Kunstausstellung in Xanten Art-Ort – ein Erlebnis für die Augen

Xanten · Noch bis Ende Februar zeigen Xantener Händler in ihren Schaufenstern die Werke von 18 Künstlern. Die Ausstellung soll gerade jetzt, während des Corona-Lockdowns, zum Stadtbummel einladen. Wir zeigen vier Beispiele, was zu sehen ist.

 Bei Brillen Bentele zeigt Videokünstlerin Gabriele Kremer aus Vynen unter dem Titel „Dance on Screen“ gleich mehrere Arbeiten.

Bei Brillen Bentele zeigt Videokünstlerin Gabriele Kremer aus Vynen unter dem Titel „Dance on Screen“ gleich mehrere Arbeiten.

Foto: Armin Fischer ( arfi )

Die Organisatoren erhoffen sich eine „Renaissance des Schaufensterbummels“: In Xantens Innenstadt läuft in diesem Jahr wieder die Kunstausstellung Art-Ort. 18 Künstler präsentieren ihre Arbeiten in 14 verschiedenen Läden. Wegen des Lockdowns haben zwar die meisten Geschäfte geschlossen. Aber die Bilder, Fotografien, Videos und Objekte sind in den Schaufenstern ausgestellt, also von der Straße aus zu sehen. Damit wollen die Händler zum Spaziergang und Schaufensterbummel animieren, der sich über Orkstraße, Marsstraße, Markt, Kurfürstenstraße, Klever Straße und Im Niederbruch erstrecken kann. Wir stellen vier Künstler vor.

Die Videokünstlerin Gabriele Kremer aus Vynen zeigt unter dem Titel „Dance on Screen“ gleich mehrere Arbeiten. Der Schwerpunkt ihrer Präsentation liegt auf dem Thema Tanz und Performance. Ihre Arbeiten sind im Schaufenster des Optikergeschäfts Brillen Bentele zu sehen, zum Beispiel das Schwarz-Weiß-Video „Online_02“, in dem sich Tänzerinnen mal tastend, mal raumgreifend, mal rollend bewegen. Oder das Video „Across from“, in dem zuerst eine, dann zwei Figuren miteinander korrespondieren, einen fiktiven Raum zeitversetzt ertasten und schließlich ein Gegenüber bilden.

Die frühere SWR-Kamerafrau und Dokumentaristin wird häufig von Tänzern und Choreographen darum gebeten, dass sie deren Arbeiten in Videos festhält und dauerhaft erhält. „Tänze sind ja ein vergängliches Medium.“ Und mit ihren kreativen Möglichkeiten könne sie Tänze auch verändern, ihnen ihre eigene Charakteristik geben, „weg vom dokumentarischen Vorstellen“.

Die 56-Jährige sieht in Art-Ort eine „Möglichkeit, eine virenfreie Schaufensterpräsentation zu machen“. Alle Künstler seien von Corona stark betroffen, weil so viele Ausstellungen ausfielen. „Und viele, die ich ich angeschrieben habe, waren erfreut, dass Kunst gezeigt wird, weil es ein Lichtblick ist.“

 Diese Werke von Hedy Veltkamp sind im Schaufenster von Juwelier Carl Hammans an der Marsstraße zu sehen.

Diese Werke von Hedy Veltkamp sind im Schaufenster von Juwelier Carl Hammans an der Marsstraße zu sehen.

Foto: Armin Fischer ( arfi )

Hedy Veltkamp ist eine Art Veteranin der Xantener Kunstszene. Die 74-Jährige fand über den Niederrhein-Künstler Aloys Cremers zum „Entdecken der Eigenbewegung und dem Vertrauen auf die Ausdruckskraft des inneren Erlebens“, wie es auf ihrer Internetseite steht. Und sie entwickelte 2004 einen Kunstmarkt, der bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat: Klein-Mont-Martre rund um die Klever Straße.

Veltkamp entwirft abstrakte, experimentelle Malerei mit Baustoffen sowie Pigmenten und „Klangfarben-Malerei“, so dass „die Farben miteinander harmonieren“ und eine „neue Wahrnehmung und ein neues Erleben über die Farben“ stattfindet, „ihre Qualitäten und Klänge“ wahrnehmbar werden, wie sie erklärt.

Bei Juwelier Carl Hammans zeigt sie die „neueren Bilder der vergangenen zwei, drei Jahre“. Es sind abstrakte Arbeiten, sie spricht von experimenteller Malerei, „entwickelt mit Baumaterial, Marmormehl und Schüttungen von Beize und Pigmenten“, Kompositionen mit Rost-Pigmenten und Gold, gemalt nach bestimmen Themen wie „Feuer und Flamme“ oder „Wärme“ . Dazu kommen kleine und größere „Farbklang-Malereien“, wo Farben mit Linien „nicht Formen färben, sondern Farben formen“.

