicht zur genannten Gruppe zählt, hat die Möglichkeit, eine Martinstüte zum Preis von 7,50 Euro zu erwerben.

(erko)
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