Generationentreff in Lüttingen Spannende Geschichten von früher

Xanten · In der Lüttinger Hagelkreuz-Schule kam es zu einem angeregten Nachmittags-Austausch der Generationen.

 Jung trifft Alt: Ältere Menschen wie Heinrich Willemsen berichteten Emilia Pauschert und anderen jüngeren Lüttingern, wie das Leben früher war.

Jung trifft Alt: Ältere Menschen wie Heinrich Willemsen berichteten Emilia Pauschert und anderen jüngeren Lüttingern, wie das Leben früher war.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

An einer Pinnwand hingen Fotos von früher, auf der Bühne standen gemütliche Sessel: In der Hagelkreuzschule fand am Samstag erstmals die Veranstaltung „Jung trifft Alt“ statt, organisiert von Dorfwerkstatt, Schwesternschaft und Landjugend. „Der Grundgedanke entstand im vergangenen Jahr – dass die alte Generation der jungen Generation die Dorfgeschichten und die Geschichten aus der eigenen Jugend erzählt“, erklärte Georg Schulz, der den Nachmittag zusammen mit Daniela Hommen moderierte.

Viele junge und alte Lüttinger kamen. Fünf Ehrengäste waren eingeladen worden, die aus ihrer Kindheit und Jugend erzählten. Margret Scholten begann: „Ich bin geboren bei Rees, es ist meine Heimat, aber zuhause bin ich in Lüttingen.“ Und weiter: „Wir hatten vier Geschwister. Wir gingen zu Fuß. Das erste Rad gab´s erst nach dem vierten Schuljahr“, berichtete die 90-jährige. „Ich musste mit dem Pferd die Brote holen. Die schmeckten auf dem Feld besser als zu Hause.“ Maria Wilmsen beantwortete die Frage, welches Spielzeug es früher gab: „Wir hatten einen Ball aus alten Lappen – und wir haben viel Fangen gespielt“, erinnerte sich die 80-jährige. Gerd Kühne berichtete von „kleinen Dummheiten“ selbst in Kriegszeiten: „Wir haben dem Nachbarn Knallfrösche auf die Fensterbank gelegt, geklingelt und als die Tür aufging, sind sie geplatzt.“ Ilse Wäscher erzählte von der ersten Liebe: In der „sechsten oder siebten Klasse“ sei per Zettel von ihrem Schwarm gefragt worden, ob sie mit ihm gehen wolle. „Ein paar Tage später haben wir uns getroffen, dann Händchen gehalten, und es gab den ersten Kuss. Am nächsten Tag war er stur wir ein Panzer – da war´s vorbei“, erinnerte sie sich.

Nach dieser ersten Runde durften die Anwesenden zwanglos bei Kaffee und Kuchen miteinander an den Tischen sprechen und in alten Fotoalben blättern. In der dritten Runde saßen dann die fünf Ehrengäste mit den Besuchern und Schulkindern an den Tischen. Die Zuhörer stellten Fragen: „Wie war damals Mode?“, „Mussten sie viel im Haushalt helfen?“ oder „Was wollten Sie mal werden?“ Einig waren sich alle fünf: Richtig Mode gab es zu ihrer Zeit nicht. „Auch für Jungs gab´s nur Strümpfe, die mit Bändern zusammengehalten waren“, erzählte Heinrich Willemsen, mit 95 Jahren der älteste Bewohner des Ortes. Später erzählte er noch, wie man mit Kuhmist den Deich gesichert hatte und der Rhein 1929 und 1947 zugefroren war. Und Weihnachtsgeschenke gab es als Kind kaum, erzählte Ilse Wäscher. „Mutter hat Spritzgebäck in Tonnen gebacken, es hab Zinnsoldaten nach dem Bleigießen. Aber eine Puppe, die hatte ich nie“, sagte sie.

Bei Kindern und Erwachsenen sorgten die Berichte für Staunen und Faszination. „Das ist für uns alles so unrealistisch und unvorstellbar“, meinte die 17-jährige Shirin. Mechthild Lauff fand die Idee des Nachmittags einfach nur gut. „Es ist sehr wichtig, dass die junge und die alte Generation aufeinander zugehen.“ Und Edgar Hußmann sprach vielen Anwesenden wohl aus dem Herzen, als er sagte, dass er den Erzählungen der älteren Menschen sehr gern zugehört habe. „Das sollte man auf jeden Fall wiederholen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort