Vortrag von Übersetzer Klaus Jöken in Xanten Der deutsche Meister der Asterix-Wortspiele

Xanten · Der gebürtige Klever Klaus Jöken berichtete in Xanten über seine Arbeit als deutscher Übersetzer für die Asterix-Bände. Er sprach über Greif-Wortspiele im aktuellen Abenteuer und erklärte, warum er den Namen Caligarius auch nachträglich nicht bereut.

 Gastgeber und Referent: Christoph Eger, Leiter des LVR-Römermuseums im Archäologischen Park Xanten (APX), begrüßte am Donnerstag Klaus Jöken (r.), deutscher Übersetzer der Asterix-Bände.

Gastgeber und Referent: Christoph Eger, Leiter des LVR-Römermuseums im Archäologischen Park Xanten (APX), begrüßte am Donnerstag Klaus Jöken (r.), deutscher Übersetzer der Asterix-Bände.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Über das Wortspiel freut sich Klaus Jöken immer noch. Der gebürtige Klever kichert, während er am Donnerstagabend im Xantener LVR-Römermuseum über seine Arbeit am aktuellen Asterix-Band spricht und erklärt, warum in der deutschen Ausgabe eine Figur Globulus heißt. Das hat er sich ausgedacht, der Übersetzer, wie so viele Namen und Wortspiele in den vergangenen Asterix-Bänden. Seit 2004 übersetzt Jöken, der vor vielen Jahren eine Französin geheiratet hat und seitdem in Frankreich lebt, die Abenteuer der Gallier ins Deutsche.

In „Asterix und der Greif“ schickt Cäsar eine Expedition ins Barbaricum, also den unerforschten Teil der Erde östlich von Europa. Dort sollen seine Legionäre einen Greif finden – Cäsar verspricht sich Ruhm davon. Unter den Anführern seiner Expedition ist auch ein Geograf. Im französischen Original sei der Name dieser Figur vom Ausdruck „terre inconnue“, also „unbekanntes Land“ abgeleitet, erklärt Jöken seinen Zuhörern. Also habe der deutsche Name auch etwas mit Geografie zu tun haben müssen. Er habe dann an einen Globus gedacht, und das sei auch schon ganz gut gewesen, weil römische Namen in den Asterix-Bänden immer auf -us enden müssten. Aber Globus allein sei dann doch zu einfach gewesen. Also habe er die Figur Globulus genannt. Jöken muss wieder kichern: „Das erinnert gleichzeitig an die kleinen Kügelchen, das ist ein zusätzlicher Gag.“

Das Publikum lacht mit ihm, es ist ein sehr unterhaltsamer Vortrag. Das Römermuseum hat den Niederrheiner eingeladen, um über historische Fakten in den Asterix-Bänden zu referieren. Die Zuhörer interessiert aber mehr, wie seine Arbeit als Übersetzer aussieht. Sie wollen zum Beispiel wissen, ob er einen Namen nachträglich bereut: Im französischen Original von „Asterix in Italien“ aus dem Jahr 2017 heißt der Schurke Coronavirus. Autor Jean-Yves Ferri hat neulich erklärt, dass es Zufall gewesen sei. „Ich habe einfach aus einer Liste von Viren eines ausgewählt, das sich böse anhört.“ Später wirkte es wie eine düstere Vorahnung.

In der deutschen Übersetzung gab Jöken dem Schurken einen anderen Namen: Er nannte ihn Caligarius. „Das fand ich besser“, sagt er am Donnerstag und erklärt, dass dieser Name an Doktor Caligari erinnere, also an den ersten Bösewicht im deutschen Film überhaupt. Gleichzeitig sei es das lateinische Wort für Schumacher, und weil diese Comicfigur ein Rennfahrer sei, passe es ganz gut. Jöken lacht wieder. „Ein Gag, den man im Französischen nicht hat.“ Deshalb bereue er diesen Namen auch heute nicht.

Während seines Vortrags wird deutlich, wie viel Wert er auf jedes einzelne Wort legt – und wie aufwändig die Übersetzung eines Asterix-Comics ist. Zwei bis zweieinhalb Monate arbeite er an der deutschen Fassung, berichtet Jöken. Tag und Nacht sitze er daran. Alles andere rücke dann in den Hintergrund, selbst das Essen – denn der Abgabetermin komme immer näher, und „beim Comic muss wirklich alles sitzen, selbst wenn es kleine Wortspiele sind“. So sei es beim letzten Abenteuer der Gallier einmal vorgekommen, dass er gegen 17 Uhr in der Küche gegessen habe. Sein Sohn sei in den Raum gekommen und habe ihn gefragt, ob es noch das Mittagessen oder schon das Abendessen sei. „Frühstück“, habe er geantwortet.

Ob er denn freie Hand habe, fragt ein Zuhörer. Nein, sagt Jöken. Er müsse seine Übersetzung dem französischen Verlag vorlegen, sie werde zurück ins Französische übersetzt und eventuell korrigiert, er müsse sich auch für seine deutsche Fassung rechtfertigen. „Ich versuche immer, möglichst nah am Original zu bleiben.“ Aber wenn er etwas bei der Übersetzung ins Deutsche ändere, einen Namen oder ein Wortspiel, frage er vorher den Autor. „Wenn ich gute Argumente habe, sagt er Ja, aber manchmal auch Nein.“

Zum Schluss bringt er noch ein Beispiel für ein Wortspiel im neuen Asterix-Band. Das Wort Greif komme in vielen deutschen Wörtern vor, in zugreifen, eingreifen, angreifen, vergreifen, sagt Jöken. „Mit solchen Wortelementen kann ich spielen.“ So habe er die Römer, die nach dem Greif suchten, in der deutschen Übersetzung die „Eingreiftruppe“ genannt. Jöken schmunzelt wieder. Diese Sprach-Akrobatik macht ihm sichtlich Freude. Mehr will er aber an diesem Abend nicht verraten. Weitere Wortspiele „muss jeder selbst entschlüsseln“, sagt er mit einem spitzbübischen Lächeln.

(wer)
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