Müllentsorgung über Kanalisation Was Kanal-Arbeiter so alles in den Abflüssen finden

Sonsbeck · Störfall im Sonsbecker Kanalnetz: Drei Mitarbeiter des Bauhofes waren über Stunden damit beschäftigt, eine verstopfte Pumpe wieder gängig zu machen. Was sie als Ursache fanden, ist erstaunlich.

 Ein Wischmob hat die Kanalpumpe in Sonsbeck gestoppt.

Ein Wischmob hat die Kanalpumpe in Sonsbeck gestoppt.

Foto: Gemeinde

Der Frühlingsmarkt in Sonsbeck hatte bei herrlichem Sonnenschein zahlreiche Besucher angezogen. Als die längst wieder den Heimweg angetreten hatten, war der Bauhof dabei, aufzuräumen und die Absperrungen abzubauen, als auf dem Handy des Notdienstes fürs Kanalnetz eine Alarm-SMS einging. Die Pumpstation an der Filderstraße mitten im Ort meldete eine Störung. Der Notdienstler und zwei seiner Kollegen rückten aus. Nachdem das Trio die schwere Eisenplatte über dem fünf Meter tiefen Betonsumpf geöffnet hatte, sahen die drei Männer vom Bauhof – einer von ihnen war Elektriker – dass die Pumpe ihren Dienst aufgegeben hatte. Totalausfall. Ursache für den Stillstand im übel riechenden Untergrund: Ein Wischmopp, der den Saugstumpf der Pumpe verstopft hatte, sodass nichts mehr ging. Der Befund bedeutete Spätschicht am Sonntagabend. Für den Trupp war der Tatort passé.

Die Bauhofleute brauchten Stunden, um die Pumpe im Sumpf, wo die Abwässer aus den nördlich und östlichen Teilen des Ortes zusammenfließen, auszubauen und wieder gängig zu machen. Es war schon nach 22 Uhr, so berichtete Bau-Ingenieurin Katrin Schäfer vom Fachbereich Tiefbau im Rathaus, als das Abwasser wieder auf eine höhere Ebene gehoben werden konnte. Von der aus kann es hinter der Realschule wieder im Gefälle im Kanalrohr bis zur Kläranlage fließen, die der Niersverband im westlichen Außenbereich Sonsbecks betreibt.

Dieser Zwischenfall im Kanalnetz kostete nicht nur Zeit und damit Geld. „Ärgerlich wird es dadurch, dass derartige Störungen – wie im Übrigen in vielen anderen Kommunen auch – keine Einzelfälle sind und tendenziell sogar zunehmen“, sagt Katrin Schäfer. Auch an der Station Filderstraße, aber nicht nur da.

Hauptgrund für die missliche Entwicklung sei der unbedachte Umgang mit synthetischen Feuchttüchern, die nach Gebrauch arglos ins Klo geworfen, abgespült werden und so im öffentlichen Kanal landen. Da die Materialien, anders als Toilettenpapier, reißfest seien, würden sie den Fluss des Abwassers ins Stocken bringen, weil die elektrischen Pumpen die problematische Fracht irgendwann nicht mehr verdauen. „Wir hatten auch Pumpen, die nicht mehr repariert werden konnten“, so die Ingenieurin.

Eine neue Pumpe koste zwischen 3000 und 5000 Euro. Aber nicht nur deshalb droht die Verwaltung Verursachern solcher Schäden, sollten sie denn ermittelt werden können, mit einem Bußgeldbescheid und einer Schadenersatzforderung. Auch die Gefahren für die Umwelt sind nicht unerheblich, sagt Katrin Schäfer. Bei länger anhaltenden Störungen komme es zu einem Stau des Abwassers in der Kanalisation mit der Folge, dass es an tief liegenden Punkten im Gemeindegebiet zum Austritt von Abwasser kommt.

Die Tiefbau-Mitarbeiterin appelliert daher an die Bevölkerung, beim Putzen auf den guten alten Putzlappen zurückzugreifen, den könne man waschen oder andernfalls in der Mülltonne entsorgen – ins Klo gehört auch der nicht.

(bp)
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