Sonsbeck Bürger fahren seit zehn Jahren

Sonsbeck · 75 000 Passagiere, 625 000 Kilometer: Zahlen, die den Erfolg des Sonsbecker Bürgerbusses dokumentieren. Seit zehn Jahren rollt er über die Straßen. Am 14. Mai wird das Jubiläum gefeiert.

Da war diese füllige Dame, die stets darum bat, auf ihrem Sitz festgeschnallt zu werden. Andere Passagiere schauen verwundert bis fordernd, wenn der Fahrer nicht umgehend den prall gefüllten Einkaufswagen in den Bus hievt. Wieder andere wollen nicht an der Haltestelle aussteigen, sondern bis zur Haustür gebracht werden – was natürlich nicht erlaubt ist.

Beispiele, die zeigen: Es "menschelt" öfter im und am Bürgerbus Sonsbeck. Gerade deshalb setzt sich Torsten Kröll aber immer wieder gerne ans Steuer. "Es macht Spaß, etwas für die Gemeinschaft zu tun", sagt der zweite Vorsitzende des Bürgerbusvereins. Seit zehn Jahren ist der Bus nun unterwegs, und Kröll ist von Anfang an mit dabei. Einer von 30 ehrenamtlichen Fahrern, von denen jeder im Schnitt zweimal im Monat zum Einsatz kommt. Auch Georg Tigler gehört dazu. Er ist Geschäftsführer des Vereins, den er mitgegründet hat. Einen Bürgerbus hatte es vorher unter anderem bereits in Alpen gegeben, berichtet Tigler. In Sonsbeck habe man sich ein Beispiel daran genommen, als die NIAG-Linie 37 "zurückgestutzt" wurde. Die Idee: In Privatinitiative einige Lücken im öffentlichen Busverkehr zu schließen. Ein Aufruf sei auf großes Interesse gestoßen. Bereits im Juni 2000 gab es eine Gründungsversammlung, bis der Bürgerbus dann tatsächlich auf die Straße kam, vergingen aber einige Monate.

Gute Sehen ist Voraussetzung

Von Anfang ging es vor allem darum, genügend geeignete Fahrer zu rekrutieren. Sie brauchen einen Personenbeförderungsschein und müssen in regelmäßigen Abständen ihre Gesundheit und ihre Augen checken lassen. "Die eigentliche Messlatte ist das Sehen", erläutert Tigler. Auch wenn es derzeit 30 Fahrer gebe, seien neue Interessenten stets willkommen.

Der Bürgerbus ist montags bis freitags von 9 bis 18.30 Uhr unterwegs, eine Mittagspause unterteilt zwei Schichten. Die Strecke ist in fünf Zonen unterteilt: Sonsbeck, Veen, Labbeck, Xanten, St.-Josef-Hospital Xanten. Die Preise sind moderat: pro Zone 50 Cent, die Langstrecke (bis zur übernächsten Zone) 1,50 Euro.

Obwohl vom Grundsatz her eine freiwillige Einrichtung, ist der Bürgerbus doch ein konzessioniertes Verkehrsunternehmen mit einer Bedienungspflicht. Es sei schon vorgekommen, berichtet Tigler, dass man jemandem, der vergeblich auf den Bürgerbus gewartet hatte, das Taxigeld erstatten musste. Allerdings komme es höchst selten vor, dass der Bus ausfällt, sei es wegen Pannen oder weil ein Fahrer verhindert ist. Es gibt ein simples Alarmsystem: Im Sonsbecker Rathaus wird ein Wecker gestellt und erst wieder ausgestellt, wenn der eingeteilte Fahrer sich zum Dienst meldet. Schellt der Wecker, dann wird umgehend ein Ersatzfahrer herbeitelefoniert. Im äußersten Fall springt jemand aus dem Rathaus ein: Tigler und Kröll arbeiten bei der Gemeindeverwaltung.

Hoffnung auf ein neues Fahrzeug

625 000 Kilometer hat der Bürgerbus bis heute zurückgelegt und dabei 75 000 Fahrgäste befördert –"selten unter zehn, bis 50 in einer Schicht", so Tigler. Man hofft auf Fördermittel vom Land, um in diesem Jahr ein neues Fahrzeug anschaffen zu können. Denn das inzwischen zweite, ein Mercedes Benz "Sprinter" mit neun Sitzen inklusive Fahrer, ist reif zum Ausmustern. Das Modell Bürgerbus aber noch lange nicht.

(RP)
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