Energiewende am Niederrhein Aus Biogas wird Sonsbecker Landstrom

Xanten · An der Balberger Straße auf dem Hof der Familie Boßmann wird mit einem Methan-Gasgemisch Strom erzeugt. Die grüne Energie vermarkten der Raiffeisenmarkt der AgriV und die Biokraft Moers/Dinslaken GmbH zu günstigen Konditionen.

 Jonathan Niehaus von Biokraft (links) und Landwirt Stefan Boßmann am Blockheizkraftwerk. Hinten links sieht man die Biogasanlage.

Jonathan Niehaus von Biokraft (links) und Landwirt Stefan Boßmann am Blockheizkraftwerk. Hinten links sieht man die Biogasanlage.

Foto: Olaf Ostermann

Es ist ein Produkt, das bestens zur "grünen Perle am Niederrhein" passt. "Sonsbecker Landstrom" wird im Raiffeisenmarkt der AgriV (Agrar im Verbund) am Wildpaßweg und von der Biokraft Moers/Dinslaken GmbH angeboten. Die Energie kommt weder aus Windrädern an der Nordsee noch aus konventionellen Kraftwerken. Sie wird in Sonsbeck an der Balberger Straße auf dem Hof der Familie Boßmann in einem Blockheizkraftwerk erzeugt. Das Methan-Gasgemisch dafür stammt aus der Biogasanlage von Stefan Boßmann, ein Großteil des Grundmaterials kommt aus der eigenen Schweineproduktion des Familienbetriebs in dritter Generation.

Strom erzeugt Stefan Boßmann mit der Anlage bereits, seitdem er sie 2011 als einen günstigen und umweltfreundlichen Energielieferant für seinen Hof in Betrieb genommen hat. Lange Zeit speiste er ihn ins öffentliche Netz ein, wie viele andere auch, etwa aus den Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Die Zusammenarbeit mit den beiden Partnern und die Erzeugung von "Sonsbecker Landstrom" öffnet aber neue Möglichkeiten: Sie bietet handfeste Vorteile für die Bürger, die im Umkreis von 4,5 Kilometern um den Hof der Familie Boßmann leben. Sie können nämlich den Sonsbecker Landstrom beziehen - und zahlen deutlich weniger als bei den ansonsten üblichen Tarifen.

Für einen privaten Haushaltskunden bei 4000 kWh Jahresverbrauch rechnet Biokraft eine Ersparnis über 200 Euro jährlich vor. Ein Gewerbekunde mit 45 000 kWh-Stromverbrauch könnte demnach 2271 Euro weniger zahlen als bei ansonsten ortsüblichen Angeboten.

Warum ist der Sonsbecker Landstrom günstiger?

Jonathan Niehaus von der Biokraft GmbH: "In dem begrenzten Umkreis um die Anlage lässt der Gesetzgeber durch Steuervorteile eine andere Preispolitik bewusst zu, um so den die Energiewende unterstützenden Projekten unter die Arme zu greifen." Das Konzept "Aus der Region für die Region" setzt Biokraft bereits an anderen Standorten etwa im schleswig-holsteinischen Hennstedt und Bornheim erfolgreich um. Auch in Sonsbeck wurden bereits erste Kunden gewonnen. Neben der Stromerzeugung kann Boßmann auch noch Wärme aus seiner Anlage anbieten. Er selbst nutzt sie vor allen Dingen für den Schweinestall, denn die Ferkel brauchen es in den ersten Wochen angenehm warm. Erster Gedanke war zudem, ein nahegelegenes Seniorenheim auf diesem Weg preisgünstig heizen zu können. Alternativ ist Boßmann derzeit in Überlegungen, organische Stoffe weiter aufzubereiten und diese für den Verbrennungsprozess zu nutzen. Das würde den Wirkungsgrad seiner Anlage erhöhen.

(RP)
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