Xanten Bauarbeiter finden Skelett am Dom

Xanten · Seit gestern werden an der Westseite des Doms Abwasserkanäle saniert. Die Arbeiten dauerten aber nicht lange, denn am Morgen wurden in rund einem Meter Tiefe menschliche Überreste gefunden - vermutlich aus dem Spätmittelalter.

 Bei Bauarbeiten am Xantener Dom fanden Dieter Hupka (r.) und sein Team menschliche Überreste - vermutlich aus dem Spätmittelalter.

Bei Bauarbeiten am Xantener Dom fanden Dieter Hupka (r.) und sein Team menschliche Überreste - vermutlich aus dem Spätmittelalter.

Foto: Fischer

Kaum hatten die Bauarbeiten für den barrierefreien Weg rund um den St.-Viktor-Dom begonnen, lagen sie wieder auf Eis. Bauarbeiter stießen in rund einem Meter Tiefe auf menschliche Überreste. "Vermutlich aus dem Spätmittelalter, 1400 bis 1600 nach Christus", lautete die erste Einschätzung von Dieter Hupka von der Kölner Fachfirma Archbau.

Am Morgen hatten Bagger damit begonnen, das Kopfsteinpflaster rund um einen Regenwasserkanal zwischen dem Dreigiebelhaus und der Westseite des Doms aufzubrechen. Diese Arbeiten sind nötig, um den Weg rund um den Dom zu bauen. Von Beginn an begleitet wurden diese von Dieter Hupka und seinen Kollegen Konrad Rump und Thomas Maas. "Dass hier etwas liegt, wusste man von früheren Bauarbeiten. Und das Denkmalschutzgesetz schreibt vor, dass Erdarbeiten in solch einem historischen Umfeld archäologisch begleitet werden müssen", erklärte Hupka.

 Auch Fragmente eines Unterkiefers wurden gefunden.

Auch Fragmente eines Unterkiefers wurden gefunden.

Foto: Plüm

Dass diese Vorschrift durchaus sinnvoll ist, zeigte sich am Xantener Dom schon nach wenigen Baggerfuhren. In einer alten Kanaltrasse kamen mehrere Knochenfragmente - darunter Skelettteile und Schädel - zum Vorschein. Für Hupka keine Überraschung: "Im Mittelalter waren Friedhöfe oft überfüllt. Die Menschen mussten ihre Verstorbenen also außerhalb der Städte bestatten." Um eine derartige Grabstätte müsse es sich daher auch bei der jetzigen Fundstelle handeln. "Überreste aus der Römerzeit sind das aber nicht, die liegen noch einmal eine Etage tiefer."

Bis dorthin werden Hupka und sein Team allerdings nicht vorstoßen. "Wir müssen uns an die durch die Bauarbeiten vorgegebene Tiefe halten." Und auch das Tempo der archäologischen Grabungen wird durch den Fortschritt der Kanalsanierung bestimmt. "Das ist schon ein Zwiespalt: Wäre das eine wissenschaftliche Grabungsstätte, dann würden wir hier viel behutsamer vorgehen", erläutert Hupka. Nun dürfen die Archäologen allerdings nur das "bearbeiten", was der Bagger freilegt.

Trotz der gebotenen Eile gingen die drei Archäologen gestern mit der nötigen Vorsicht zu Werke - schließlich wurde einer der gefundenen Schädel vorher bereits von der Baggerschaufel zertrümmert. Mit kleinen Kellen kratzten sie die Erde von den Knochen, fotografierten und vermaßen, sammelten schließlich auch Beifunde ein. "Wir haben einige alte Scherben gefunden, die für sich alleine genommen keine großartige Aussagekraft hätten. Allerdings können wir über sie das Alter der Knochenfunde genauer bestimmen", sagte Hupka.

Er schätzt, dass in den kommenden Tagen und Wochen noch weitere Funde ans Tageslicht kommen. Inwieweit die Verzögerung der eigentlichen Arbeiten darüber hinaus die eingeplanten 150.000 Euro Baukosten für den barrierefreien Weg rund um den Dom steigern, steht derweil noch nicht fest.

(p-m)
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