Veldkamp ist von der Idee der Aufstellung Art-Ort begeistert – gerade während der Corona-Pandemie sei eine solche Veranstaltung wichtig. „Alles ist geschlossen, tot, leb- und farblos. Und darüber werden die Leute einsam. Art-Ort ist ein Anziehungspunkt, um zu gucken – ein Erlebnis für die Augen und ein Glücksmoment in dieser etwas traurigen Zeit.“

 Ludgera Fährmann-Koch gestaltet Entspannungskissen, Postkarten und Lesezeichen – ausgestellt im Fenster der Buchhandlung Librarium.

Ludgera Fährmann-Koch gestaltet Entspannungskissen, Postkarten und Lesezeichen – ausgestellt im Fenster der Buchhandlung Librarium.

Foto: Armin Fischer ( arfi )

Die Xantenerin Ludgera Fährmann-Koch macht „bestimmt zehn Jahre schon“ Näh- und Stickarbeiten. Sie gestaltet Entspannungskissen, Postkarten und Lesezeichen. „Ich lasse meiner Kreativität da freien Lauf“, erzählt die 60-Jährige. Es sei einfach schön, „wenn man ein Hobby zur Kunstform machen kann“, sagt die frühere Heilpädagogin. „Das Wichtigste ist, dass der Stoff vielfältig ist und dass man immer wieder neue Kreationen entwickeln kann.“ Oft beginne eine Arbeit mit einer anderen Vorstellung in ihrem Kopf, als am Ende dabei herauskomme. Diese Entwicklung von der Idee zur fertigen Arbeit sei auch für sie spannend.

Sie ist das vierte Mal bei Art-Ort dabei. Ihre Arbeiten sind in der Buchhandlung Librarium auf der Marsstraße ausgestellt. „Die Kissen und Lesezeichen passen gut dorthin.“ Mit Büchern könne sich der Mensch entspannen – und „mit Kissen geht das noch besser“, sagt sie lachend. Eine Ausstellung nur im Schaufenster sei schon etwas anderes. Aber „jetzt gibt es keine andere Möglichkeit“. Und die Menschen könnten den Flyer im Fenster abfotografieren, mit Inhaber Volker Muthmann oder ihr in Kontakt treten. „Man braucht den Zeitvertreib – da ist Kunst eine gute Sache.“

 Hans-Gerd Krämer aus Obermörmter ist seit 2010 bei Art-Ort dabei – immer beim Kunsthandwerk Ziegler.

Hans-Gerd Krämer aus Obermörmter ist seit 2010 bei Art-Ort dabei – immer beim Kunsthandwerk Ziegler.

Foto: Armin Fischer ( arfi )

Hans-Gerd Krämer aus Obermörmter ist seit 2010 bei Art-Ort dabei – immer beim Kunsthandwerk Ziegler. „Dort habe ich die Möglichkeit, meine Sachen dekorativ auszustellen. Sie harmonieren sehr gut mit den Waren.“ Auch die Gespräche vor Ort über die Objekte machten dem Künstler Freude. „Das fällt dieses Mal weg, das ist schade.“

Der frühere Groß- und Außenhandelskaufmann ist seit etwa 2007 künstlerisch unterwegs: „Ich habe immer gerne mit Holz gearbeitet.“ Zufällig hatte er damals eine Drechselbank günstig erstanden und sich dann mit Lehrgängen weiter entwickelt. „Ich wollte einfach die Technik beherrschen.“

Seitdem hätten sich die Arbeiten laufend verbessert, „die Behandlung des Holzes durch schmirgeln, schleifen, durch Öle und Wachse“ erweitert. „Ich mache alles, was rund ist: Schalen, Vasen, Töpfe, Teller, Figuren, natürliche Ostereier – alles, was irgendwie gedreht werden muss.“ Dabei verwende er ausschließlich heimische Hölzer wie Laubholz oder Obstbaumholz. „Weil es eine gewisse Härte hat und sich gut bearbeiten lässt“, erklärt Krämer. Seit 2020 arbeitet er auch mit Epoxidharz. „Dass es wie Holz bearbeitet werden kann, aber so durchsichtig aussieht wie Glas“, das fasziniere ihn. Auch diese künsterlischen Ergüsse befinden sich im Rahmen der Art-Ort im Schaufenster.

Nachdem alle Weihnachts- und Adventsmärkte ausgefallen seien, sei es geradezu wertvoll, wieder ausstellen zu können. Und auch den Menschen bringe die Kunstausstellung eine Menge, sagt Krämer. „Wenn ich dazu beitragen kann, dass sie rausgehen, dann ist das schon etwas wert, bemerkt der Xantener Künstler.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort