Xanten Als in der Schule noch gespart wurde

Xanten · "70 Jahre Deutsche Mark" - In der Sonderausstellung im Wardter Geldmuseum kann man dem deutschen Wirtschaftswunder auf die Spur kommen. Exotische Exponate wie Kauri-Muscheln erzählen spannende Geschichten.

 Im Geldmuseum lassen exotische Exponate stauen: Dazu gehört ganz sicher auch das Kanonengeld aus Samoa.

Im Geldmuseum lassen exotische Exponate stauen: Dazu gehört ganz sicher auch das Kanonengeld aus Samoa.

Foto: Armin Fischer

Mit Museumsdirektor Norbert Müller lässt sich im Wardter Geldmuseum deutsche Nachkriegsgeschichte erleben. Das Jahr 2018 bietet ihm den besonderen Anlass, mit einer Sonderausstellung an die Einführung der Deutschen Mark vor 70 Jahren zu erinnern. Eine muntere Schar an Gästen hatte er eingeladen, sich mit ihm auf eine Zeitreise zu begeben.

 Johan H. Mooij, Oskar Haan, Jürgen Schweitzer, Svenja Hoefer, Wolf-Dieter Nacken und Norbert Müller (v.l.) mit dem Entwurf zum "Wardter Taler".

Johan H. Mooij, Oskar Haan, Jürgen Schweitzer, Svenja Hoefer, Wolf-Dieter Nacken und Norbert Müller (v.l.) mit dem Entwurf zum "Wardter Taler".

Foto: Armin Fischer

Die Schau lädt ein, das Phänomen des deutschen Wirtschaftswunders zu erkunden. Dr. Karlheinz Keller, Vorsitzender der Rheinischen Münzfreunde, hob die Bedeutung der D-Mark hervor: "Die ist ein wichtiger Pfeiler der Sozialen Marktwirtschaft, die gegen den Widerstand in den eigenen Reihen durchgesetzt wurde." Weitere Elemente wie der Marshallplan legten den wirtschaftlichen Grundstein für die junge Bundesrepublik.

Keller erinnerte an den Koreakrieg, der 1950 begann. In Deutschland wuchs die Sorge vor einem dritten Weltkrieg und befeuerte die Debatte um die Wiederbewaffnung. Sie endete mit dem Beitritt in die Europäische Verteidigungsgemeinschaft. Das Ende des Korea-Krieges 1953 setzte in Deutschland mit der Wiederbewaffnung die Eisen-und Stahlindustrie wieder in Gang. "Das Wirtschaftswunder steht auf mehreren Füßen", so Keller. "Die Bedeutung der Mark ist nicht hoch genug einzuschätzen."

Auch Zeitzeugen wie Margit Oesterling kamen zu Wort. Als "Schulspar-Lehrerin" war sie neben dem Unterricht in Wesel-Feldmark für die Ausgabe von Sparmarken zuständig. Die Sondersparform, von Sparkassen ausgerufen, sorgte bei Bankinstituten für ein Wachstum der Einlagen. Für zehn Pfennig gab es eine Sparmarke, die Grundschulkinder in ein Heft klebten. "Ich gehöre zur Generation, die mit Sparen aufgewachsen ist", so Oesterling, die ihre Erinnerung in einem Buch aufgeschrieben hat. Sparen liege wohl den Genen der Deutschen, so die Schulsparlehrerin. "Mit den Sparmarken als frühe Form der Kundenbindung wurde der Sparsinn der Kinder gefördert - die praktische Seite der Erziehung." Der Weltspartag belohnte den Sparwillen mit Bleistiften oder Linealen. "Ein Bleistift kostete damals mehr als ein Ei", so die ehemalige Lehrerin. Wie sie den Tag der Währungsreform im Juni 1948 in Duisburg als Heranwachsende erlebt hat, war Bestandteil einer Lesung.

Exotische Zahlungsmittel waren "fliegendes Geld", der älteste Geldschein von 1356 oder die Kauri-Muschel sind ebenso zu bestaunen. Zu den Kauri-Muscheln gehört auch die Dauerleihgabe der Familie Kassner aus Sonsbeck. Vorfahr Heinrich Rudlof hatte bei einer Reise einem indianischen Stammessohn durch Verabreichung von Rizinusöl vorm Darmverschluss bewahrt und so das Leben gerettet. Zum Dank erhielt er den indianischen Schmuck, bei den Kassnern seit Generationen im Familienschatz gehütet. Zur Ausstellung "70 Jahre Deutsche Mark" ist eine limitierte Sondermünze im Museum erhältlich.

Öffnungszeit: samstags, 14-17 Uhr, sonntags, 14-18 Uhr. Die Ausstellung dauert bis zum 30. November. Führungen unter Tel. 02801 9856888

(RP)
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