Xanten Basta begeistern mit A-Capella auch die Männer im Publikum

Xanten · Als René Overmann in der letzten Zugabe mit typisch unbeholfener Gestik Herbert Grönemeyer parodiert und dabei den Marianne Rosenberg Hit "Er gehört zu mir" ins Mikrofon nuschelt, hielt es keinen der rund 500 Besucher mehr auf dem Stuhl. Standing Ovations, die sich das A-Cappella-Quintett "Basta" mit ihrem zweistündigen Auftritt im Wardter Strandbad mit Liedern voller Wortwitz und Ironie absolut verdient hatte.

Glaubt man William Wahl, zieht A-Cappella naturgemäß eher das weibliche Geschlecht in seinen Bann. "In jedem Konzert sitzen Männer, die auf A-Cappella keine Lust haben, die von ihren Frauen mitgeschleift wurden und lieber in der Kneipe oder auf der Couch wären. Aber sie denken sich: Happy wife, happy life", erzählte der Bandleader und widmete den Männern im Publikum das Lied "Schön, dass du gekommen bist".

Neu in der Band ist seit dieser Tournee Hannes Herrmann. Dass er mit seinen 27 Jahren deutlich jünger ist als seine Sangeskollegen, nimmt der Hamburger mit Humor: "Ich habe mich immer schon für die Geschichte der Siebzigerjahre interessiert. Jetzt habe ich gleich vier Zeitzeugen gefunden." Witzige Moderationen wie diese gab es zuhauf, sie sind mehr als nur schmückendes Beiwerk.

Die Grenzen zwischen einem A-Cappella-Konzert und Musik-Comedy sindfließend. Als Grundgerüst diente das im vergangenen Jahr erschienene Album "Freizeichen". Aus dem stammt auch die Urlaubsabrechnung "Sodom und Gomera", in dem sich die Boygroup herrlich sarkastisch über "Badebehoste Bierbäuche" am Strand auslässt. Refrain: "Wer hat mir bloß zu dieser Anlage geraten?"

"Ich mache Urlaub unter Primaten". Basta-Texte enthalten nicht nur feinsinnige Ironie oder auch mal rustikalen Humor, sondern bedienen häufig auch gängige Klischees. "Ich arbeite in unseren Songs gerne Klischees auf, spiele damit", erklärt William Wahl, der die meisten Titel schreibt. Jede Menge Lacher erntet die Band immer dann, wenn sie mit pointierten Texten die skurrilen Dinge des Alltags beschreibt, wie etwa in dem Lied "Die Putzfrau". René Overmann erklärt darin mit treuem Augenaufschlag, seine Wohnung erstmal gründlich gereinigt zu haben, weil es ihm peinlich war, die Reinigungskraft in sein Chaos zu lassen.

Die Bandbreite ihres Könnens demonstrierte Basta mit "einem Coversong von den Dorfleuten". Das Ziel, den Village-People Hit "YMCA" noch schlechter hinzukriegen, haben die Instrumenten-Abstinenzler allerdings deutlich verfehlt. In ihrer Version mit dem Titel "ADHS" imitierten sie nicht nur auf gewohnt beeindruckende Weise Gitarren und Drums, sondern erhielten zwischendurch für die realistisch anmutenden Geräusche eines startunwilligen Motors Szenenapplaus. Nach Nummern wie das Büroshanty "Cut, copy & paste", "Laktosetoleranz" oder "Nachkommen" fiel es dem Publikum am Ende leicht, der im Reggae-Rhythmus vorgetragenen Forderung "Legalize A-capella" zuzustimmen.

(RP)
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