Amelie Beckmann aus Xanten „Pflege ist so etwas wie deine Familie“

Xanten · Die Xantenerin Amelie Beckmann hat eine lebensgefährliche Erkrankung überlebt und in dieser Zeit am eigenen Leib erfahren, wie wichtig Fürsorge ist. Nun macht die 25-Jährige selbst eine Ausbildung im St-Josef-Hospital.

 Amelie Beckmann macht im St.-Josef-Hospital eine Ausbildung zur Krankenpflegerin, um – wie sie sagt – etwas zurückzugeben.

Amelie Beckmann macht im St.-Josef-Hospital eine Ausbildung zur Krankenpflegerin, um – wie sie sagt – etwas zurückzugeben.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

„Die Pflege, die ist immer da. Sie ist so etwas wie deine Familie im Krankenhaus“, sagt Amelie Beckmann. Und die 25-Jährige weiß, wovon sie spricht. Die junge Frau, die seit April 2018 im St.-Josef-Krankenhaus eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin macht, hat am eigenen Leib erfahren, „wie wichtig es ist, dass Menschen für dich da sind“.

Vor vier Jahren ist die Xantenerin lebensgefährlich erkrankt: Sie hatte eine Sinus- und Hirnvenen-Thrombose im Kopf. Bei einer Not-Operation in der Uni-Klinik Essen wurde ihr ein Teil der Schädeldecke entfernt, um den Hirndruck zu entlasten. Eine Woche lag sie im künstlichen Koma. 16 Tage nach der ersten OP musste sie erneut operiert werden, weil sie den Blutverdünner nicht vertragen und Hirnblutungen bekommen hat. Ihren Eltern haben die Ärzte nicht viel Hoffnung gemacht, dass sie ihre Tochter so wieder bekommen würden wie vor der Krankheit. „Ich hatte unglaubliches Glück. Niemand wusste, ob ich ein Pflegefall werde“, sagt Beckmann.

Angefangen hat alles hat im September 2015 in New York, wo die damals 21-Jährige mit ihrer besten Freundin Urlaub machte. „Nach ein paar Tagen ging es mir ganz schlecht. Ich hatte sehr starke Kopfschmerzen, Schwindel, neurologische Ausfälle, bin immer wieder umgekippt“, so Beckmann. Wieder zu Hause, ließ sie sich direkt ins Krankenhaus in Wesel fahren und wurde von dort aus sofort nach Essen gebracht. „Drei Wochen habe ich stramm liegen müssen“, erzählt Beckmann und ergänzt: „In der Zeit meiner Erkrankung habe ich zu schätzen gelernt, wie wichtig gute Pflege ist“.

Zwei Monate war sie in der Reha, hat dort wieder laufen gelernt. Ihre Muskeln hatten sich zurückgebildet. „Da braucht es schon sechs bis acht Wochen, um sie wieder zu aktivieren“, erklärt Thomas Janssen, seit zehn Jahren Pflegedienstleiter im St. Josef-Hospital. Ende 2015 musste die junge Frau wieder in die Uni-Kilink, um sich ihre Schädeldecke wieder einpflanzen zu lassen. Inzwischen ist Beckmann wieder gesund. Zwar habe sie noch heute ab und an Kopfschmerzen. „Doch damit kann ich leben“, sagt Beckmann.

Zwei Jahre befand sich die lebensfrohe Xantenerin im Krankenstand, hat in dieser Zeit viel nachgedacht. Auch darüber, dass sie eigentlich nicht glücklich ist in ihrem erlernten Job als Groß- und Außenhandelskauffrau. „Irgendwie war für mich der Zeitpunkt da, etwas zurückzugeben“. Also machte sie zunächst ein Praktikum im St.-Josef-Krankenhaus. „Vom ersten Tag an wusste ich: Das ist es, was ich machen möchte“, betont Beckmann.Sie bewarb sich um einen Ausbildungsplatz, spielte „von Anfang an mit offenen Karten“, so Pflegedienstleiter Janssen, der nach dem Praktikum keine Zweifel hatte, dass Gesundheits- und Krankenpflegerin der richtige Beruf ist für die Xantnerin.

Auch der Schichtdienst macht der 25-Jährigen nichts aus, die alle Abteilungen im St.-Josef-Spital durchläuft, 2021 ein gutes Examen machen und gerne nach der Ausbildung dort arbeiten will. Ein Wunsch, mit dem Beckmann bei Janssen offene Türen einrennt. Ihre Geschichte hat ihn fasziniert: „Wer so etwas überlebt und dann so gesund wieder dasteht, der hat unglaublich viel Lebenswillen“.

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