Charity-Aktion am Niederrhein „Bewegen hilft“ – auch gegen Antisemitismus

Niederrhein · Guido Lohmann reagiert auf die anti-jüdischen Proteste in den vergangenen Monaten und erweitert seine Charity-Aktion „Bewegen hilft“. Diese Mal geht es nicht nur um Sport und Spendengelder, sondern auch um eine deutliche Botschaft für Toleranz.

 Der Spaß steht im Vordergrund – und damit tun sie etwas Gutes für sich und andere (v.l.): Nadja Sprenger, Sonja Volkmann, Monika und Guido Lohmann sowie Mark Torke.

Der Spaß steht im Vordergrund – und damit tun sie etwas Gutes für sich und andere (v.l.): Nadja Sprenger, Sonja Volkmann, Monika und Guido Lohmann sowie Mark Torke.

Foto: Norbert Prümen

Dieses Mal kann es schnell gehen. Wer „Bewegen hilft“ unterstützen möchte, die größte private Charity-Aktion am Niederrhein, der muss sich nicht viel Zeit nehmen, nur 30 Sekunden für ein kurzes Video, vielleicht noch etwas mehr für die Vorbereitung und das Senden. Auch Kraft oder Ausdauer sind nicht nötig. Aber Mut, um sich öffentlich zu positionieren und um Gesicht zu zeigen – zusammen mit vielen anderen. Denn dieses Mal sammelt Guido Lohmann kurze Statements, in denen Menschen Stellung beziehen: gegen Antisemitismus, für Toleranz und Freiheit. Diese kurzen Botschaften will er im August zu einem Film zusammensetzen. Als deutliches Zeichen.

„Bewegen hilft“ habe sich schon immer für Menschen eingesetzt, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt würden, sagt Lohmann, der die Charity-Aktion 2013 ins Leben gerufen hat. Die Ereignisse der vergangenen Monate, also die antisemitischen Übergriffe in Deutschland, die Proteste vor Synagogen mit brennenden Israel-Flaggen bereiteten ihm Sorge, ja, machten ihm Angst. Die Gesellschaft müsse dagegen halten und diesem Hass die Stirn bieten, damit sich Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland wohlfühlen könnten. Deshalb hoffe er auf eine breite Unterstützung und viele Statements aus der Region. Mehrere bekannte Menschen haben schon den Anfang gemacht, zum Beispiel Sabine Weiss (Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium), Sascha van Beek (Alpens CDU-Vorsitzender) Atilla Cikoglu (SPD-Fraktionsvorsitzender in Moers) und viele andere.

Aber natürlich kann jeder auch in diesem Jahr wieder ins Schwitzen geraten, der sich an „Bewegen hilft“ beteiligen möchte: Lohmann ruft die Menschen am Niederrhein erneut dazu auf, sportlich aktiv zu sein – um sich selbst etwas Gutes zu tun, aber auch, um anderen zu helfen. Dieses Mal startet die Charity-Aktion am 14. August und geht bis zum 3. September. In diesen drei Wochen werden Lohmann und viele Unterstützer Sport machen und damit Spendengelder sammeln, um sie an soziale und karitative Einrichtungen in der Region zu geben.

Die Anforderungen sind unterschiedlich, der Spaß steht aber immer im Vordergrund: Xantens Comedian Ingrid Kühne zum Beispiel ruft zum Dart-Turnier auf, Mark Torke und Dirk Overhage bitten zur ersten Niederrheinischen Schnick-Schnack-Schnuck-Meisterschaft, mehrere Feuerwehren planen wieder spektakuläre Aktionen, und Lohmann selbst nimmt sich für die drei Wochen einen Triathlon vor: mit Laufen, Rudern und Gewichte stemmen. Andere rennen einen Marathon oder radeln sogar mit ihrem Sohn bis nach Österreich. Weitere Aktionen können noch hinzukommen. „Wir sind in der heißen Vorbereitungsphase und freuen uns über jede weitere Idee“, sagt Lohmann.

Es ist das neunte Mal, dass er zu „Bewegen hilft“ aufruft. Seit 2013 haben er und seine Unterstützer insgesamt rund 600.000 Euro an Spenden eingesammelt und damit die Arbeit von etwa 70 sozialen und karitativen Einrichtungen am Niederrhein unterstützt. Auch in diesem Jahr hofft er auf eine hohe Spendenbereitschaft. „Der Erlös 2021 wird wieder an etwa 20 Einrichtungen hier bei uns vor Ort fließen und deren überwiegend ehrenamtliche Arbeit unterstützen“, sagt Lohmann. „Ich stehe persönlich dafür ein, dass jeder gespendete Cent exakt zu einhundert Prozent zielgenau ankommt und mit ganz viel Herzlichkeit, Wertschätzung und Freude persönlich von uns überreicht werden wird.“

Viele Kinder und Erwachsene aus der Region benötigten zeitweise oder sogar ihr ganzes Leben lang die Unterstützung anderer Menschen, erklärt Lohmann. Es seien mehr, als viele sich vorstellen können oder wollten. „Dies liegt zumeist daran, dass die Benachteiligten unserer Gesellschaft oft in einem Umfeld leben, in dem viele von uns nie oder doch nur selten unterwegs sind.“ Diese Erfahrung hat er, der Chef der Volksbank Niederrhein, selbst vor vielen Jahren gemacht. Daraufhin dachte er sich, er müsse etwas tun, um diesen Menschen zu helfen. Also ging er joggen und sammelte Spenden für jeden gelaufenen Kilometer. Ein Jahr später gründete er den Verein „Bewegen hilft“. Seitdem ist die Charity-Aktion ein fester Termin im Kalender.

(wer)
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