Schülerparlament in Sonsbeck Das kleine Einmaleins der Demokratie

Sonsbeck · An der Sonsbecker Johann-Hinrich-Wichern-Gemeinschaftsgrundschule gibt es ein Schülerparlament, um die Kinder an der Gestaltung des Schullebens teilhaben zu lassen. Wir waren bei einer Plenarsitzung zu Gast.

 18 Klassensprecher gehören dem Schülerparlament der Sonsbecker Grundschule an. Sie tragen die vorher im Klassenrat besprochenen Ideen und Anliegen vor. Am Podium-Tisch steht Schulleiter Martin Nenno.

18 Klassensprecher gehören dem Schülerparlament der Sonsbecker Grundschule an. Sie tragen die vorher im Klassenrat besprochenen Ideen und Anliegen vor. Am Podium-Tisch steht Schulleiter Martin Nenno.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Hannah und Janosch haben heute ein wichtiges Anliegen für ihre Klasse im Schülerparlament vorzutragen. Einige Kinder der 3a wünschten sich größere Stühle und Tische, sagen die beiden Klassensprecher. „Mit jeder Klasse werden die Tische und Stühle ja größer, weil auch wir größer werden“, erklärt Hannah. „Aber wir haben das Gefühl, noch auf den Stühlen der Zweitklässler zu sitzen.“ Die Forderung der beiden Kinder bleibt nicht ungehört. Im Forum der Johann-Hinrich-Wichern-Gemeinschaftsgrundschule ist ein Plenum versammelt. Die 18 Mitglieder sind allesamt demokratisch gewählte Vertreter, Klassensprecher von der zweiten bis zur vierten Jahrgangsstufe. Sitzungsleiter ist Rektor Martin Nenno, der Protokoll führt und alle Anliegen der Kinder notiert.

Denn an der Sonsbecker Grundschule werden demokratische Prozesse nicht nachgespielt, die Kinder dürfen tatsächlich mitbestimmen, im Schülerparlament ihre Forderungen und Ideen vortragen, debattieren und so aktiv das Schulleben mitgestalten. „Die Kinder sollen verinnerlichen, dass sie ein Recht auf eine eigene Meinung haben, und lernen, diese Meinung kundzutun“, erklärt Nenno. Dabei gehe es natürlich nicht darum, sich möglichst lautstark Gehör zu verschaffen. Die Kinder sollen in der Versammlung einander zuhören und sich aufeinander beziehen lernen. Was in so mancher Stadtratssitzung reiner Wunschgedanke scheint, wird von den Kindern dagegen bereits gut umgesetzt.

Selbst bei dem Dauerthema Schülertoiletten melden sich die Klassensprecher nur nach Handzeichen zu Wort. Zum Ende der Pausen seien die Schlangen vor den Toiletten sehr lang, einige Kinder würden sich nicht daran halten, dass maximal drei Personen rein dürfen, und es fehle an Toilettenbürsten, beklagen die Schüler. Auch diese Beschwerden notiert Nenno, fügt aber hinzu: „Wenn jemand sich nicht an die Regeln hält, seid auch ihr gefragt, ihn darauf hinzuweisen.“

Kindern altersgerecht Verantwortung zu übertragen, gehört zum Konzept des Schülerparlaments dazu. Deshalb sind auch die Schüler aufgefordert, die Inhalte der Versammlung später in den Klassen zu berichten. Ein Sitzungsprotokoll dient nur der Vollständigkeit. „Der Austausch ist wichtig“, betont Nenno. Sowohl zwischen den Kindern, weshalb vor dem Schülerparlament immer der Klassenrat tagt, wie auch mit den Pädagogen, „um zu erfahren, was den Schülern überhaupt am Herzen liegt“, so Nenno.

Kommunikation auf Augenhöhe sei da das Schlüsselwort. Selbst wenn nicht alle Wünsche erfüllt werden können: Die Klobürsten etwa seien entfernt worden, weil einige Kinder damit Unsinn trieben, den von Elias geforderten Lederball in den Pausen könne es wegen der Verletzungsgefahr nicht geben (es gibt Schaumstoffbälle), und auch Mayas Anliegen, die Pausenbrote wieder mit auf den Schulhof nehmen zu dürfen, ließe sich wegen der Corona-Vorgaben nicht realisieren. All das erklärt Nenno den Schülern jedoch, lässt Widersprüche zu, stiftet Verständnis.

Und doch: Vieles wird vom Schülerparlament auch in Gang gesetzt. Die Entscheidung für ein Kletterrondell, das inzwischen auf dem Schulhof steht, haben die Kinder getroffen, zudem eine Plastik-Sammelaktion zum Schutz der Umwelt beschlossen. Und auch heute zeigt die Versammlung wieder Wirkung: Schon kurz nach der Plenarsitzung kontrolliert die Klassenlehrerin der 3a die Größe der Tische und Stühle. Manchmal liegen „Bürgerwille“ und Lösung eben doch nah beieinander.

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